Kunrad 60 Dezember 10 Schulde, Messe der Sinne un Bahnübergang

Kunrad 60

Gude, die Herrschafte,

die Weihnacht steht an un es Jahr is fast rum. Natürlich war widder ein mords Trubel so kurz vorm Fest. De Sturm Alexander hat uns schon mal gesacht, wie´s in de Zukunft aussieht. Im Jahr 2030 hätte mer 886 Millione Schulde. Sauwer, des kriege sonst nur Banke un andere angesehene Bankrotteure odder awer EU-Staate hin. Dann gehörn mir jedenfalls aach zur Hot-Volley – odder wie des geschriewe wird! Deshalb bräuchte mir wie Bund un Land jetzt eine Schuldenbremse, meint de Alexander. Wisse Sie mit der Schuldebremse da hab isch so meine Schwierigkeite. Isch möcht wette, dass mer all bald höhere Schulde habbe un die Politiker dann sache: „Gut, dass mer die Schuldebremse habbe, sonst wärn die Schulde noch höher!“ Die finde schon en Weg, dass se alles kaputt kriege! Un meine radikale Sparplän will sowieso keiner hörn, grad nit in de Vorweihnachtszeit, in der gern uff Pump Gaben gereicht werde. Na ja!
Dann gab es auch eine „Messe der Sinne“. Mer hat gar nit recht gewusst, wo die iwerhaupt is. Uff em Plakat hat gestanne, es wär eine Veranstaltung für Fraue un Paare. Also nix für´n Parre! Auch wurd das Wort Erotik gebraucht. Die Sorte Erotik hätt isch gern mal gesehe, wenn mer da schon als Mann allein nit nei durft. Des werd en schöne sinnliche Blödsinn gewese sein. Nur Fraue un Paare – wenn isch so was schon hör! Wahrscheinlich damit die Fraue sinnlos Geld ausgebe, weil de Mann entweder nit debei is odder nix zu sache hat.
Also, wenn einer von Ihne dort war, sache Sie mir mal Bescheid, was des für e Ding war, es intressiert mich zwar nit, awer isch tät´s schon gern wisse!
Schließlich habbe die Oweräirer ein Vorweihnachtsgeschenk gekriegt, nämlich dass die Bahnschranke ab sofort nit mehr so lang schließt. Isch hat mich erwartungsvoll vor die Schranke gestellt, was soll isch Ihne sache, also isch hab nit gemerkt, dass sich da was getan hat. Da steht de Zug noch Stunne am Bahnsteig, da geht die Schrank schon vorbeugend runner, falls die Lok sich spontan überlege sollt, einfach mal nicht fahrplanmäßig los zu fahrn. Eine anner Erklärung hab isch dafür nit. Dann hab isch aber gelese, die mindestens 10-sekündige Zeitverkürzung käm daher, dass dank modernster Technik die Schranke gleichzeitig un nit wie bisher zeitversetzt schließe würd. Früher hätt mer gesacht: „Verarsche kann isch mich auch selber!“, awer heutzutag is mer ja für jed Sekunde dankbar, die mer dann dafür hat, wie en Geisteskranke in de Weltgeschicht rumzuirre, um das Fest der Besinnlichkeit vorzubereite.
Isch wünsch Ihne, dass das bei Ihne anners is un Sie e bißje Zeit habbe für sich, Ihr Liebe un Gott un die Welt. Frohe Weihnachte un en gute Rutsch. Glatt wird´s von allein!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 59 November 10 Schulde un Soccer

Kunrad 59

Gude, die Herrschafte,

habbe Sie letzt auch gelese, wo unser Stadt welche Miese macht. Da wurd aufgelist, dass pro Jahr jeder städtische Krabbelgruppeplatz 7291 €, jeder Kinnergarteplatz 5090 € un jeder Platz bei de Schulkindbetreuung 5597 € koste dät. Dann hieß es, die Kulturhall kost 2347 €. Da musst mer genau nachlese, sonst hätt mer´s gar nit kapiert. Nit im Jahr, am Tach! Des sin dann im Jahr summa summarum 856.655 €.
Jetzt frach isch mich natürlich, wieso mer die Plätz für die Kinner im Jahr rechnet, die Koste für die Kulturhall awer am Tach. „Ei, damit´s nit so ufffällt!“, hat´mein Nachbar gesacht. Awer der weiß alles de best, bei dem bin isch vorsichtig. Mich würd nur intressiern, wann mer die Kulturhall endlich bezahlt habbe. Ja, hört des noch emal uff mit dere knapp Million pro Jahr? Könnt mer die Hall nit vielleicht e Jahrzehnt zulasse? „Nein“, sacht mein Nachbar, „die kost auch, wenn mer se mit hunnert Schlösser zusperrt!“
Meine Idee, die Kulturhall für die nächst Zeit als Soccer-Halle zu nutze, kam da leider auch zu spät. Da hat ja jetzt grad eine am Oweräirer Friedhof uffgemacht. Statt früher Tennis zu spiele, kann da jetzt gebolzt werde. Des wär ja auch was für mich, uff meine alte Jahrn noch emal die Stutze bis ans Knie zu ziehe, die Adidas Kugelblitz üwer die Keesfüß zu streife un dann gnadenlos hinzutrete! Hineingrätsche wär wohl zu riskant. Keine Ahnung, ob mer danach meine Haxe noch an die selb Stell bringe würd. Awer täte wollt isch schon gern!
Naja, bleibt halt meine sportliche Betätigung uffs Fußball gucke begrenzt, was den Vorteil hat, dass de dabei e Bier trinke kannst. Des bringt natürlich für die Stadt wenig. Würde aber die Leut weniger Bier trinke un dafür mehr Soccer spiele, wär vielleicht die Stimmung besser. Vielleicht gäb´s dann aber, weil die Männer hinnerher so kaputt wärn, weniger Kinner, was aber die Anzahl der erforderlichen Plätze in Krabbelgruppe verringern würd. Das gesparte Geld stünd dann zwar de Kulturhall zur Verfügung, die mer dann aber mangels Kinner kaum noch brauche würd. Sie sehe daran, die Welt is verzwickt, wenn nicht gar verrückt! Un da sich des reimt, muss was dran sein!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 58 Oktober 10 Newer de Kapp

Kunrad 58

Gude, die Herrschafte,

saache Sie mal, sin Sie auch so newer de Kapp wie ich? Ich bin ja so was von newer de Kapp! Morjends sach isch: „Guten Owend“, mittags bin isch mied un abends schmeckt mir es Bier nit. Letztens hab isch sogar am Sonntagabend vor einem Pilcher-Film gesesse un hab´s gar nit gemerkt, so newer de Kapp bin isch!
Des is meiner Meinung nach dieser Herbst, da stellt sich de Körper uff die Kält ein. Un des passiert heutzutag ja viel früher, weil mer im Supermarkt schon die Weihnachtsplätzcher sieht un meint es wär Advent, debei is grad erst Orwischer Kerb. Also die, wo die Plätzcher so früh in die Regale stelle, die sin noch mehr newer de Kapp wie ich!
Komisch is auch der Streit um de Oweräirer Bahnhof, da wärn noch Belastunge im Grundbuch un de Röder-Roland müsst sehe, wie er se zum Lösche bringt, meine CDU un SPD. Mir hat so en ganz Schlaue in de Wertschaft gesacht, dass des in einem notarielle Vertrag drin stehe müsst, ein Käufer würd sich üwer so was immer informiern. Dann weiß doch awer die den Bahnhof kaufende Steuerberatungsgesellschaft, was se erworbe hat. Deshalb kapier isch den Zirkus nit, odder is des schon de Bürgermeister-Wahlkampf?
Im Übrige is des so e Sach, die Bahn zu etwas zu bewege. Die hat soviel Untergesellschafte un verteilte Verantwortungsbereiche, da weiß sowieso die rechte Hand nit, was die linke macht, un die Hand nit, was die Füß mache, un de Körper nit, was de Kopp macht, un de Kopp nit, was die Kapp macht. Bei de Bahn rechnet mer nämlich nicht in Tagen oder Jahren, sondern in Generatione. Also des hätt isch alle Beteiligte von Vornherein sache könne!
Letztendlich interessiert mich awer bei dem ganze Bahnhofs-Durcheinander sowieso nur, wann jetzt endlich die Wertschaft dort uffmacht. Des is der zentrale Punkt, der dem durstige Bürger uff de Zunge brennt. Wenn da in de nächste Tage eine positive Nachricht käme, würd sich mein geistige Zustand womöglich radikal verbessern. Also rufe isch die Verantwortliche auf, in Sache Bahnhofsgaststätte schnellstmöglich Vollzug zu vermelde. Nur dann is gesichert, dass isch am nächste Sonntag nit aus Versehe es Traumschiff oder irgendwelche Liebesgeschichte vom Fjord gucke. Bitte helfe Sie mir!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad