Kunrad 110 Februar 15 Fassnacht un Enteweiher-Pläne

Kunrad 110

Gude, die Herrschafte,

„Die Fastnacht is vorbei, ab jetzt da wird gefast`, damit de dicke Wanst wier in die Hose passt!“ heißt ein wenig bekannter hessischer Sinnspruch, der allerdings die Wahrheit mim Nagel uff de Kopp trifft.

Die Fastnacht is jedenfalls, so muss mer sache, in Rödermark gut gelaufe, die Maskebäll warn ordentlich voll, Rathaussturm un Orwischer Zug bestens ausgestattet un besucht, un auch die ein odder annere Wertschaft hat gescheite Umsätz gemacht. So kann des weitergehe!

Komme mer nun awer zu was Ernsterem, den Planungen bezüglich Orwischer Enteweiher. Da will unser Stadt eine Bühne baue und Strom verlege. Das regt de ein oder annere Verein uff, der sagt, die Stadt soll erst emal die Waldfestplätz in Ordnung bringe, dann könnt mer weitersehe. De Röder-Roland hat gesacht, da müsst mer nix mache, dort würd sowieso nit mehr oft gefeiert. Könnt natürlich sein, dass da unsern Stadtchef Ursache un Wirkung verwechselt. Isch kenne nämlich einige Vereine, die sich durchaus Waldfeste vorstelle könnte, sie awer aufgrund der katastrophalen Verhältnisse erst gar nit ins Auch fasse. In Oweroure musst du alles inklusive Toilette zum Waldfestplatz schaffe, um dann gege 20 Uhr uffzuhörn. Am Abend soll am beste noch alles uffgeräumt sein, damit morjends de Waldkinnergarte nit gestört wird. Dazu noch Nachbarn, die sich wege jedem Lärm beschwern. Wer will dann da e Waldfest mache? Die TG hat die Nas schon voll un ach de Volkschor weiß nit, wie er hier noch einen noch so geringen Gewinn erziele soll.

In Orwisch sin die Toilette auch eine solche Katastrophe, dass Toilettewage bei geschafft werde müsse, un die Küche…da kann mer nur bete, dass die sauberne Brüder vom Kreis Offebach nit vorbeikomme.

Jetzt fragt mer sich natürlich, wer da am Enteweiher feiert. Da will die Stadt im Sommer loslege un sonst sin noch die Grüne einmal im Jahr dort zugange. Doch soviel! Da muss unbedingt e Bühne bei! Un natürlich is da zeitig Schluß! Da kann isch die Enteweiher-Nachbarn nit verstehe. Wege dene zwei, beizeit geschlossene Veranstaltunge brauche die sich keine Gedanke zu mache.

Isch frach mich mittlerweile nit mehr, wieso in Rödermark in Sache Feste so wenig los is. E Fest, des im acht fertig sein muss, is Mist. Vor allen Dingen, wenn mer bedenkt, in welche Kneipe mer hinnerher gehe soll. Da ist die Auswahl in Rödermarks Ödland sehr beschränkt! Mir wern mittlerweile von Eppertshause, ja Sie hörn richtig: Eppertshause, abgehängt. Un wenn Vereine einer Stadt nit ordentlich feiern un damit verdiene könne, dann wird es ganz eng. Kultur is nit nur die Operette von außerhalb.

Mer kann froh sei, dass mer wenigstens noch e anständig Fastnacht habbe. So, des musst emal gesacht wern!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 109 Januar 15 Neujahr, gelwe Säck un Straßeleuchte

Kunrad 109

Gude, die Herrschafte,

nachträglich noch e frohes Neies! Des Jahr hat ja widder gut angefange. Üwerall warn in de Neujahrsnacht die gelwe Säck. Wie es dazu gekomme is, kann isch Ihne erklärn. Normalerweise wär turnusmäßig de Mittwoch, also de 31. 12., dran gewese fer die Abfuhr der gelwe Säck. Awer es müsst doch jedem einleuchte, dass die an Silvester nit komme, zumal im Abfuhrkalender schon de neue Termin drin war. Nichtsdestotrotz hat mein Nachbar schätzungsweise 34 gelwe Säck schon dienstagsmorgens rausgestellt. Mittags hat schon jedes 2. Haus in unserne Straß die Säck haus. Bis Dienstagabend warn dann in jeder Rödermärker Straße die gelwe Freunde weitgehend draus. Da hab sogar isch mein gelwe Sack vors Tor gestellt, weil isch mich zu Tod geärgert hätt, wenn de Nachbar Recht gehabt hätt. So habbe also die Rödermärker allesamt mit tausende gelwe Säck uff de Gasse es neue Jahr willkomme geheiße. Da braucht sich keiner zu wundern, wenn des e Mistjahr wird.

Was isch dadebei awer auch festgestellt hab, is, wie gleich doch die Mensche sin. Orwischer, Oweräirer, Türke, Italiener, Spanier, Leit aus aller Herren Länder, vereinigt und gleichmäßig bescheuert, dokumentiert durch planlos herausgestellte gelwe Säck. Dementsprechend verfange die Parole von dene Leut, die gege annere Leut sin, die sie awer gar nit kenne, bei mir nit. Die Sorte stecke mir nächstes Silvester einfach in de gelwe Sack!

Ansonste war ja so viel los! Insbesondere der Zirkus mit dene Straßeleuchte. Da hieß es ja, dass die Lichter nachts nur noch an de Hauptstraße angeschaltet wern sollte, um Geld wege dem Rettungsschirm zu sparn. Gut, de Oweräirer „Freunde der Nacht“ hätt des gefalle, awer ansonste gab´s laute Beschwerde, dass dann die Einbrecher käme un mer sich nit mer uff die Straß traue könnt. Dabei is des hier eine der sichersten Gegenden weltweit. Isch hab gelese, dass die Deutsche so e Angst vor Verbrechern hätte, weil sie zu viele Krimis gucke. Glaub isch eigentlich nit, isch hab ja auch koa Angst vorm Bier, wenn Sie verstehe, was isch meine hätt könne. Jedenfalls könne mir auch mit LED-Lampe nit sparn, weil mir gar kein Geld habbe, um die zu kaufe. Ein Teufelskreis schon zu Jahresanfang! Isch hab Ihne ja gesacht, dass des e Mistjahr wird.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad