Kunrad 86
Gude, die Herrschafte,
also unser Oppositionsparteie von SPD, FDP un Freie habbe ja jetzt e mords Ding ausgegrabe: Der erste Stadtrat soll in Zukunft ehrenamtlich tätig sein, also fer umme! Es würd mich dabei interessiern, wer von dene Oppositionelle so einen Job, der zukünftig nur Ärger bringt, kostenlos mache würd. Ich möchte wette, dass sich da keiner find!
Allerdings könnt ich mir vorstelle, den Poste zu übernehme, wenn man mir entgegenkommt. Also die doppelte Buchführung, mit der sich der Stadtrat als Kämmerer herumschlage muss, die müsst in eine einfache Buchführung umgewandelt werde. Meine einfache Buchführung besteht aus drei Komponente: Erstens aus Quittunge un Belege, zweitens aus einem Schuhkarton, in den erstere hineingefeuert werde, un drittens einem Steuerberater, der aus dem ganze Schlamassel was Vernünftiges macht. Auch möchte ich nicht jeden Tag stundenlang im Orwischer Rathaus sitze un mit zahlreiche Anliegen von Bürgern behelligt werde. Als Ehrenamtlicher wär ich vielmehr für Jubiläen un Feierstunde zuständig, jedenfalls dann, wenn ich da keine Red halte müsst. Wenn ich ehrlich bin, wär ich als Ehrenamtlicher nur zu gebrauche, wenn die ganz Arbeit de Röder-Roland macht. Der hat awer jetzt schon genug am Hut.
Selbst am Stammtisch, der Politiker eher ablehnend gegenüber steht, hat jetzt einer gesacht, die Forderung nach einem ehrenamtliche Stadtrat könnt nur jemand erhebe, der von unserne Verwaltung rein gar keine Ahnung hat. Mer hört auch, dass de Rotter Jörg, der das Himmelfahrtskommando übernehme soll, alles andere als völlig begeistert von seinem zukünftige Betätigungsfeld wär, was sehr deutlich zeigt, dass es ehrenamtlich einfach nicht geht.
Ich kenne auch niemanden, der von der Forderung der Opposition begeistert ist, zumal das angestrebte Bürgerbegehren auch juristisch nicht ohne Probleme zu sein scheint. All das kostet Zeit un Geld; mer möchte grad rufe: Lasst´s doch sei!
Awer, wer weiß, was am End herauskommt, Hauptsach, mer hat was gemacht. Gemäß diesem Motto mach ich jetzt auch was, und zwar mich vom Acker!
Meine Verehrung
Ihne Ihrn Kunrad