Kunrad 167
Gude, die Herrschafte,
isch hatt gehofft un hatt´s versproche, dass ich dieses Thema nie mehr angreife. Schon allein deshalb, weil´s einem aus de blutige Ohrn herausläuft. Oweräirer Bahnübergangsunnerführung! Wenn isch jemals Kommunalpolitiker werde sollt, ruf isch des einmal jed Halbjahr, damit hab isch dann meine Pflicht un Schuldigkeit getan. Jetzt gibt´s ein neues Programm der Bundesregierung, dass mer Bahnüwergäng, die zu einer erheblichen Verlangsamung des Zugverkehrs führn, mit bezuschusste Unnerführunge segne könnt. Schon geht der Zirkus bei uns widder los! De Oweräirer Bahnüwergang liegt awer bekanntlich ganz nah am Bahnhof, da muss immer gebremst werde, mit un ohne Unnerführung. Des zum erste. Zum zweite muss die Unnerführung am Rathausplatz anfange, un ende tut sie an de Borngartestraß. Das wird dann die Hauptverkehrstraße in Richtung Neubaugebiet Rodau. De Rosegarte un die Herrmann-Ehlers-Straß werde Sackgasse. Die Höfe in de Dieburgerstraß, die an der Unnerführung liege, sin nicht mehr anfahrbar, die Leut könne ihr Auto schon mal verkaufe. Rathaus un Kulturhall werde dann üwer die Trinkbrunnestraß, die dann keine Einbahnstraß mehr sein kann, erreicht, inklusive der Staus, die an de Trinkbornschul beim Ablade der Schulkinner aus de üwergroße Staatskarosse entstehe. Kurz un gut, das mit de Unnerführung is so ein ausgegorener Plan, dass es fast nicht zum Aushalte is.
Un in Orwisch? Da gibt´s auch ein Bahnüwergang, awer da hörst du gar nix. Weil die Schranke runnergeht, wenn en Zug kommt, un widder hoch, wenn er vorbei is. Also, bei gescheite Schließzeite regt sich keine Menschenseele uff. Wenn mer sich also schon mit dem angeblich so wichtige Oweräirer Bahnüwergang auseinandersetze muss, dann vielleicht mal mit realistische Vorstellunge un keine absurde Traumtänzereie. Apropos Traumtänzereie! Einer am Stammtisch hat letzt gesacht, dass die Stadt richtig Geld mit dem Bahnüwergang verdiene könnt, wenn sie an beide Seite jeweils e groß elektrisch Anzeigetafel mit Werbung un kurze Filmscher installiern würd. Von hinne hatt´s dann gekrische: „Un Bilder von schöne Weibsleit!“ Weje mer! Mer könnt ach schöne Männer flimmern lasse, damit die Fraue auch ihrn Spaß an de geschlossene Schranke hätte. Wenn da e gescheit Programm laufe würd, täte vielleicht en Haufe Leit sogar absichtlich zu de Schrankeschließzeite da hin fahrn. Un von de Werbeeinnahme mache mir dann am Oweräirer Bahnhof endlich die lang angekündigte Wertschaft uff. Dass die nur deshalb noch nit eröffnet wär, weil kein „gehobener Gastronom“ gefunde werde könnt, glaubt ja werklich kein Mensch mehr. Hoffentlich kommt wenigstens in de Orwischer Tschasser, den die Stadt gekauft hat, e Kneipe nei. Daran fehlt´s ja bei uns an alle Ecke un Ende.
So, zum Schluß wünsch isch noch ein schöne Advent. Die Weihnachtsmärkte lege ja jetzt los. Sie wisse ja: Nirgends schmeckt billige Woi besser als am Hüttche uff em Weihnachtsmarkt! Gott sei Dank is der Glühwoi ja meistens so heiß, dass mer gar nit merkt, wie er schmeckt!
Meine Verehrung
Ihne Ihrn Kunrad