Tachebuch 06.04.2021 (Sterbeversicherung)

Gude, die Herrschafte,

wisse Sie, wann Sie alt sin? Wenn Ihne junge Mensche ihrn Platz im Bus anbiete oder so was? Weit gefehlt! Alt sin Sie, wenn Ihne die Versicherung Ihres Vertrauens alle Nas lang Schreibe mit Angebote zur Sterbeversicherung zukomme lässt.

Da steht dann fett gedruckt: „Wie geht es meiner Familie, wenn ich mal nicht mehr bin?“ Dann geht´s weiter, dass „niemand in dieser Situation möchte, dass zur Trauer auch noch die Bestattungskosten“ komme.

Woher wisse die, was isch möchte, wenn isch de Löffel abgegebe hab? Un wie es meiner Familie dann geht, weiß doch isch nit. Des weiß noch nit emal mei Familie. Angeblich is alles super, wenn die Familie Geld von de Versicherung kriegt. Wenn es Leewe so einfach wär! Nach dem Motto: Trauer entfällt mit ordentlich Sterbegeld!

Un solche Schreibe gehe dann unmittelbar vor Ostern zu. Wahrscheinlich wolle die Versicherungsfritze ihr Botschaft mit dem da herrschenden Auferstehungsgedanke abmildern.

Awer dene bin isch jetzt bös. Wenn allen Bevölkerungsgruppen solche Versicherunge angebote würde, wär bald Schluss mit de Assekuranz. Schüler erhielte dann eine Sitzenbleiber- bzw. Ohne-Abschluss-Versicherung,  Azubis eine ultimative Nichtübernahmepolice, Schwimmkursteilnehmer eine Absauf-Assekuranz, Start-up-Unternehmer das beliebte „Aus-mir-wird-sowieso-nix“ Rund-um-Paket, Verliebte die tröstende Afterlove-Service-Card, Kranke die unbedingt empfehlenswerte Kunstfehler-Vorsorge, usw. Kurzum: jeder bekäm Versicherungsangebote aufgrund permanenter Negativprognose. Könnt mer vorstelle, dass dann so mancher awer mal so richtig ausraste würd. Dann wär Ruh im Karton!

Bis dahin bin isch froh, dass wenigstens es Altpapier wiederverwertet wird, denn da komme die nächste Schreibe der Versicherungswirtschaft ungeöffnet hinein.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Tachebuch 29.03.2021 (Kunrad 181 un Ostern)

Gude, die Herrschafte,

grad beim Veröffentliche vom alte Kunrad aus em Januar is mir der Gedanke durch de Kopp geschosse, dass der Osterhas schon widder mit einer Maske üwer Wald un Flur hoppele muss, der arm Kerl. Dem stinkt das bestimmt noch vom letzte Jahr.

Wahrscheinlich macht der das nit mehr länger mit un schult um un werd Bankräuber, Maske in blau oder einer von de drei Masketiere.

Jedenfalls müsse mir uns nit wundern, wenn`s diesjahr mit Ostereier Essig werd. De könne mir dann höchstens verlorene Eier koche.

Frohe Ostern!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 181 Januar 2021 Corona-Silvester un Jubiläum

Kunrad 181

Gude, die Herrschafte,

vorab das wie üblich verspätete „Prost Neijoahr“!
Das war vielleicht ein Silvester! Keine Rakete, keine Feiern, sondern das traute Zuhause. Als ob mir davon nit wahrlich schon genug gehabt hätte. Isch hatt, ein Radaubruder erster Güte wie isch es nun einmal bin, anzündbare Wunderkerze angeschafft. Die hab isch Punkt O Uhr an Neujahr frech aus em Fenster gehalte un aufsteigende Rakete mit Pfeife, Krabumm- un Aaah-Rufe simuliert. Mein Nachbar hat nur mit de Schulter gezuckt un erklärt, er wüsst nit recht, ob er so einem Deppe wie mir e frohes neues Jahr wünsche sollt. Aufgrund gängiger Bestimmunge war das allerdings sowieso nit erlaubt, da war der Herr fein aus em Schneider. Jetzt is mein Nachbar awer ein Silvester-Böller-Fanatiker un durft diesjahr nit mit seine Rakete un Kracher die ganz Straß versaue. Isch hab em angesehe, wie sei Hand in de Hosetasch immer widder erfolglos es Feuerzeug gesucht hat. Er hat so e Zucke im Auge gehabt, wie als wenn er in de nächste Sekunde völlig durchdrehe würd. Isch es hab dann vorgezoge, es Fenster widder zuzumache, Sekt zu schlürfe un angetrunke irgendwelche von dene gefühlt dreizehn Dutzend Schlagershows an mir vorbeiflimmern zu lasse. Nüchtern unerträglich, awer so ging´s. Das war mein Silvester. Konnst du in de Pfeif rauche!

Es neue Jahr hat dann mit de übliche Querele angefange. Die Stadt hat Geld üwer, die freie Wähler meine, es müsst zurückgezahlt werde. Die Stadt will awer nit, weil wahrscheinlich noch schlimme Zeite käme. Isch jedenfalls will keine Zurückzahlung, sondern den einzigartige Moment genieße, in dem unser Rödermark emal Geld hat. Lang wird er nit sein!
Dann gab´s de übliche Hickhack wege de Orwischer Ortsumgehung, viele Vorschläg, die zeige, dass die Kommunalwahl in de Luft liegt. Da wird noch einiges auf uns zu komme!
So, zum Schluß noch der Hinweis in eigener Sache: De erste Kunrad is im Januar vor genau fünfzehn Jahrn erschiene. Mer glaabt es nit un kann nur rufe: „Kinner, wie die Zeit vergeht!“

Meine Verehrung
Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad im Internet: dekunrad.de oder facebook.com/dekunrad

Tachebuch 01.03.2020

Gude, die Herrschafte,

jetzt den nicht erschienene Kunrad-Artikel vom Dezember zu veröffentliche, is natürlich grenzwertig. Awer wann kann mer besser frohe Weihnacht un ein gutes neues Jahr wünsche als im März? Da hat mer qusai eine Alleinstellung!

Gut, ein Jahresrückblick schadet nie, insbesondere wenn mer denkt, er stamme teilweise aus einer annern Welt.

Tatsächlich sin dann awer im Artikel auch Sache drin, die sich leider noch immer nit verännert habbe. Isch nehm des Wort, das mer nur noch hört, gar nit erst in Mund. Mal sehe, was die am Mttwoch widder neu beschließe. Wahrscheinlich werde die Eiscafés dienstags von 9 Uhr an eine Stunde geöffnet habbe, jedenfalls für Leut mit zwei Impfunge, gege was auch immer.

Mei Spannung hält sich in Grenze.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

 

Kunrad 180 Dezember 2020 Rückblick, USA un Lockdown

Kunrad 180

Gude, die Herrschafte,

im Dezember is es üblich, dass isch das Jahr Revue passiern lasse. Eigentlich könnt isch schreibe: „Corona – Ausrufezeichen“. Fertig.
Awer es is trotzdem was geschehe in diesem Jahr. Ob Sie´s glaube odder nit, mir habbe 2020 Fastnacht gefeiert. Klingt wie en Bericht von em annern Stern. Auch habbe mir uns üwer e Grundsteuererhöhung ärgern müsse, konnte uns hinsichtlich des Rodauwanderwegs freue, üwer die Bauarbeite in de Bahnhofsstraß uffrege, üwer es neue Logo der Stadt ereifern, mit Freude feststelle, dass es geöffnete Biergärte, insbesondere bei de Vereine, un auch die Kerb gegebe hat, un durfte zur Kenntnis nehme, dass de Herr Trump sein Hut nemme musst.
Gut, letzteres is eigentlich für uns nit so wichtig. Grad bei de USA, da meine mir ja, ständig mitrede zu müsse. Warum eigentlich? Es gibt dutzende von Ländern, da wisse mir nit mal de Name von de Präsidentin oder em Premierminister odder wie die Sorte dort üwerhaupt heißt. Wahrscheinlich habbe mir die insgeheime Vorstellung, dass mir e Art Vasallenstaat von de Ami sin. Es schwappt ja auch aller Blödsinn von dort früher odder später zu uns rüber. Sieht mer am Football. Da sitze die junge Leut bis zum Morgegraue vorm Bildschirm, um die Washington Waschlappe gegen die Dallas Dollbohrer, die Kansas Kappebrüder odder die St.Louis Laumänner zu gucke. Isch glaub, die heiße zwar anners, awer irgendwie so ähnlich.
Awer letztlich is de Ausblick ernüchternd. Corona hat uns im Griff. Mir kann awer keiner die Überzeugung nehme, dass die Ansteckungsgefahr im Freie gering is un Weihnachtsmärkte insoweit hätte stattfinde könne. Jetzt muss awer die Regierung den Deppenfaktor berücksichtige, der sich in besonders bescheuertem Verhalte zeigt. Wahrscheinlich habbe sich die Verantwortliche gesacht, dass halt viele Leut nach em erste alkoholische Getränk anfange, Bussis zu verteile odder laut rum zu krakeele. Des mache die dann zuhaus in de Bud mit etliche Bekannte weiter, un schon habbe mir de Salat! De Deppenfaktor halt, un der is ja bei uns nit grad niedrig.
Folglich sin mir im Lockdown, wörtlich üwersetzt heißt das in etwa „runter sperren“, mir sin somit Runnergesperrte. Also dabbe mir vereinzelt durch die Pampa, passe uff, dass mir um neun Uhr abends daheim sin un genieße das während der Pandemie noch schlechter scheinende Fernsehprogramm. Un dann heißt es, dass Mensche, die allein Alkohol trinke, besonders gefährdet sin. Awer, was willste dann mache? Derfst ja keine Sau in die Wohnung lasse.
So hat jeder sein Pandemie-Päckchen zu trage. Dennoch is Advent, dennoch gibt es die Weihnacht, dennoch kann mer grad in dieser Zeit glücklich un dankbar sein für alles, was mer doch hat. Mir sitze nit hungernd un frierend im Freie un habbe Angst, dass bald die nächst Granate einschlägt. Es geht uns immer noch gut. Singe Sie doch emal e Weihnachtslied, mache Sie sich en Glühwein un sin froh! Isch wünsch Ihne, liebe Runnergesperrte, in diesem Sinne eine frohe Weihnacht un e gutes neues Jahr! Schlechter wie´s letzte wird das sicher nit. Un noch eins: Bleibe Sie so, wie sie werde wolle!

Meine Verehrung
Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad im Internet: dekunrad.de oder facebook.com/dekunrad

Tachebuch 20.02.2021 (Waldspaziergang)

Gude, die Herrschafte,

komm grad vom Wald. Unmittelbar vor mir trafe sich zwei Fraue, jede aus einer anneren Richtung. Die warn offensichtlich nit miteinanner bekannt. Sacht die eine: „Wenn mir uns heut es dritte Mal treffe, muss eine von uns awer ein ausgebe! Fracht sich nur wer?“ Sacht die anner: „Is mir egal, Hauptsach, mir trinke was zusamme!“

Lässt sich unser derzeitige Gefühlswelt besser beschreibe?

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Tachebuch 09.02.2021 (wege dem Lied mit dem Verliebe, was mer liewer bleiwe lasse sollt)

Gude, die Herrschafte,

es gibt widder Neues vom Köhler. En musikalische Ratschlag, dass mer sich in dene Zeite nit verliebe sollt.

Gibt´s allerdings nur als Lied uff mp3, also nicht auf facebook hochladbar. Die, die immer uff de Seite gucke, habbe´s natürlich sofort. Die Facebook-Patiente müsse halt uff de Link klicke, dann könne sie es auch hörn. Ob´s e Video dazu gibt, wird sich zeige. Natürlich nur hier auf diesem Sender, wie mer so schön sacht.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad