Kunrad 88 April 13 Frohsinn, Frühling, Frühjahrsputz

Kunrad 88

Gude, die Herrschafte,

ich hoffe, Sie habbe´s gemerkt: Der Frühling ist da und lässt sein blaues Band herumflattern, wie der Dichter es so gern formuliert. Wenn Sie sich frage sollte, wieso dieser bunte Gesell sich jetzt eingestellt hat, so kann ich es Ihne verrate: Die Frohsinn-Chöre sin schuld! Die hatte nämlich ihr Konzert am vorvergangene Sonntag auch unter das Motto gestellt: „Frühling, komm herbei!“ oder so. Un kaum hatte die mittags in de Prob „Veronika, der Lenz ist da“ und ähnliche Knaller in de Äther gejagt, da hat de Herr Winter eingesehe: „Es is gut jetzt!“ un hat sich endlich vom Acker gemacht. Nit auszudenke, die Frohsinn-Leut hätte Lieder aus em Zyklus „Die Winterreise“ vom Schubert gesunge. Da hätte mer die Heizung noch e paar schöne Woche bollern lasse könne.

Sehr nachteilig am Frühling is allerdings die vor allem Ehefraue inne wohnende Neigung, alles Mögliche putze oder – schlimmer noch – renoviere zu wolle. Wenn ich die nasse Vorhäng am Fenster herumtropfe sehe, könnt isch grad schon mittags Richtung Wertschaft ziehe. Üwerall stehn Putzeimer in de Gegend, die mir laut zuzurufe scheine: „Dabb in mich nei!“ Hier, da gibt´s ja heutzutag Putzgeräte, da meinste grad es Raumschiff Enterprise hätt was aus de Zukunft in zigtausend Jahr vorbeigebracht. Schrubber mit Tücher aus de Weltraumforschung! Als könnte die im Weltraum mal kurz nass uffwische. De tät´s dann dort NASSA heiße, nit NASA! Jess, was blöde Sprüch, naja, Sie müsse schon entschuldige, es wird halt Frühling!

Un dann die Politurn, die vor allem den Zweck habbe, alles so sauglatt zu mache, dass du in de Wohnung herumfällst wie uff de Eisbahn. Sehr unerfreulich is auch es Fensterputze, vor allem wenn beim streifelose Putzmittel Streife verbleibe un de Lappe durch die Gegend fliegt.

Da bleibt den Männern nur eine einzige Rettung, die Ankündigung: „Isch schaff schon mal die Gartemöbel uff die Terasse!“ Da hat mer seine Ruh un wenn mer fertig is, setzt mer sich hin un macht sich ein Weizenbier uff, in der Hoffnung, dass es die werte Gattin nicht allzu früh mitkriegt.

Awer so is des halt im Frühling, un wenn´s nit so wär, würd einem was fehle! Deshalb wünsch ich Ihne viel Spass in de nächst Zeit. Un wenn de Heuschnuppe kommt, sache Sie ihm einfach, sie hätte keine Zeit.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 87 März 13 Sauwetter, Stadtrat un Bahnhof

Kunrad 87

Gude, die Herrschafte,

saache Sie mal, geht Ihne es Wetter genauso uff en Seier wie mir? Als nur Kält un Schnee, un des noch Mitte März! Da könnste doch die Kränk kriege, wenn de se nit schon hättst. Wahrscheinlich komme dann die Meteorologe un erklärn uns im Mai, dass es Frühjahr im Mittel richtig warm gewese wär. Meistens muss mer sich ja so was dann zu allem Überfluss auch noch biete lasse. Isch hab des Gefühl, bei dene Wetterfrösch schaffe nur Leut, die so newer de Kapp sin, dass sogar isch dort anfange könnt. Immerhin habbe se mitgeteilt, dass unsern Winter de dunkelste seit Beginn der Aufzeichnunge gewese wär. Alle Achtung, genau so is er mir auch vorkomme. Es besteht also noch Hoffnung!

Schwierig is es natürlich, bei dem Sauwetter guter Dinge zu bleibe. Unserne Politiker gelingt dies zunehmend weniger. Dauernd der Streit um des Bürgerbegehren wege dem erste Stadtrat, isch kann´s schon nit mehr hörn. Jetzt hat mir einer erzählt, die Satzung mit dem Stadtrat, die unner anderem die SPD bekämpft, hätt sie selbst mitbeschlosse. Mittlerweil wird die Stell obendrein schon ausgeschriebe. Was is, wenn des Bürgerbegehren rechtswidrig is? Könne sich dann die Bewerber in die Stell hineinklage? Un muss dann nicht sogar de Röder-Roland eine gerichtliche Klärung herbeiführn? Un findet mer einen Volltrottel, der de ehrenamtliche Stadtrat gibt? Dem müsst mer im Orwischer Rathaus ein Stübsche einrichte, wo er dann nach Feierabend und am Wochenende in aller Stille jeweils einige Kubikmeter Akte bearbeite kann. Am beste e Schlafcouch dazu gestellt, da kann er sich dann hinlege, damit er nicht zusammebricht. Bevor mer soviel Zeit un Geld verplempert, sollt mer also herausfinde, ob es irgend wen gibt, der zu so etwas bereit is. Dann sehe mer weiter.

Un dann die Kniffe, damit Abstimmunge verhindert werde, woraufhin die Opposition kritisiert, dass die Rechte des Bürgers beschnitte würde. Dabei is längst nit ausgemacht, ob so viele Bürger üwerhaupt die Meinung von dene Oppositionsparteie mit ihre paar Prozent Wählerstimme teile.

Auch schön an unserm hiesige Politzirkus is der Hickhack um de Oweräirer Bahnhof. Die freie Wähler hatte em Röder-Roland vorgeworfe, er hätt es Bodegutachte nit vorgelegt. Dann mußte se zurückrudern, es war doch da gewese. Bei dem ganze Bahnhofsirrsinn muss mer zusätzlich noch bedenke, dass dann, wenn die Bahn ihrn Hof noch hätt, in de nächste 340 Jahr nix passiert wär. Gut, mer hat es Gefühl, dass es jetzt, wo die Stadt Eigentümer is, auch noch 339 Jahr dauern könnt bis sich dort was tut, awer immerhin gibt’s jed Woch was zu lese.

Es bleibt nur zu hoffe, dass endlich de Frühling kommt un die Leut widder normal wern. Am beste wär natürlich, dass sich der Herr Lenz noch vor de Ostern vorstellt, damit mir e paar schöne Feiertage habbe. Dieses wünsch ich mir un ganz besonders auch Ihne.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 86 Februar 13 Stadtrat als Ehrenamt

Kunrad 86

Gude, die Herrschafte,

also unser Oppositionsparteie von SPD, FDP un Freie habbe ja jetzt e mords Ding ausgegrabe: Der erste Stadtrat soll in Zukunft ehrenamtlich tätig sein, also fer umme! Es würd mich dabei interessiern, wer von dene Oppositionelle so einen Job, der zukünftig nur Ärger bringt, kostenlos mache würd. Ich möchte wette, dass sich da keiner find!

Allerdings könnt ich mir vorstelle, den Poste zu übernehme, wenn man mir entgegenkommt. Also die doppelte Buchführung, mit der sich der Stadtrat als Kämmerer herumschlage muss, die müsst in eine einfache Buchführung umgewandelt werde. Meine einfache Buchführung besteht aus drei Komponente: Erstens aus Quittunge un Belege, zweitens aus einem Schuhkarton, in den erstere hineingefeuert werde, un drittens einem Steuerberater, der aus dem ganze Schlamassel was Vernünftiges macht. Auch möchte ich nicht jeden Tag stundenlang im Orwischer Rathaus sitze un mit zahlreiche Anliegen von Bürgern behelligt werde. Als Ehrenamtlicher wär ich vielmehr für Jubiläen un Feierstunde zuständig, jedenfalls dann, wenn ich da keine Red halte müsst. Wenn ich ehrlich bin, wär ich als Ehrenamtlicher nur zu gebrauche, wenn die ganz Arbeit de Röder-Roland macht. Der hat awer jetzt schon genug am Hut.

Selbst am Stammtisch, der Politiker eher ablehnend gegenüber steht, hat jetzt einer gesacht, die Forderung nach einem ehrenamtliche Stadtrat könnt nur jemand erhebe, der von unserne Verwaltung rein gar keine Ahnung hat. Mer hört auch, dass de Rotter Jörg, der das Himmelfahrtskommando übernehme soll, alles andere als völlig begeistert von seinem zukünftige Betätigungsfeld wär, was sehr deutlich zeigt, dass es ehrenamtlich einfach nicht geht.

Ich kenne auch niemanden, der von der Forderung der Opposition begeistert ist, zumal das angestrebte Bürgerbegehren auch juristisch nicht ohne Probleme zu sein scheint. All das kostet Zeit un Geld; mer möchte grad rufe: Lasst´s doch sei!

Awer, wer weiß, was am End herauskommt, Hauptsach, mer hat was gemacht. Gemäß diesem Motto mach ich jetzt auch was, und zwar mich vom Acker!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 85 Januar 13 Neuer 1. Stadtrat un Fantastereie

Kunrad 85

Gude, die Herrschafte,

derf mer eigentlich noch frohes neues Jahr wünsche? Ach, wisse Sie, mir sin Etikette egal, ich mach´s einfach!

So e neu Jahr bringt ja viel Neues, sonst würd´s ja nit Neujahr heiße. Vor allem in Erste-Stadtrat-Sache hat sich Einiges getan. De Sturm Alexander hat erklärt, dass er für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung stünde. Alle Achtung, das is mal was! En Politiker, der freiwillig sein Amt aufgibt. Viele andere sind hierzu ja erst bereit, wenn sie nach allerhand Skandale un Panne zum Deiwel gejagt werde. Isch kenne Leut, die sage, de Sturm Alexander hätt des ganz gut gemacht, vor allem, wenn mer bedenke würd, wie viele Schulde nicht hausgemacht, sondern uns von der großen Landes- un Bundespolitik aufgelastet worde wärn.

De neue Mann, de Rotter Jörg, steht schon bereit mit seinem hoffentlich breite Buckel. Weil der muss jetzt Kürzunge und Steuererhöhunge durchsetze, die sich gewasche habbe. Wenn wir bis 2018 ein ausgeglichene Haushalt vorlege solle, was ja der Schutzschirm verlangt, dann gibt´s awer an alle Fronte kräftig uff die Nuss!

Schön ist dann awer, dass mir ein Leitbild verabschiedet habbe, in dem vieles Schöne un Wünschenswerte aufgenomme worde is. Neue Betriebe werde angesiedelt un die Ortskerne verschönert, es gibt Treffpunkte für die Jugend, ein Radwegenetz, ein Kulturcafé, bezahlbare Wohnraum un seniorengerechtes Wohnen. Quasi alles Wunderbare, was mer sich denke kann, wurd ins Leitbild aufgenomme. Super! Dafür also hat mer eine Bürgerbefragung durchgeführt un in Arbeitsgruppe diskutiert, dass das rauskommt, was mer sowieso schon vorher gewusst hat. Lauter schöne, unbezahlbare Zukunftsvisione fern jeder Realität. Isch hätt gern emal eine Zahl, was die ganz Träumerei gekost hat, vielleicht kehrt mer dann ganz schnell widder auf den Boden der Tatsache zurück.

Im Leitbild wird sich bezahlbare Wohnraum gewünscht, in de Realität wird die Grundsteuer, die auf die Mieter umgelegt wird, gewaltig erhöht. Von welchem realistische Geld soll es Kulturcafé bezahlt werde? Auf welchem tatsächlichen Areal solle die fantastische Firme angesiedelt werde? Mer darf bei solche Leitbilder keine Frage stelle, sonst macht mer alles kaputt!

Deshalb zieh isch mir e Larv uff un stürze mich in die Fastnacht. Die hat das sehr realistische Leitbild „Humba, humba, täterä“ un weiß, “am Aschermittwoch is alles vorbei!“

Feiern Sie doch auch mit un habbe Sie Spass, vielleicht sehe mer uns. Hellau!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 84 Dezember 12 Gebührenerhöhung un Christbaumstelle

Kunrad 84

Gude, die Herrschafte,

die Weihnachtszeit kommt, und mit ihr die schlechte Nachrichte. Da die Stadt unter den Rettungsschirm will, muss rigoros gespart werde. Und da mer´s von de Reiche mit ihrer bestens funktionierende Bonner Lobby nit nemme kann, bleibt auch de Stadt nix anners übrig, als die immer gleiche Dumme bezahle zu lasse.  Beispiel für Obiges: Die Großindustrie, die de meiste Strom braucht, kriegt en am billigste, während wir, die wir in Außendämmunge, neue Heizunge und 8-Glas-Fenster investiern solle, genau dene ihr Ermäßigunge bezahle.

Deshalb müsse jetzt die Erhöhunge der Kinnergartegebühren und der Grundsteuer, die die Stadt beschließe musst, oftmals Eltern un Mieter bezahle, die jeden Cent umdrehe müsse.

Passend dazu hatt ich letztens en Bericht gesehe, in dem Superreiche gefragt wurde, ob se denn bereit wärn, in Zeite, in dene die Kluft zwische Arm un Reich immer größer würd, etwas abzugebe. Da habbe dann Dame in Pelzmäntel ablehnend reagiert und gemeint, die Arme sollte erst emal was schaffe. Ausgerechnet die Paradiesvögel, dene ihr größt täglich Anstrengung es Feile von de Fingernägel is.

Uff de anner Seit, wer so was sagt, is eigentlich gestraft genug. Un wenn wir uns in de Welt umgucke, dann müsse wir feststelle, dass wir zu den wirklich Glückliche gehörn, die was zu esse habbe un e Dach üwerm Kopp.

Un deshalb sollte mer uns trotz all der angeblich so schlimmen Dinge freuen, schlechte Laune vermeide un grundlos lache. Un wenn Sie en Nachbar wie ich habbe, kommt de Spass von allein: dem beim Christbaum Uffstelle zuzugucke, also wer da nit lacht, dem is nit zu helfe. Erst passt de Stebbel nit in de Ständer. Un dann die Flucherei. Dann die „Löcher im Wuchs“, die mit Ästcher, Bohrer un Leim ausgebessert wern. Wie er dann de Baum Richtung Wohnzimmer zerrt un dabei die Hälft von de Nadele abfällt, ein Gedicht!

Allerdings sagt de Nachbar, er kümmert sich immer beizeite um sein Baum, damit er mir dann beruhigt zusehe kann, wie ich de Baum stelle. Des wär schöner als Weihnachte un Ostern zusamme!

So hat mer jedenfalls Spass aneinanner, un oft trinke mir nach getaner Arbeit ein Schnaps odder ach zwaa.

Isch wünsch Ihne, dass Sie auch Spass un Freude miteinander habbe, auf diese Weise ein schönes Weihnachtsfest feiern un gut ins neue Jahr komme.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

P.S.: Falls am 21. 12. 2012 doch die Welt unner gehe sollt, sache se mir Bescheid, sonst verpass ich´s noch!

Kunrad 83 November 12 Klage gegens Land un Novemberdepression

Kunrad 83

Gude, die Herrschafte,

geht´s Ihne auch so? Wenn´s November wird mit all dene traurige Ereignisse wie Totensonntag, Volkstrauertag, 11. 11., dann sinkt die Stimmung ins Bodenlose. Da wird man gern emal e bißje mürrisch un fängt Jacht mim Nachbar an oder klagt auch gelegentlich vor irgendeinem Gericht, um seine miese Stimmung auch breiten Kreisen der Bevölkerung bekannt zu machen. Deshalb verwundert es mich üwerhaupt nicht, dass unser Stadt es Land Hessen vorm Staatsgerichtshof verklagt. Die Stadt will mehr Geld für die Kindergärte un die Betreuung von Kleinstkinner, weil es Land diese Art von Musik bestellt un sie folglich auch zu bezahle hat. Also da bin ich schon rein novembertechnisch auf der Seite der Stadt Rödermark un ruffe: „Druffkapell!“

Isch hab in Erinnerung, de Röder Roland wär auch emal beim Staatsgerichtshof gewese. Vielleicht kennt er da noch den ein oder annere, un wenn mer sich kennt, da kann mer doch emal fünfe grad un so …, ner, wenn Sie verstehe, was ich meine könnt. Dann wärn ja die Chance gar nit so schlecht.

Unsereiner muss jetzt awer sehe, wie er seine Herbstdepression los werd. Mer soll sich beispielsweise tagsüber viel im Freie bewege. Das is natürlich so e Sach, weil du da oft nass wie e Katz wirst un dir die Kränk holst. Oder es wird gerate, mer sollt flotte Musik einschalte un sich rhythmisch dazu bewege. Also, isch´s sag´s Ihne ganz ehrlich, wenn isch mich rhythmisch zu flotter Musik bewege un des sieht einer, dann hole se de Notarzt un der schafft mich womöglich auf em schnellste Weg in die nächst erreichbare Geschlossene. Da bin ich vorsichtig!

Isch hab jetzt awer tatsächlich was Erfolgversprechendes gefunde. Mer soll sich nämlich leicht bewege, heitere Stimmung aufbaue un sich mit Farbe, die das Sonnenlicht nachahme, umgebe. Da is grad gestern bei mir de Grosche gefalle, wie ich in de Wertschaft gesesse hab. Vor mir mein Bier, dessen Farbe das Sonnenlicht ganz besonders freundlich nachahmt, die leichte Bewegung, mit der ich das Glas zum Mund geführt hab, un die heitere Gedanke, die Depression verhindernd dabei aufkame. Das soll, so heißt es, täglich wiederholt werde. Da kann isch nur sache: „Mir soll´s recht sein!“ Ich hoff, dass Sie es mit dieser kleinen Lebenshilfe bis zum Heilige Abend schaffe. Wär doch gelacht!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 82 Oktober 12 Hoabacher Straßefest un Schulde

Kunrad 82

Gude, die Herrschafte,

habbe Sie auch gehört, dass in Waldacker letzt die Hölle los war. Der Abschluss der Bauarbeiten an der B 459 wurd da kräftig gefeiert. Aus gut unterrichteten Kreisen war zu hörn, dass dieses Fest sogar die Hoabacher Kerb, einen weit und breit bekannten Knaller ungebremster Heiterkeit, in den Schatten gestellt hätt. Interessant is dabei, dass die Erneuerung der Straße dazu geführt hat, dass sie genauso aussieht wie früher. Da hätt mer sich die ganze vorherige Anhörunge und Diskussione auch sparn könne und das dafür verpulverte Geld im Rahmen der Feierlichkeite versaufe könne. Das hätt dann wenigstens ein bißchen Sinn gemacht!

Apropos Sparn, da sind mir jetzt ja wieder sehr unerfolgreich gewese. Wie de Sturm Alexander zu berichten wußt, steige unser Schulde trotz aller Sparbemühunge weiter un weiter, was zu einem Großteil an Anforderungen des Landes bei der Kleinkindbetreuung liegt. Da wünscht sich mancher Kämmerer die glorreiche Zeiten der Kinnerschul mit einer Schwester für 40 hoffnungsvolle Sprösslinge zurück. Mir ist es ein Rätsel, wie Kinder früher groß werde konnte, ohne die pädagogische Betreuung, wie sie heut von denen, die sie nit bezahle müsse, vorgegebe wird. An Personal könne mir auch nix einsparn, weil de Röder Roland gesacht hat, die Leut bei der Stadt wärn am Ende ihrer Kräfte. Die Meinunge an de Theke sind da etwas anders. Letzt hat einer behauptet, es wär ein Ding der Unmöglichkeit als Beamter ein burn-out zu kriege. So kann mer sich irren. Die beängstigende Wirklichkeit in den hiesigen Amtsstuben scheint vielen unbekannt.

Also springe mir unnern hessische Rettungsschirm un melde halt erst 2020, wenn Farb bekannt werde muss, Insolvenz an. Des könne dann ja die bis dahin hoffentlich gerettete Südeuropäer bezahle.

Ich blicke bei den ganzen Rettungsschirmen sowieso nit mehr durch. Nach dem zweite Rettungspaket kommt ein drittes, das kurzfristig durch ein viertes und fünftes abgelöst wird, obwohl die Kanzlerin dies vorher vehement ausgeschlosse hat. Jeder vermeintliche Experte erzählt was anderes und gibt damit deutlich zu erkennen, dass keiner auch nur irgendeine Ahnung hat, wie mir aus dem Schlamassel herauskomme.

Da fällt mir nur noch das schöne Rätsel ein: „Kennst du en Satz mit Album?“ „Mei Geld is all – bumm!“ Damit erscheint mir die gegenwärtige Situation ausreichend erläutert.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 81 September 12 Orwischer Ortsdurchfahrt

Kunrad 81

Gude, die Herrschafte,

nachdem die Kerwe in Rödermark vorbei sind, könne mir uns genüsslich der herbstlichen Stimmung zuwende, was durch manche städtischen Aktivitäten gefördert wird.

Sache Sie mal, habbe Sie auch die Schnauz so voll von Ortsmitte-Erneuerunge wie ich? Jetzt geht der Zirkus mit Orwisch weiter, nachdem mer in Oweroure schon großartige Erfahrunge gemacht hat. Da hat die wunderbare Renovierung immerhin dazu geführt, dass mancher Einzelhändler an den Rand des Ruins gebracht wurde un ein Geschäft nach dem annern zu macht. Eine Bilanz, die sich sehe lasse kann.

Dem nicht genug will man Orwisch ebenfalls diese zweifelhaften Wohltaten zukomme lasse. Hinnergrund is der bedenkliche Gedanke, dass man den Durchgangsverkehr aus Orwisch verbanne will. Isch frag mich, was des soll. Macht die Ortskerne doch anners tot! Stellt zwa Schranke an Anfang und End, in Orwisch quasi an de Agip un de Mieth. Verlegt passend dazu die Orwischer Kerb in irgendein Industriegebiet, solche Extremforderunge habbe anscheinend widder Konjunktur, un schafft am beste gleich die Bevölkerung auch noch ab, damit endlich Ruh is!

Ein Ortskern lebt doch davon, dass was los is, ohne Geschäfte geht das nit. Und ohne Kundschaft gibt´s keine Geschäfte. Da wern tausende Broschüre, wie Rödermark Geld sparn kann, unners Volk gefeuert, awer keiner scheint sich Gedanke zu mache, wie mer welches verdient. Wenn isch dann lese muss, dass die SPD 25.000 € für eine Studie eines Darmstädter Planungsbüros zur Orwischer Ortsmitte ausgebe will, da schwillt mir echt de Kamm! Vor alle Dinge deshalb, weil e paar offensichtlich mit der Materie Befasste erklärt habbe, dass die Orwischer Ortsdurchfahrt Bundesstraß is un jeder Eingriff von de zuständige Behörde genehmigt werde muss. Vielleicht hätte sich die Darmstädter Planer für diese Erkenntnis auch die 25.000 € gebe lasse, möglich is ja bei solch überflüssige Einrichtunge vieles. Ich erinnere nur an die Oweräirer Kreiselplanung am Friedhof.

Es Schönste an Ortsmitte sin awer doch immer noch die Wertschafte, un da geh ich jetzt hin un wünsch Ihne en goldene Oktober. Un rege se sich nit üwer jeden Blödsinn so uff, ich mach´s ja auch nit!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 80 August 12 Büchertelefonzelle un Stadtbus

Kunrad 80

Gude, die Herrschafte,

isch bin ja auch so einer, der gern vorm Fernseher sitzt un vor sich hinglotzt, Schlappe un Flaschebier inklusive! Des regt mei Frau ständig uff: „Mach doch emal was!“ Wege mir, steh isch halt uff un geh in die Wertschaft! Des is ihr awer immer noch zu wenig, dann sacht se, isch sollt was lese. Dann langt nit die Zeitung, nein, e Buch muss es sein. Nun geht ja bekanntlich der Trend zum Zweitbuch, mir habbe awer e ganz Herd mehr an dene literarische Werke, daran liegt´s also nit. Awer isch hab abends, wenn isch müd geschafft bin, einfach keine Lust mehr uff die Ergüsse diverser neuzeitlicher Autoren.

Da sagt mei Fraa, die Stadt hätt was Neues im Braaret errichtet, da wär jetzt eine Telefonzelle in ein Bücherschrank umgebaut worde. Hier, isch lauf doch nit wege e Telefonzelle durch die Stadt. Sagt mei Frau, des müsst isch nit, weil de Stadtbus mich da ohne Umweg hinbringe würd. Gut, wie so ein Computer dauernd eine Erneuerung brauch, so geht´s mir auch. Also hab isch im Sinne eines Rödermark-Updates eingewilligt un bin los. Mei Fraa hat gestrahlt, dass se misch los war un isch bin an die Bushaltestell. Dem Fahrer hab isch als Reiseziel „Braaret Kulturzelle“ angegebe un dann is der durchs Ort geschustert. Hier, wo der iwerall vorbei gegondelt is, also isch hätt jed Wett verlorn, dass da Busse dorsch passe. Nur e Wunner, dass er nit in Oweroure dorschs Weihgässje odder in Orwisch dorschs Pfädche an de Feuerwach gefahrn is. Un e Tempo hat der! Kerle, Kerle, da hätt sich de Schumi noch was abgucke könne!

Schließlich war ich an dem Büchertelefonhäusje. Das is top modern! Owedruff eine Solarzelle, dass Licht is. Muss mer erst mal druff komme! Jetzt sin da quasi Bücher drin un du kannst dir eins mitnehme. Du derfst es sogar behalte, wann de dafür e Neues bringst. Mich hat gewundert, dass da überhaupt noch e Buch drin war. Es Problem liegt awer ganz woanners, weil die Leut ein Haufe Bücher vorbeibringe un keine mitnehme. Isch hätt ja auch ein paar Schwarte mit romantische Frauegeschichte, die isch da gern heimlich entsorgt hätt, weil isch so Skrupel hab, ein Buch fortzuschmeiße. Dabei gibt´s jede Menge Bücher, die vortrefflich in jed Altpapiertonne passe. Awer, wenn mer´s doch nit kann!

Isch hab mir dann kein Buch mitgenomme, was folgerichtig Ärger mit meiner Ehehälfte bedeutete un mir die Worte „Kulturbanause“, „Lesemuffel“ un „Bildungstrottel“ bescherte. Da hab isch gesacht, isch hätt doch zwei Bücher mitbringe könne, die wunderbar zu meiner Fraa gepasst hätte: „Das Luder“ un „Die Irre von Chaillot“. Seitdem herrscht bei uns auf der literarischen Ebene Funkstille. Isch schalt jetzt gleich mal de Fernseher an un wünsch Ihne was!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 79 Juli 12 EM 12 un Straßebau

Kunrad 79

Gude, die Herrschafte,

wenn Sie sich nit für Fußball interessiern, könne Sie den nächste Absatz getrost überspringe.

Un was halte Sie, die Annern, vom EM-Aus unserer Nationalmannschaft gege die Italiener. Also wenn de Jogi wie de Schön Helmut, der ja wenigstens was gewonne hat, e Kappe hätt, da ging die Niederlage zu 80% auf seine. Isch hatt ja in de Wertschaft geguckt. Wie da der Name „Toni Kroos“ gefalle is, hawwe die eine „Oje, mer verliern“ un die annern „Viva Italia“ geruffe. Dann hatt der plötzlich uff de Mitte gespeelt, somit hatte mer rechts im Mittelfeld keiner mehr, deshalb musst de Boateng uff emal Reschtsauße spiele un de Hummels rechte Außeverteidiger ohne Absicherung, weil de Badstuber 1 : 1 gege die italienische Stürmer stehe musst. Dumm sin se ja nit, die Italiener, also habbe se de Balle uff unser recht Seite gespeelt, während de Kroos im Mittelfeld irrlichterte, un schon hat des dunkle italienische Lockeköppche de erste gemacht. Un weil des so einfach ging, hat sich de Boatelli gedacht: „Do mach isch gleich noch oan!“ Gedacht, getan un des war´s dann. Nun kann ja auch ein Trainer mal en Fehler mache, wie de Jogi dann awer krampfhaft versucht hat, den zu ver- tusche, un als den Bayern-Toni dringelasse un auch hinnerher nit zu seine Fehler gestande hat, da hat isch dann meine Zweifel, ob des de Richtige fer die Nationalmannschaft is.

Da sin mir in Rödermark weiter. Der Plan mit dem Gymnasium is gescheitert, un des hatt die CDU dann auch eingeräumt. De Bahnhofsverkauf is geplatzt, un de Magistrat hat erklärt, dass alles uff Anfang zurückgesetzt werde würd. So geht´s doch auch, mer kann doch zugebe, wenn mer Mist gebaut hat. Als besser wie jahrelang Zeit für eine unausgegorene Sach zu verschwende.

Für unausgegorene Sache steht insbesondere die Fahrbahnerneuerung in Waldacker. Hessen mobil, die unbewegliche Behörde fürn Straßebau, bringt jetzt den neue Straßebelag so dünn auf, dass er schon bald wieder erneuert werde muss. Es lässt sich halt gut annern Leuts Steuergeld verschwende!

Ähnlich bemerkenswert scheint mer auch die Idee von de SPD, die Orwischer Ortsdurchfahrt so zu verenge, dass der Durchfahrtsverkehr freiwillig Umwege in Kauf nimmt. Gut, im Hinblick auf die Angleichung der Verhältnisse in den einzelnen Stadtteilen is die Maßnahme sinnvoll. Solle sich doch auch die Orwischer die Außespiegel abfahrn, wie des in de Oweräirer Stadtmitte schon lange Brauch is. Noch besser wär de Durchfahrtsverkehr über de Orwischer Bahnübergang zu leite un dort die Oweräirer 5-Minute-Regel („5 Minute Schranke runner bis de Zug kimmt, 5 Minute unne lasse, nachdem er dorsch is“) gnadenlos anzuwende. Es Problem is, dass die Maßnahme vor allem die eigene Bevölkerung trifft un dann jede Menge Wutfahrer hervorbringt. Die fahrn dann, wenn se die Rödermärker Nadelöhre bezwunge habbe, so schnell, dass mer se gleich blitze un Bußgelder verhänge kann, wodurch unser Defizit gege Null gebracht werde müsst. Mir hätte allerdings dann womöglich noch en schlechtern Ruf als Ampelshause, also Dietzebach. Wenn se mich frache, isch brauch des nit!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad