Kunrad 96 a Dezember 13 Rückblick ohne Mandela

Kunrad 96 a

Gude, die Herrschafte,

schon is widder e Jahr rum un Sie frage mich, was alles so gewese is. De Sturm Alexander hat uffgehört, e Leitbild is erarbeitet worn, en ehrenamtliche Stadtrat gab´s nit, dafür ein Rotter Jörg un Wahle in Bund un Land, die nur Durcheinanner gebracht habbe. Dann war da noch ein winterhafte Frühling, aber als Ersatz ein ganz schöner Sommer. Die Eintracht hat im Gegesatz zu de Kickers die Klass gehalte un die Bayern warn widder mal Meister. Alles annere lasse mir mal außen vor.

Ganz neu is jetzt awer unser groß Koalition in Berlin. Die dollste Personalie is, dass unser bisherige Familienministerin ab sofort für die Verteidigung un die Bundeswehr zuständig is. Gut, wie es in manchen Familien zugehen soll, da is dann der Sprung zum Verteidigungsministerium vielleicht nicht ganz so weit. Jedenfalls kann man sich jetzt einen Panzer von der Leyen.

Noch neuer wird dann unser hessisch schwarz-grün Regierung sein. Die Koalitionäre habbe sich letztens in einem Hotel in Schlangenbad eingeschlosse bis sie sich einig werde. „Einigkeit durch Sippenhaft“ könnt mer das quasi nenne. Bleibt nur zu hoffe, dass die kein Zirkus miteinanner kriege, wie des früher üblicher, gelebter Brauch war. Sellemals habbe die sich ja bekanntlich schwarz un grün über einander geärgert. Letztendlich bleibt dene nur, die Vergangenheit ruhe zu lasse un nach vorn zu schaue.

Somit komme mir nun zu den besinnliche Gedanken, die der geneigte Leser in dieser vorweihnachtlichen Zeit zu Recht von mir erwarte darf.

Verzeihe un Aussöhne heißen, wie mer auch an den diversen Koalitionsverhandlunge sieht, die aktuellen Werte unserer Zeit! Das sollte für uns alle in dieser vorweihnachtlichen Zeit gelte, Sie werde sehe, wie gut das einem tun kann. Ich hab letztens großmütig meinem Wirt verziehe, der mir ein Export für ein Pils verkaufe wollt, un siehe da, es ging mir gut, zumal ich´s nit bezahle musst. Sie sehe, so ein Verzeihe kann sich durchaus lohne.

In diesem Sinne wünsch ich Ihne frohe Weihnachten un ein schönes Jahr 2014. Bleibe Se so, wie Sie immer wern wollte!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 96 (unveröffentlicht) (vorgesehen Dez 13, zurückgezogen, nun aber mutig doch noch) Rückblick mit Mandela

Kunrad 96

Gude, die Herrschafte,

schon is widder e Jahr rum un Sie frage mich, was alles so gewese is. De Sturm Alexander hat uffgehört, e Leitbild is erarbeitet worn, en ehrenamtliche Stadtrat gab´s nit, dafür ein Rotter Jörg un Wahle in Bund un Land, die nur Durcheinanner gebracht habbe. Dann war da noch ein winterhafte Frühling, aber als Ersatz ein ganz schöner Sommer. Die Eintracht hat im Gegesatz zu de Kickers die Klass gehalte un die Bayern warn widder mal Meister. Alles annere lasse mir mal außen vor.

Komme mir nun aber zu den besinnliche Gedanke, die der geneigte Leser zu Recht von mir erwarte darf. Letzt Woch is doch der Mandela gestorbe, also, sin Se mir nit bös, awer des war doch e Ass! Der hat 27 Jahr im Gefängnis zugebracht, in einer Zelle, die e bißje größer war wie e Telefonhäusche. Dann kommt der frei und anstatt, dass er seine Peiniger un Wärter rechts un links uff die Ampel haut, dass se die Adventsglöckcher sechs Mal sehe, hat der allen verziehe. Dann is der Präsident worde un hat im große Stil eine Aussöhnung aller Südafrikaner angepackt. Das is emal ein Politiker, vor dem mer nur de Hut ziehe kann.

Wenn de bei uns solche Leut suchst, da haste was zu tun. Gut, die Rödermärker Parlamentarier gehen in etwa in die Richtung (Anmerkung für die Parlamentarier: Ich trinke Bier un bin auch gegenüber anderen Aufmerksamkeiten durchaus aufgeschlossen), awer sonst… Wenn de dich so in de deutsch Politik umguckst, wo mer sich allen Ernstes wochelang über eine Pkw-Maut streite kann, da sieht´s dann doch eher düster aus. Jetzt kannst du ja nit hergehe un all die Koryphäe 27 Jahr ins Loch stecke, damit se sich weiterentwickele, also bleibt dir nix anneres übrig, als es so zu mache wie de Nelson: Verzeihe un Aussöhne! Das sollte auch für uns alle in dieser vorweihnachtlichen Zeit gelte, Sie werde sehe, wie gut das einem tun kann. Ich hab letztens großmütig meinem Wirt verziehe, der mir ein Export für ein Pils verkaufe wollt, un siehe da, es ging mir gut, zumal ich´s nit bezahle musst. Sie sehe, so ein Verzeihe kann sich durchaus lohne. In diesem Sinne wünsch ich Ihne frohe Weihnachten un ein schönes Jahr 2014. Bleibe Se so, wie Sie immer wern wollte!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 95 November 13 Schulde 2013 un Kerbspaziergang

Kunrad 95

Gude, die Herrschafte,

kaum is de Herbst mit seinem Grau da, gibt´s auch schon widder schlechte Nachrichte. De Röder-Roland is doch jetzt auch Kämmerer. Verstehn tu isch des sowieso nit, den undankbare Job hätt isch als Bürgermeister dem Rotter Jörg uffgedrückt. Awer jetzt hat er de Salat un musst verkünde, dass die Stadt in diesem Jahr zu den ohnehin vorhandene Miese statt wie geplant 5,8 Millione insgesamt 7,55 Millione neue Schulde mache würd. De Rettungsschirm wird also ähnlich wie der bekannte Bogen überspannt.

Schuld sin die 1, 66 Millione Mehrausgabe für Kitas und Horte, die es Land uns uffdrückt. Naja, die 90.000.- Euro Miese, die mir selbst verbockt habe müsse, falle da in der Tat gar nit uff. Jedenfalls halte mir die Vorgabe des Schutzschirms im Gegesatz zu andere Kommune, die sogar mehr eingespart habbe als sie musste, nit ein. Isch hab ja schon immer gesacht, dass mir Schulde mache solle bis de Staatskommissar kommt. Soll der doch sehe, wie er einig werd! De Röder-Roland meint awer, des Land müsst diese Mehrkoste wege einem Urteil des Staaatsgerichtshofs irgendwann übernemme. Meines Wissens hat der awer eine Neuregelung erst ab 2016 gefordert. Da bin isch ja mal gespannt, wie des gehe soll.

Awer vielleicht hatte ja de Röder-Roland schon frühzeitig Informatione, die wir normale Sterbliche nit habbe konnte. Es soll doch jetzt in Hessen eine schwarz-grüne Koalition gebe, gemäß dem Motto: Was in Rödermark geht, geht auch in Hessen! Un jetzt kriegt die ganz Sach erst Konturn. Dann is nämlich de Tarek Al- Wazir von de Grüne ein ganz Wichtiger, der hat was zu sage. Un den hat mer ja an Orwischer Kerb durch die Zelte un Kneipe geführt, offensichtlich um ihn für unsere Interesse gefügig zu mache. Die Orwischer Utzer werde sache: „Wenn der unser Kerb gesehe hat, dann weiß der, dass jeder Euro bei uns gut angelegt is.“ Die Oweräirer Utzer werde entgegne: „Der gibt uns freiwillig jeden Cent, nachdem er des Elend erlebe musst.“ Wie dem auch sei, geschadt hat die damalige Aktion sicher nit. Jetzt müsse mer uns nur noch was fürn Hesse-Buffo, also den Herrn Bouffier, einfalle lasse. Adventsmarkt, Altenachmittag, Fastnacht, irgendwas muss her, damit der auch für eine großzügige Alimentierung unserer schwarz-grünenVorzeigemetropole eintritt. Un dann werde Sie sehe, wie golden so ein Herbst leuchte kann.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 94 Oktober 13 Wahle, Gemeindezentrum, Limburg, Festplatz

Kunrad 94

Gude, die Herrschafte,

also bei dene Wahle, da is ja nix Gescheites rauskomme. In Bund un Land scheint alles uff e groß Koalition hinauszulaufe, obwohl de Röder-Roland un de Rotter Jörg womöglich ihrne Parteifreunde gesacht habbe, wie schön doch so e schwarz-grün Gemengelage sein kann.

Des mit dem Wähle war awer auch schwierig, CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke, AfD un so weiter, die hatte ja all e realistisch Chance. Da wußt du nit, wen du wähle sollst. Früher war des einfacher, da hab isch immer die DKP, die deutsch katholisch Partei gewählt, awer heit…

Es is halt nix einfach. Des sieht mer ja in Orwisch, wo jetzt mit große Mühe die Evangelische ihr Dach von de Kersch fertiggestellt habbe un die Katholische Richtfest vom Gemeindezentrum feiern konnte. Isch weiß gar nit, wieso es bei Letzteren immer noch Jacht gibt. Der Bau geht planmäßig voran un die Koste sin im Griff. Da kann mer sich doch nit beschwern. Es hätt ja auch ein annern Pfarrer komme könne, sage mer nur mal zum Beispiel aus Limburg. Der hätt dann vielleicht als Erstes die Kersch um drei Meter angehobe un um eineinhalb Meter verschobe, dass Luft is. Un des hätt nur 12 Millione gekost. Un mit Holzteile hätt der sich auch nicht abgebe, da hätt´s schon e bißje Marmor für vier bis fünf Millione sein dürfe. Dass mer in Orwisch schußsicheres Glas bräucht, glaub isch trotz allem Zwist dann doch nit. Awer wer waas, was da so annern Priester für notwendig erachtet hätte. Also, laßt emal es Gemeindezentrum im Dorf!

Interessant is auch, dass de Oweräirer Festplatz konsequenterweise zugebaut wern soll. Wenn in Oweroure schon eine Kneipe nach der annern zu macht, braucht mer auch keine Feste mehr. Das Problem Waldfest hat mer ja auch gelöst, dort durch angeordnete, zeitige Schließung jedweden Getränkeausschanks im Sinne dörflicher Friedhofsruhe. Des bisje Juchhe, das überhaupt noch gefeiert werd, kann mer laut Magistrat auch zwische Kulturhall un Bücherturm abhandele.

Dass mit den auf dem Festplatz zu erwartenden Maßnahmen Oweroure weiter nach unten marschiert, is durch die bei uns mittlerweile übliche Hinzuziehung auswärtiger „Fachleute“ gesichert. Für so en Mist habbe mir ja immer Geld übrig!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 93 September 13 Wahle 13 un so weiter

Kunrad 93

Gude, die Herrschafte,

Jetzt hab isch doch es letzte Mal ganz vergesse, Ihne eine Empfehlung für die Hessen- und Bundestagswahl zu gebe. Na ja, sie wern´s auch ohne mich gepackt habbe. Isch hätt Ihne da vielleicht die lustige Partei aus Frankfurt ans Herz gelegt, awer mir wähle ja nit, damit mir vier Jahr was zu lache habbe, im Gegenteil!

Es Ergebnis … gut, es is bzw. es sin die Alte, awer irgendwie doch ganz anners. Ein FDP-Mann hatt gesacht, bei dem Wahlergebnis könnt mer denke, dass nit nur in Oweroure, sondern in ganz Deutschland Kerb gewese wär. Isch konnt dadezu leider nix sage, isch war heiser, isch hatt nämlich mei Stimm abgebbe, ha ha!

Jetzt weiß awer keiner in Wiesbaden un Bonn, wie es weitergeht. Am Stammtisch hat einer gesacht, es geht nur e Koalition CDU/Linke. Ja, des wär was, da hätte mer all was zu lache, awer des wolle mir ja nit (siehe oben). Jedenfalls wird’s spannend!

Vielleicht kann ja die neu Regierung über eine Regulierung der Bierpreise nachdenke. Was beim Sprit gilt, könnt ja auch beim annern Sprit gehe. Da müßte die Wirte die tägliche Bier-, Äppler- un Schnapspreise an die Zentralstelle für alkoholische Verköstigung weitergebe un mir könnte dann es günstigste Lokal ausfindig mache. Allerdings müßt ich mir dann so ein neumodische Telefon anschaffe, also so einer, der aussieht wie en Flachbildschirm, nur kleiner. De tät isch dann auch de ganze Tach in de Landschaft stehe un ständig mit dem vermaledeite Ding rumspiele. Soweit käm´s noch. Da geh isch dann doch lieber weiter in mei Stammkneip, un Ruh is!

Es gab awer auch widder was Gutes, nämlich es Wetter an de Kerbe in Orwisch un Oweroure, da müsse mir also doch das letzte Jahr recht brav gewese sein. Es sin awer auch brave Leit an de Kerbe unnerwegs gewese, wenig geklagt, viel getrunke, so muss es sein!

Da kann mer doch ganz beruhigt dem Herbst entgege gehe, wenn er auch politisch eher heiß werde dürfte.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 92 August 13 Bahnhof un Hitzeerscheinunge

Kunrad 92

Gude, die Herrschafte,

also isch fühl mich in de letzt Zeit wie der Kannibale, der en Clown gegesse un danach gesacht hat: „Der schmeckt awer komisch!“

Also, wenn isch mir den Bahnhof in Oweroure un den neue Zufahrtsweg anschau, da weiß ich nit so recht. Womöglich soll letzterer dazu diene, die Zeit, die mer an de geschlossen Schrank verlorn hat, wieder uffzuhole. Beim Bahnhofsvorplatz sage die Leit nur, dass mer erst es Haus baut un dann de Hof macht. Bei uns is es umgekehrt, wobei isch mir denke, dass der Investor, der jetzt den Bahnhof erneuern will, ja auch nach Fertigstellung nit Monate lang warte kann bis de Vorplatz gemacht wird.

Merkwürdig war auch der Vorschlag von de junge Union, en Bolzplatz in Orwisch mit Kunstrasen zu versehe. Gut, mir hätte dann de teuerste Bolzplatz westlich von Wladiwostok gehabt un de Regierungspräsident wär persönlich vorbei gekomme, um dem Magistrat an de Kopp zu greife, awer der schöne Platz hätt doch höchstens ein Monat gehalte un dann widder ausgesehe wie de alte.

Vielleicht is einem auch wege dem Wetter so komisch gewese. Bei der Hitz da komme noch dezu alle raus aus ihrne Löcher, dann awer so eine Sorte von gemostert, also für Breidert un Bienegarte: gekleidet. Gut, bei de Dame is ja auch die knappste Gerätschaft zu akzeptiern, awer bei de Herrn… Da werde gern emal, um es vorsichtig zu formuliern, die äußersten Grenzen der Ästhetik ausgelotet. Isch selbst hingegen zieh auch bei Hitz e ordentlich Hose an, awer da gibt´s Kerle, die ziehe dann üwer ihr Stachelbeine gern so e Art Bernemer Halblang mit eim Karomuster, das mer sonst nur uff moderne Unnerhose find. Bei manchem tät de Lagerfeld vor Verzweiflung sein eigene Zopf fresse.

Bei dem Wetter geht mer auch gern emal uff e Fest im Freie. So war isch bei einer Festivität, bei der zwar durchaus auch die typisch hessische Versorgung gewährleistet war, awer auch den Bedrängnissen der Moderne Tribut gezollt wurde. Da hat ein Mädchen mittleren Alters einen Aperol bestellt. Isch hab gedacht, das is de typische Name für eine Deckfarb odder was zum Abbeize. Unner uns, ums vorweg zu nemme, es is was zum Trinke. Isch hab´s versucht, glaube Sie mir, vom Geschmack her jedenfalls is des zum Abbeize auch nit schlecht.

Dann kam ein weibliches Wesen un hat gefracht: „Habt ihr auch en Hugo?“ Hab isch geantwort: „Da hinne steht er!“ Da hat die mich angeguckt, als hätt isch nit es ganze Besteck im Kaste. Des wär „das“ Modegetränk. Na ja, isch wußt gar nit, dass Bier un Äppler von so einer grünen Brause mit Schnittgras verdrängt worde sein solle. Awer wenn mer so was hört, da isses doch kein Wunder, dass mer sich emal komisch fühlt, selbst wenn mer kein Clown verschluckt hat.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 91 Juli 13 Markttag, Stadtrat un gute Laune

Kunrad 91

Gude, die Herrschafte,

wie Sie wisse, bin isch ja ein leidenschaftlicher Knodderdibbe. Leider gestalteten sich die Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit so, dass ich meiner Leidenschaft nur wenig nachgehe konnt.

Des is schon mit dem Markttag „Midde noi“ losgange. Prima Wetter, gut Esse, Getränke in ordentliche Gläser, Mussigg uffm Marktplatz un im Dinjer Hof, also des war e rund Sach!

Wenn isch da an die Gewerbemeile zwische Minster un Eppertshause denke, die angeblich so gut sein soll, also noa! Da biste zwische unüberschaubare Ständ mit einem Plastikbecher in de Hand durchgedrückt worde un konntest aus der Ferne die üppige Bratwurstvielfalt bestaune. Wenn Sie mich frage, war der Markttag hunnert mal besser! Deshalb sollt sich der Gewerbeverein überlege, ob der angedachte Rödermarkt 2014 tatsächlich eine so viel bessere Alternative ist.

Ähnlich unerfreulich aus nörgeliger Sicht war die Amtseinführung vom neue Erste, vom Rotter Jörg. Rechtzeitig hat mer mich in Kenntnis gesetzt, dass die Gemeindeordnung eine solche Amtseinführung vorschreibe würd. Dann konnt mer erfahrn, dass de Rotter Jörg Esse un Trinke aus eigener Tasch bezahlt hat. Ja, was willste da sache? Jetzt könnt mer mit de Hallemiete anfange, awer so kinnisch bin noch nit emal isch!

Schön wär allerdings, wenn die Gesetze auch bei annern Ämter ein bißje ein Spektakel vorschreibe täte. Also isch denke an die Ernennung eines Baudezernenten. Da könnte dann die örtliche Bauunternehmer mit schwerem Gerät und Baggerschaufel winkend am Rathaus vorbei paradiern. Oder en neue Kulturamtsleiter, da stünde dann e paar hunnert Sänger un Musiker vor de Hall, Seiltänzer un Jongleure täte ihr Kunststückscher zeige un es Theater un Nedelmann könnt Shakespeare rezitiern. Oder ein neuer Kämmerer, da könnte dann die Mitarbeiter von Volksbank un Sparkass huldigend 10-Euro-Schein ins Rathaus schmeiße.

Des wär doch emal was! Naja, was noch nit is, kann ja noch wern. Mer kann´s ja mal em Hessen-Bouffier vorschlage.

Ganz schlimm für mich is allerdings der Sonnenschein der letzten Tage. Wenn des so weitergeht, lauf isch noch singend un pfeifend durch die Gasse. Gott behüte, soweit käm´s noch! Es wird schon widder blöd wern, un dann lauf isch widder zu Hochform uff, kann isch Ihne sage!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 90 Juni 13 Uns schickt der Himmel

Kunrad 90

Gude, die Herrschafte,

es gibt ja heutztag Aktione, die sin mal gar nit mal so schlecht. Jetzt hat doch die katholisch Jugend unner dem Motto „Uns schickt der Himmel“ junge Leut für allerhand notwendige Arbeite entsendet, wie mer in solche Kreise zu sage pflegt. Die Orwischer Pfadfinder habbe die Aufgab erhalte, hinnerm Badehaus ein Volleyball- und Basketballfeld , Bänke, Litfasssäule un so weiter zu errichte. Dafür hatte die 72 Stund Zeit un habbe das tatsächlich hingekriegt.

Da hat de Sturm Alexander gesacht, die Stadt hätt das in der Zeit nie hinbekomme, in 72 Stund wär das Thema nicht einmal ausdiskutiert gewese. Na ja, jetzt als Scheidender kann der natürlich solche Wahrheite gefahrlos zum Beste geben. Awer er hat ja Recht! Wie wär´s dann abgelaufe? Wochenlange Diskussione im Bauausschuß un Stadtparlament mit der Frage, wer das alles bezahle soll, wärn erforderlich gewese. Womöglich hätt mer auch Einvernehme mit meine Lieblingsfreunde, den Projektverhinderern von obere, unnere oder unterirdische Naturschutzbehörde herstelle müsse. Dann hätt mer wahrscheinlich unter anderem die Anlieferung von 4 Butze Sand europaweit ausschreibe müsse. De Gefahrenschutzbeauftragte hätt womöglich auch sein Senf dazugebe müsse, und so weiter und so fort. Ob mer das Ganze vorm Weltuntergang in zig Milliarde Jahrn bewältigt hätte, steht in de Sterne. Mer sieht, das Erfolgreichste is immer noch: Nit lang frage, einfach mache!

Isch frag mich jetzt aber, wie das weiter geht. Wenn bekannt wird, wie toll das die junge Leut gemacht habbe, nimmt das vielleicht gar kein Ende. Isch könnt mer vorstelle, dass de Wowereit un de Mehdorn schon bei de deutsche Pfadfinder vorstellig geworde sin, damit die den Berliner Flughafe, sage mir mal in 4 Woche, fertig stelle un die dortige Fluglärmgegner zur Weißglut bringe. Auch dass die Elbphilharmonie jetzt doch fertiggebaut werde soll, könnt mit solche Vorgäng zusammehänge. Bis die Stuttgarter Bürger ihr Wut hätte zum Ausdruck bringe könne, wär die Jungkolping wahrscheinlich schon 3 Woche mit dem Bahnhof fertig gewese.

Jedenfalls, sag mir keiner was gege die Jugend, die angeblich so faul un ziellos rumhängt. Wenn die loslege, sin die mit de Arbeit schon fertig, wenn mir Alte im Nest noch die Auge zupetze.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 89 Mai 13 Als noch Sauwetter un Stadtrat Rotter

Kunrad 89

Gude, die Herrschafte,

da hatt ich Ihne doch es letzte Mal freudig verkündet, dass de Frühling da sei un sein blaues Band flattern lasse tät, dabei war das alles nur ein kurzes Intermezzo im vorherrschenden Spätwinter. Vor lauter Zorn hab isch letzt Woch mim Schneeschieber gedroht, awer es Wetter is nit besser geworde. Als die Temperatur in de Wohnstubb Richtung Kühlschrank Innenraum ging, musst isch fluchend die Heizung widder anmache. Da hab isch quasi die Aktienkurse von de Energiekonzerne un ähnliche Stromer steige gehört. So weit bin isch schon!

Vielleicht is auch das Sauwetter daran schuld, dass die Bürgerbefragung wege dem erste Stadtrat sang- un klanglos de Bach hinunter gegange is. De Rotter Jörg is dann ja auch mit der vorhandene satte Mehrheit von CDU/AL zum Stadtrat gewählt worde, so dass dieses Thema jetzt erstmal erledigt is.

Womöglich wär das alles bei schönem Wetter anners verlaufe. Nun bin isch kein Fachmann in der Richtung, welche Wetterverhältnisse für politische Umstürze geeignet sind. Isch weiß, auch nit, ob´s bei Beginn der französischen Revolution anno dunnemals geregnet hat oder schön Wetter war. Sicher, bei Sonneschein is es erheblich angenehmer uff die Barrikade zu gehe, als wenn´s Taubeeier hagelt. Auf de anner Seit war vielleicht auch so e Mistwetter wie bei uns und die Damen und Herren vom französische Adel hatte die Nas voll un wollte sich in die Sommerfrische nach Italien verabschiede. Da hätt isch vom gemeine Volk auch die Mistgabel in die Hand genomme.

Im Moment bin isch jedenfalls aufgrund der Wetterlage zu allerhand Gräueltate bereit, isch hätt fast vorhin gege e Straßeschild getrete. Schuld daran war auch ein Bericht üwer englische Wissenschaftler, die anhand der Temperatur des Nordseewassers vorhergesagt habbe, dass mir die nächste 10-15 Jahr kein gescheite Sommer mehr kriege würde. Zum Mäusemelke!

Es bleibt nur, abzuwarte un auf besser Wetter zu hoffe. Dabei könne mir dann in Ruh lese, welche Dezernate de Röder-Roland für´n Rotter Jörg vorgesehe hat un wie dann die Wetterlage im Rathaus is. Meteorologen aller Länder vereinigt euch!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 88 April 13 Frohsinn, Frühling, Frühjahrsputz

Kunrad 88

Gude, die Herrschafte,

ich hoffe, Sie habbe´s gemerkt: Der Frühling ist da und lässt sein blaues Band herumflattern, wie der Dichter es so gern formuliert. Wenn Sie sich frage sollte, wieso dieser bunte Gesell sich jetzt eingestellt hat, so kann ich es Ihne verrate: Die Frohsinn-Chöre sin schuld! Die hatte nämlich ihr Konzert am vorvergangene Sonntag auch unter das Motto gestellt: „Frühling, komm herbei!“ oder so. Un kaum hatte die mittags in de Prob „Veronika, der Lenz ist da“ und ähnliche Knaller in de Äther gejagt, da hat de Herr Winter eingesehe: „Es is gut jetzt!“ un hat sich endlich vom Acker gemacht. Nit auszudenke, die Frohsinn-Leut hätte Lieder aus em Zyklus „Die Winterreise“ vom Schubert gesunge. Da hätte mer die Heizung noch e paar schöne Woche bollern lasse könne.

Sehr nachteilig am Frühling is allerdings die vor allem Ehefraue inne wohnende Neigung, alles Mögliche putze oder – schlimmer noch – renoviere zu wolle. Wenn ich die nasse Vorhäng am Fenster herumtropfe sehe, könnt isch grad schon mittags Richtung Wertschaft ziehe. Üwerall stehn Putzeimer in de Gegend, die mir laut zuzurufe scheine: „Dabb in mich nei!“ Hier, da gibt´s ja heutzutag Putzgeräte, da meinste grad es Raumschiff Enterprise hätt was aus de Zukunft in zigtausend Jahr vorbeigebracht. Schrubber mit Tücher aus de Weltraumforschung! Als könnte die im Weltraum mal kurz nass uffwische. De tät´s dann dort NASSA heiße, nit NASA! Jess, was blöde Sprüch, naja, Sie müsse schon entschuldige, es wird halt Frühling!

Un dann die Politurn, die vor allem den Zweck habbe, alles so sauglatt zu mache, dass du in de Wohnung herumfällst wie uff de Eisbahn. Sehr unerfreulich is auch es Fensterputze, vor allem wenn beim streifelose Putzmittel Streife verbleibe un de Lappe durch die Gegend fliegt.

Da bleibt den Männern nur eine einzige Rettung, die Ankündigung: „Isch schaff schon mal die Gartemöbel uff die Terasse!“ Da hat mer seine Ruh un wenn mer fertig is, setzt mer sich hin un macht sich ein Weizenbier uff, in der Hoffnung, dass es die werte Gattin nicht allzu früh mitkriegt.

Awer so is des halt im Frühling, un wenn´s nit so wär, würd einem was fehle! Deshalb wünsch ich Ihne viel Spass in de nächst Zeit. Un wenn de Heuschnuppe kommt, sache Sie ihm einfach, sie hätte keine Zeit.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad