Kunrad 234
Gude, die Herrschafte,
die Ferienzeit rückt näher, un schon hat die Stadt was in unser Koffer gepackt: e saftige Erhöhung der Grundsteuer. Gut, die sollt ursprünglich nit uff 990, sondern uff 1250 Prozentpunkte steige, awer e Erhöhung um gut 25 % is ja auch nit von schlechte Eltern.
Bei der erst Stadtverordnetensitzung, die die Erhöhung betreffe sollt, war´n ja en Haufe Leit erschiene. Allerdings war schon vorher es Thema von de Tagesordnung genomme worde, weil de Magistrat wahrscheinlich eingesehe hat, dass es so nit geht. Jetzt hat mer also erst emal geguckt, wo mer sparn kann.
Tatsächlich werde deshalb unner annerem die kommunale Betriebe uffgelöst un widder in die normale Stadtverwaltung üwerführt. Sin se mir nit bös, awer isch hab noch nie verstande, wieso die eigenständig geführt werde musste. Da hieß es oft von städtische Ämtern, dies oder jenes ginge nit, weil sonst e riese Rechnung von de KBR käm. Was für ein Blödsinn! Wie wann isch mir selber e Rechnung für`s von mir ausgeführte Rasemähe stelle un dann sage, dass isch mir misch nit mer leiste kann.
Awer es gibt ja auch ständig neue Uffgabe, die Bund un Land de Kommune uffgebe. Beispielsweise die Ganztagsbetreuung für Schulkinner. Soll die Stadt bezahle, kriegt awer kein angemessene Ausgleich. Da kann isch auch Wohltate en masse verkünde, wenn se en annern bezahle muss. Nur gut, dass es sowieso kei Personal für die Betreuung gibt, da kann die Stadt auch niemand einstelle. Sonst würd die Grundsteuer womöglich uff 2000 Prozentpunkte erhöht.
So fahrn mir halt mit Steuererhöhung in de Urlaub. Bloß, wo willste hin? In die Türkei bein Erdogan? Odder in die USA, wo dich de Trump womöglich an de Grenz widder zurückschickt, weil dir Cola nit schmeckt? Odder nach Mallorca, wo se langsam die Touriste dick sin? Unner uns, wenn isch so manchen Ballermann- bzw. Mallorca-Hit hörn, da denk isch auch: „Na ja!“. Wenn diese dolle Titel nit von Besäufnisse handele, dann awer wenigstens von kindische Schlüpfrigkeite, thematisch zwische Kinnergarte un Realschulabschluß angesiedelt. Mir könne froh sein, dass die meiste Spanier kei Deutsch verstehe, sonst hätte se die Grenze für uns schon lang dicht gemacht.
Bleiwe mer halt daheim un genieße die Schönheite des Sommers, sprich: die diverse Bier- un Weingärte der hiesigen Vereine. Da kann mer auch Gott en gute Mann sein lasse. Un wenn mer ganz viel Glück hat, wird im Hinnergrund de neueste Ballermann-Knaller via Lautsprecher in die unschuldige Ohrn der arglose Besucher gepresst.
In diesem Sinne, schöne Sommertage!
Meine Verehrung
Ihne Ihrn Kunrad
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