Tachebuch17.01.2021

Gude, die Herrschafte,

manch einer denkt drüwer nach, dass jetzt schon die erste Fastnachtssitzunge einschließlich dicker Köpp am Folgetach gewese wärn. Is halt nit. Traurig, traurig, traurig!

Absolut passend hierzu is die Wochenendwerbung. Da sin in einem Supermarkt Fastnachtskostüme im Angebot. Drüwer steht: „Familienkarneval zu Hause. Mit Abstand die beste Stimmung.“ Meine Herrn, da musst du erst mal druff kumme. Alle Achtung! Nur, wie soll des gehe?

Wenn isch mir des bei uns daheim vorstelle, mei Fraa un isch mit billige Kostüme verkleidt in de Wohnung. Un dann? Mache mer e Polonaise üwern Couchtisch odder en Fastnachtszug quer durch die Küche? Konfetti schmeiße is ausgeschlosse, da würd mei Fraa mim Kehrblech um sich schlage bzw. unhandliche Gegenstände in meine Richtung befördern.

Odder vielleicht verkleide mer uns so, dass mer uns gar nit kenne? Dann wär  eine fremde Person im Hausstand un mir müsste es Gesundheitsamt rufe. Mer könnt ja so tun, als täte mir uns nit kenne. Da wär awer die Demaskierung die größtmögliche Enttäuschung, wenn isch nit von vornherein mit meim unkenntliche Gegenüber schon de größte Krach hätt, was wahrscheinlicher is.

Un außerdem soll mer laut Werbung „mit Abstand die beste Stimmung“ habbe. Ganz falsch is des ja nit! Wenn mei Fraa weit weg von mir is, geht mer´s nit gänzlich schlecht. Un wenn die dabei noch kostümiert wär, wär womöglich de Spaß noch größer. Awer unner uns, des is doch völlig bekloppt, was die da anbiete.

Un wenn Sie sich die Kostüme angucke. Für Männer habbe se nur e Fliegeruniform. Passt ja irgendwie. Da gehst du derzeit keine Gefahr, deinem Job nachgehe zu müsse. Für die Fraue gibt es etliche Schmetterlingskostüme un e Prinzessin. Passt awer wie die Faust aufs Auge für meine Holde. Vielleicht habbe sie ja auch Maikäfer odder böse Stiefmütter im Angebot, mer waas es nit.

Alles in allem musst isch jedenfalls laut lache, als isch die Werbung gesehe hab. Wie von ner annern Welt. Un e bißje rauskomme aus unserer Ödnis, un sei es nur durch absurde Werbung, is doch auch emal gut, odder?

Bleibe se fidel!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Tachebuch 03.01.2020

Gude, die Herrschafte,

es neue Jahr beginnt mit alte Kram, wie passend. Un zwar mit dem Kunrad-Artikel aus em Oktober. Hat sich leider nit viel geännert, bloß, dass mehr Klopapier geordert wurde un üwerall steht, dass pro Kunde nur eine Packung von Deutschlands wichtigstem Kulturgut mitgenomme werde dürft.

De Artikel aus em Dezember is erst gar nit veröffentlicht worde. Warum, is mir unbekannt. Passt zu dem wunderbare letzte Jahr!

Awer mir werde unser Glück schon mit beide Händ am Schopf packe un aus dem Schlamm der Misere herausziehe. Un dann, mein liewer Herr Gesangverein, bleibt kein Auge trocke, was immer das bedeute soll.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 178 Oktober 2020 Anti-Depressions-Wunschträume

Kunrad 178

Gude, die Herrschafte,

„Ach, wie schön isses doch im Frühling!“ Jetzt werde Sie denke, was is dann mit dem los, isser endlich total iwergeschnappt? Nein, isch mache hier nur psychologisches Training. Mer soll in trübe Zeite, wie mer se derzeit quasi üwerall erlebe, durch positive Gedanke die depressive Gefühle vertreibe. Isch probier grad mir vorzustelle, dass Frühling is un isch mit 100.000 Leut im Biergarte sitze. Dazu spielt eine gemeinsame Abordnung von 03, 06, 08 un Musikzug Dicke-Backe-Mussigg un alle singe lauthals mit. Bedienung kommt ohne Maske, awer dafür mit große Gläser. Jede Menge Leut gebe sich die Hand un falle sich grundlos um de Hals. Zugegebe, des is schon e Anstrengung, sich dergleichen vorzustelle, awer mer muss halt immer weiter probiern. Es heißt, irgendwann tät´s klappe un dann ging´s einem besser.
Wär ja alles in Ordnung, wenn du nit ab un an aus em Fenster gucke würdest un es Elend dir nit in die Bud strahle würd. Un wehe, du stellst Radio odder Fernseher an. Dann es is endgültig vorbei mit de Herrlichkeit! Da sitze irgendwelche Dame odder Herrn mit Leichenbittermiene un berichte vom Weltunnergang. Am End rufe se: „Bleibe Sie gesund!“ un du denkst: „Super Wunsch, ausgerechnet von Leut, die eim de ganze Tach krank babbele!“ Dann versuchst du irgendeine leichte Unterhaltung anzugucke. Die kommt awer nit, weil erst ein Brennpunkt odder ein Spezial dazwische geschobe wird. Isch kann gar nit abschalte, un dies im doppelte Sinn, weil isch wie ein Abhängiger vor de Katastrophe-Nachrichte sitz.
Und dann noch die Allerdollste! Die Klopapierfanatiker! Isch war mir eigentlich sicher, dass nach dene peinliche Auswüchse in Frühjahr sowas nit mehr passiern könnt. Awer die Deppe sterbe einfach nit aus. Offensichtlich Leerraum zwische de Ohrn, schiebe se im Supermarkt schon widder es Toilettepapier wagenweise raus. Drumrum, stehn Mensche, die ob dieser Dreistigkeit nur de Kopp schüttele. Macht dene Papierjunkies gar nix aus! Wie auch, zum schäme braucht mer zumindest e bißje Restverstand.
Da bleibt einfach nur, sich schöne Gedanke zu mache. Beispielsweise von einer Ortsumgehung Orwisch üwer die K-L-Trasse, wo die Autos auf weitgehend schon vorher vorhandene Straße Richtung Odenwald geleitet werde, ohne de Bienegarte von Rödermark abzutrenne. Odder mer denkt an eine schöne Rödermaske mit Wappe vor de Schnut. Odder an ein Biergarte im Frühling. Mer muss es nur immer widder versuche.

Meine Verehrung
Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad im Internet: dekunrad.de oder facebook.com/dekunrad

Tachebuch 31.12.2020

Gude, die Herrschafte,

 

es alte kam eim unendlich vor,

jetzt kimmt tatsächlich e gonz nei Johr.

Hoffentlich is des nit verbraucht un ranzisch,

un brengt am End noch Covid-20.

En Gruß von mer, oans is dadebei gewiß,

dass mein Humor nit, wie de Virus, ansteckend is.

Trotzdem zieht desdeweje bloß koa Brutsch,

e frohes Neies un en gute Rutsch!

 

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Tachebuch 16.12.2020

Gude, die Herrschafte,

ach, des is ja ein Herumher in dene Zeite. Mer weiß ja vor lauter Pandemie un geschlossene Wertschafte gar nit, wohin mit sich.

Jetzt kommt die Weihnacht in schnelle Schritte, da derf de Köhler nit fehle. Er hätt e Adventslied, er wär nit früher fertisch worn, es Uffnahmegerät hätt nit funktioniert, seun Schuhbennel sei gerisse. Glatteis, geschlossene Bahnschranke un was weiß isch noch alles, was ihm dazwische komme wär.

Also es Adventslied is grad noch in de Rohversion fertiggestellt worde, quasi uff de letzte Drücker. Hörn Sie ihn sich halt an, den sentimentale Kram.

Isch meld misch die Tage auch noch mal, mit Wünsche un so.

Bis dann.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Tachebuch 29.11.2020

Gude, die Herrschafte,

beim Übertrage vom September-Kunrad-Artikel hab isch gemerkt, dass mer doch die Hoffnung hatte, mer könnte einigermaßen gut durch de Winter komme. Satz mit x! Mittlerweile is ja auch alles im Freie verbote, obwohl dort noch keine Ansteckung nachgewiese is. Jawohl, Corona is gefährlich, awer Maßnahme, die völlig üwerzoge sin, sind´s auch. Da werde mal kurz 16 Milliarde aus em Ärmel geschüttelt, alles kein Problem. Früher hat jed Schul bei de Anschaffung von drei Fußbäll vom Ministerium gehört, dass mer für die schwarze Null sparn müsse. So ändern sich die Zeite.

Hoffnung macht, dass seit Freitag die Bahnhofsstraß in Orwisch widder uff is. Hätt nit gedacht, dass des schneller als beim Berliner Flughafe passiern würd.

Somit: Es geht aufwärts, alles werd gut!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 177 September 20 Lärmschutzfenster, Fortschritt Bahnhofsstraß, Corona un Kerb

Kunrad 177

Gude, die Herrschafte,

es wird ja oft üwern Fortschritt geschennt, awer manches is doch ziemlich gut. Nur emal zum Beispiel Lärmschutzfenster. Isch war nämlich mit meiner Fraa im Süddeutsche unnerwegs. Mir sin auch ins Hotel, natürlich ins erste Haus am Platz. Genauer gesacht, war´s es erste Haus am Bahnhof. Die Aussicht naturgemäß erstklassisch: ein ungehinderte Blick auf die Gleise des Bahnhofs un es Materiallager der Bahnarbeiter. Gut, wie mer morgens uffgewacht sin, hatte mir gleich emal die Schallschutzfenster uffgemacht. Jetzt hatte mei Fraa un isch unnerschiedliche Meinunge, wie mer den Vormittag mit größtmöglichem Gewinn verbringe könnt. Während isch Richtung Weißworschtfrühstück tendierte, bevorzugte mei Gattin einen ausgedehnte Einkaufsbummel. Dies führte zum Austausch der unterschiedlichsten Argumente bei nicht durchgehend dezenter Lautstärke. Jedenfalls habe die Bahnarbeiter zu uns hochgekrische. „Macht doch emal es Fenster zu, mer versteht ja sein eigen Wort nit!“ Dem habbe mir Folge geleistet, was zeigt, dass so e Lärmschutzfenster doch ein Segen sein kann un mer sich dem Fortschritt gegenüber nit immer ablehnend zeige sollte.
Gar kein Fortschritt gibt´s hingege in de Bahnhofstraß. Grad letzt Woch hab isch neun Mitarbeiter von Hessen Mobil die Baustell entlangschlendern sehe. Genauso ratlos, wie isch mir den Haufe immer vorgestellt hab. Da schwant einem nix Gutes. Mir tun die dortige Anwohner un Geschäftsleut in de Seele leid, des muss doch mal irgendwann fertig werde.
Noch weniger Fortschritt is in Sache Corona zu sehe. Unsere Medien drehe richtig uff un verkünde eine schlechte Nachricht nach de anner, um ihr Auflage noch weiter zu steigern. Un viele Politiker steige voll in die Schwarzmalerei mit ein. In Folge dessen habbe die Leut immer mehr Angst, sitzte daheim, kaufe nit mehr ein un denke an de Weltunnergang. Währenddesse verkünde Ärzte un mittlerweile sogar Virologe, dass es mit dieser Stimmung endlich vorbei sein müsse. Steht awer nur auf Seite 2 ganz unne un klein.
In diesem Sinne habbe die Orwischer Kerbmädscher un –buwe dennoch e bißje gefeiert. Un an Oweräirer Kerb hat de Germania Biergarte uff un im Dinjerhof wird ebenfalls, wenn auch intern und, wie mer ständig bei alle mögliche Veranstaltunge bis zum Erbreche lese kann, unner Einhaltung der Hygienevorschrifte, die Kerb würdig begange. Sogar en Kerbspruch soll´s gebe. Das is die richtisch Einstellung! Davon braucht´s viel mehr, damit mer irgendwie durch Herbst un Winter komme. Auf geht´s!
Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad im Internet: dekunrad.de oder facebook.com/dekunrad

Tachebuch 23.11.2020

Gude, die Herrschafte,

isch blick im Moment nit mehr durch. Gut, die Politiker, die die drastischste Einschränkunge in de Krise fordern, habbe die meist Zustimmung.  Leucht mir zwar nit ein , is awer so.

Vor diesem Hinnergrund geh isch davon aus, dass demnächst beschlosse wird, dass mer sich nur allein mit derselben Person seines Hausstands treffe darf, also quasi mit sich selbst. Dabei sin Selbstgespräche wegen erhöhter Ansteckungsgefahr verbote odder nur mit Maske erlaubt. Beim Rasiern odder Kämme in de Spiegel gucke, is wegen von irgendwem nachgewiesener negativer Folge verbote.

An Weihnachte darf ein Weihnachtsmann eines fremden Hausstands in de Wald gehe, um nach einem Christkind unbekannten Hausstands zu suche, das aufgrund Eintrittsverbots dort herumirrt.

Mit diesen Maßnahmen soll das Ziel erreicht werde, dass mir all durchdrehe. Könnt klappe!

So stell isch mir die zukünftige Maßnahme vor. Deshalb tu isch rein vorsorglich jeder Person meines Hausstands, also derzeit meiner Fraa, so viel dummes Zeug erzähle, wie mir nur einfällt. Wer weiß, wie lang das noch geht. Mei Fraa sieht sich deshalb, nach eigener Auskunft jedenfalls, als größte Verliererin der Krise. Awer die übertreibt gern.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad