Kunrad 95 November 13 Schulde 2013 un Kerbspaziergang

Kunrad 95

Gude, die Herrschafte,

kaum is de Herbst mit seinem Grau da, gibt´s auch schon widder schlechte Nachrichte. De Röder-Roland is doch jetzt auch Kämmerer. Verstehn tu isch des sowieso nit, den undankbare Job hätt isch als Bürgermeister dem Rotter Jörg uffgedrückt. Awer jetzt hat er de Salat un musst verkünde, dass die Stadt in diesem Jahr zu den ohnehin vorhandene Miese statt wie geplant 5,8 Millione insgesamt 7,55 Millione neue Schulde mache würd. De Rettungsschirm wird also ähnlich wie der bekannte Bogen überspannt.

Schuld sin die 1, 66 Millione Mehrausgabe für Kitas und Horte, die es Land uns uffdrückt. Naja, die 90.000.- Euro Miese, die mir selbst verbockt habe müsse, falle da in der Tat gar nit uff. Jedenfalls halte mir die Vorgabe des Schutzschirms im Gegesatz zu andere Kommune, die sogar mehr eingespart habbe als sie musste, nit ein. Isch hab ja schon immer gesacht, dass mir Schulde mache solle bis de Staatskommissar kommt. Soll der doch sehe, wie er einig werd! De Röder-Roland meint awer, des Land müsst diese Mehrkoste wege einem Urteil des Staaatsgerichtshofs irgendwann übernemme. Meines Wissens hat der awer eine Neuregelung erst ab 2016 gefordert. Da bin isch ja mal gespannt, wie des gehe soll.

Awer vielleicht hatte ja de Röder-Roland schon frühzeitig Informatione, die wir normale Sterbliche nit habbe konnte. Es soll doch jetzt in Hessen eine schwarz-grüne Koalition gebe, gemäß dem Motto: Was in Rödermark geht, geht auch in Hessen! Un jetzt kriegt die ganz Sach erst Konturn. Dann is nämlich de Tarek Al- Wazir von de Grüne ein ganz Wichtiger, der hat was zu sage. Un den hat mer ja an Orwischer Kerb durch die Zelte un Kneipe geführt, offensichtlich um ihn für unsere Interesse gefügig zu mache. Die Orwischer Utzer werde sache: „Wenn der unser Kerb gesehe hat, dann weiß der, dass jeder Euro bei uns gut angelegt is.“ Die Oweräirer Utzer werde entgegne: „Der gibt uns freiwillig jeden Cent, nachdem er des Elend erlebe musst.“ Wie dem auch sei, geschadt hat die damalige Aktion sicher nit. Jetzt müsse mer uns nur noch was fürn Hesse-Buffo, also den Herrn Bouffier, einfalle lasse. Adventsmarkt, Altenachmittag, Fastnacht, irgendwas muss her, damit der auch für eine großzügige Alimentierung unserer schwarz-grünenVorzeigemetropole eintritt. Un dann werde Sie sehe, wie golden so ein Herbst leuchte kann.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 94 Oktober 13 Wahle, Gemeindezentrum, Limburg, Festplatz

Kunrad 94

Gude, die Herrschafte,

also bei dene Wahle, da is ja nix Gescheites rauskomme. In Bund un Land scheint alles uff e groß Koalition hinauszulaufe, obwohl de Röder-Roland un de Rotter Jörg womöglich ihrne Parteifreunde gesacht habbe, wie schön doch so e schwarz-grün Gemengelage sein kann.

Des mit dem Wähle war awer auch schwierig, CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke, AfD un so weiter, die hatte ja all e realistisch Chance. Da wußt du nit, wen du wähle sollst. Früher war des einfacher, da hab isch immer die DKP, die deutsch katholisch Partei gewählt, awer heit…

Es is halt nix einfach. Des sieht mer ja in Orwisch, wo jetzt mit große Mühe die Evangelische ihr Dach von de Kersch fertiggestellt habbe un die Katholische Richtfest vom Gemeindezentrum feiern konnte. Isch weiß gar nit, wieso es bei Letzteren immer noch Jacht gibt. Der Bau geht planmäßig voran un die Koste sin im Griff. Da kann mer sich doch nit beschwern. Es hätt ja auch ein annern Pfarrer komme könne, sage mer nur mal zum Beispiel aus Limburg. Der hätt dann vielleicht als Erstes die Kersch um drei Meter angehobe un um eineinhalb Meter verschobe, dass Luft is. Un des hätt nur 12 Millione gekost. Un mit Holzteile hätt der sich auch nicht abgebe, da hätt´s schon e bißje Marmor für vier bis fünf Millione sein dürfe. Dass mer in Orwisch schußsicheres Glas bräucht, glaub isch trotz allem Zwist dann doch nit. Awer wer waas, was da so annern Priester für notwendig erachtet hätte. Also, laßt emal es Gemeindezentrum im Dorf!

Interessant is auch, dass de Oweräirer Festplatz konsequenterweise zugebaut wern soll. Wenn in Oweroure schon eine Kneipe nach der annern zu macht, braucht mer auch keine Feste mehr. Das Problem Waldfest hat mer ja auch gelöst, dort durch angeordnete, zeitige Schließung jedweden Getränkeausschanks im Sinne dörflicher Friedhofsruhe. Des bisje Juchhe, das überhaupt noch gefeiert werd, kann mer laut Magistrat auch zwische Kulturhall un Bücherturm abhandele.

Dass mit den auf dem Festplatz zu erwartenden Maßnahmen Oweroure weiter nach unten marschiert, is durch die bei uns mittlerweile übliche Hinzuziehung auswärtiger „Fachleute“ gesichert. Für so en Mist habbe mir ja immer Geld übrig!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 93 September 13 Wahle 13 un so weiter

Kunrad 93

Gude, die Herrschafte,

Jetzt hab isch doch es letzte Mal ganz vergesse, Ihne eine Empfehlung für die Hessen- und Bundestagswahl zu gebe. Na ja, sie wern´s auch ohne mich gepackt habbe. Isch hätt Ihne da vielleicht die lustige Partei aus Frankfurt ans Herz gelegt, awer mir wähle ja nit, damit mir vier Jahr was zu lache habbe, im Gegenteil!

Es Ergebnis … gut, es is bzw. es sin die Alte, awer irgendwie doch ganz anners. Ein FDP-Mann hatt gesacht, bei dem Wahlergebnis könnt mer denke, dass nit nur in Oweroure, sondern in ganz Deutschland Kerb gewese wär. Isch konnt dadezu leider nix sage, isch war heiser, isch hatt nämlich mei Stimm abgebbe, ha ha!

Jetzt weiß awer keiner in Wiesbaden un Bonn, wie es weitergeht. Am Stammtisch hat einer gesacht, es geht nur e Koalition CDU/Linke. Ja, des wär was, da hätte mer all was zu lache, awer des wolle mir ja nit (siehe oben). Jedenfalls wird’s spannend!

Vielleicht kann ja die neu Regierung über eine Regulierung der Bierpreise nachdenke. Was beim Sprit gilt, könnt ja auch beim annern Sprit gehe. Da müßte die Wirte die tägliche Bier-, Äppler- un Schnapspreise an die Zentralstelle für alkoholische Verköstigung weitergebe un mir könnte dann es günstigste Lokal ausfindig mache. Allerdings müßt ich mir dann so ein neumodische Telefon anschaffe, also so einer, der aussieht wie en Flachbildschirm, nur kleiner. De tät isch dann auch de ganze Tach in de Landschaft stehe un ständig mit dem vermaledeite Ding rumspiele. Soweit käm´s noch. Da geh isch dann doch lieber weiter in mei Stammkneip, un Ruh is!

Es gab awer auch widder was Gutes, nämlich es Wetter an de Kerbe in Orwisch un Oweroure, da müsse mir also doch das letzte Jahr recht brav gewese sein. Es sin awer auch brave Leit an de Kerbe unnerwegs gewese, wenig geklagt, viel getrunke, so muss es sein!

Da kann mer doch ganz beruhigt dem Herbst entgege gehe, wenn er auch politisch eher heiß werde dürfte.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 92 August 13 Bahnhof un Hitzeerscheinunge

Kunrad 92

Gude, die Herrschafte,

also isch fühl mich in de letzt Zeit wie der Kannibale, der en Clown gegesse un danach gesacht hat: „Der schmeckt awer komisch!“

Also, wenn isch mir den Bahnhof in Oweroure un den neue Zufahrtsweg anschau, da weiß ich nit so recht. Womöglich soll letzterer dazu diene, die Zeit, die mer an de geschlossen Schrank verlorn hat, wieder uffzuhole. Beim Bahnhofsvorplatz sage die Leit nur, dass mer erst es Haus baut un dann de Hof macht. Bei uns is es umgekehrt, wobei isch mir denke, dass der Investor, der jetzt den Bahnhof erneuern will, ja auch nach Fertigstellung nit Monate lang warte kann bis de Vorplatz gemacht wird.

Merkwürdig war auch der Vorschlag von de junge Union, en Bolzplatz in Orwisch mit Kunstrasen zu versehe. Gut, mir hätte dann de teuerste Bolzplatz westlich von Wladiwostok gehabt un de Regierungspräsident wär persönlich vorbei gekomme, um dem Magistrat an de Kopp zu greife, awer der schöne Platz hätt doch höchstens ein Monat gehalte un dann widder ausgesehe wie de alte.

Vielleicht is einem auch wege dem Wetter so komisch gewese. Bei der Hitz da komme noch dezu alle raus aus ihrne Löcher, dann awer so eine Sorte von gemostert, also für Breidert un Bienegarte: gekleidet. Gut, bei de Dame is ja auch die knappste Gerätschaft zu akzeptiern, awer bei de Herrn… Da werde gern emal, um es vorsichtig zu formuliern, die äußersten Grenzen der Ästhetik ausgelotet. Isch selbst hingegen zieh auch bei Hitz e ordentlich Hose an, awer da gibt´s Kerle, die ziehe dann üwer ihr Stachelbeine gern so e Art Bernemer Halblang mit eim Karomuster, das mer sonst nur uff moderne Unnerhose find. Bei manchem tät de Lagerfeld vor Verzweiflung sein eigene Zopf fresse.

Bei dem Wetter geht mer auch gern emal uff e Fest im Freie. So war isch bei einer Festivität, bei der zwar durchaus auch die typisch hessische Versorgung gewährleistet war, awer auch den Bedrängnissen der Moderne Tribut gezollt wurde. Da hat ein Mädchen mittleren Alters einen Aperol bestellt. Isch hab gedacht, das is de typische Name für eine Deckfarb odder was zum Abbeize. Unner uns, ums vorweg zu nemme, es is was zum Trinke. Isch hab´s versucht, glaube Sie mir, vom Geschmack her jedenfalls is des zum Abbeize auch nit schlecht.

Dann kam ein weibliches Wesen un hat gefracht: „Habt ihr auch en Hugo?“ Hab isch geantwort: „Da hinne steht er!“ Da hat die mich angeguckt, als hätt isch nit es ganze Besteck im Kaste. Des wär „das“ Modegetränk. Na ja, isch wußt gar nit, dass Bier un Äppler von so einer grünen Brause mit Schnittgras verdrängt worde sein solle. Awer wenn mer so was hört, da isses doch kein Wunder, dass mer sich emal komisch fühlt, selbst wenn mer kein Clown verschluckt hat.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 91 Juli 13 Markttag, Stadtrat un gute Laune

Kunrad 91

Gude, die Herrschafte,

wie Sie wisse, bin isch ja ein leidenschaftlicher Knodderdibbe. Leider gestalteten sich die Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit so, dass ich meiner Leidenschaft nur wenig nachgehe konnt.

Des is schon mit dem Markttag „Midde noi“ losgange. Prima Wetter, gut Esse, Getränke in ordentliche Gläser, Mussigg uffm Marktplatz un im Dinjer Hof, also des war e rund Sach!

Wenn isch da an die Gewerbemeile zwische Minster un Eppertshause denke, die angeblich so gut sein soll, also noa! Da biste zwische unüberschaubare Ständ mit einem Plastikbecher in de Hand durchgedrückt worde un konntest aus der Ferne die üppige Bratwurstvielfalt bestaune. Wenn Sie mich frage, war der Markttag hunnert mal besser! Deshalb sollt sich der Gewerbeverein überlege, ob der angedachte Rödermarkt 2014 tatsächlich eine so viel bessere Alternative ist.

Ähnlich unerfreulich aus nörgeliger Sicht war die Amtseinführung vom neue Erste, vom Rotter Jörg. Rechtzeitig hat mer mich in Kenntnis gesetzt, dass die Gemeindeordnung eine solche Amtseinführung vorschreibe würd. Dann konnt mer erfahrn, dass de Rotter Jörg Esse un Trinke aus eigener Tasch bezahlt hat. Ja, was willste da sache? Jetzt könnt mer mit de Hallemiete anfange, awer so kinnisch bin noch nit emal isch!

Schön wär allerdings, wenn die Gesetze auch bei annern Ämter ein bißje ein Spektakel vorschreibe täte. Also isch denke an die Ernennung eines Baudezernenten. Da könnte dann die örtliche Bauunternehmer mit schwerem Gerät und Baggerschaufel winkend am Rathaus vorbei paradiern. Oder en neue Kulturamtsleiter, da stünde dann e paar hunnert Sänger un Musiker vor de Hall, Seiltänzer un Jongleure täte ihr Kunststückscher zeige un es Theater un Nedelmann könnt Shakespeare rezitiern. Oder ein neuer Kämmerer, da könnte dann die Mitarbeiter von Volksbank un Sparkass huldigend 10-Euro-Schein ins Rathaus schmeiße.

Des wär doch emal was! Naja, was noch nit is, kann ja noch wern. Mer kann´s ja mal em Hessen-Bouffier vorschlage.

Ganz schlimm für mich is allerdings der Sonnenschein der letzten Tage. Wenn des so weitergeht, lauf isch noch singend un pfeifend durch die Gasse. Gott behüte, soweit käm´s noch! Es wird schon widder blöd wern, un dann lauf isch widder zu Hochform uff, kann isch Ihne sage!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 90 Juni 13 Uns schickt der Himmel

Kunrad 90

Gude, die Herrschafte,

es gibt ja heutztag Aktione, die sin mal gar nit mal so schlecht. Jetzt hat doch die katholisch Jugend unner dem Motto „Uns schickt der Himmel“ junge Leut für allerhand notwendige Arbeite entsendet, wie mer in solche Kreise zu sage pflegt. Die Orwischer Pfadfinder habbe die Aufgab erhalte, hinnerm Badehaus ein Volleyball- und Basketballfeld , Bänke, Litfasssäule un so weiter zu errichte. Dafür hatte die 72 Stund Zeit un habbe das tatsächlich hingekriegt.

Da hat de Sturm Alexander gesacht, die Stadt hätt das in der Zeit nie hinbekomme, in 72 Stund wär das Thema nicht einmal ausdiskutiert gewese. Na ja, jetzt als Scheidender kann der natürlich solche Wahrheite gefahrlos zum Beste geben. Awer er hat ja Recht! Wie wär´s dann abgelaufe? Wochenlange Diskussione im Bauausschuß un Stadtparlament mit der Frage, wer das alles bezahle soll, wärn erforderlich gewese. Womöglich hätt mer auch Einvernehme mit meine Lieblingsfreunde, den Projektverhinderern von obere, unnere oder unterirdische Naturschutzbehörde herstelle müsse. Dann hätt mer wahrscheinlich unter anderem die Anlieferung von 4 Butze Sand europaweit ausschreibe müsse. De Gefahrenschutzbeauftragte hätt womöglich auch sein Senf dazugebe müsse, und so weiter und so fort. Ob mer das Ganze vorm Weltuntergang in zig Milliarde Jahrn bewältigt hätte, steht in de Sterne. Mer sieht, das Erfolgreichste is immer noch: Nit lang frage, einfach mache!

Isch frag mich jetzt aber, wie das weiter geht. Wenn bekannt wird, wie toll das die junge Leut gemacht habbe, nimmt das vielleicht gar kein Ende. Isch könnt mer vorstelle, dass de Wowereit un de Mehdorn schon bei de deutsche Pfadfinder vorstellig geworde sin, damit die den Berliner Flughafe, sage mir mal in 4 Woche, fertig stelle un die dortige Fluglärmgegner zur Weißglut bringe. Auch dass die Elbphilharmonie jetzt doch fertiggebaut werde soll, könnt mit solche Vorgäng zusammehänge. Bis die Stuttgarter Bürger ihr Wut hätte zum Ausdruck bringe könne, wär die Jungkolping wahrscheinlich schon 3 Woche mit dem Bahnhof fertig gewese.

Jedenfalls, sag mir keiner was gege die Jugend, die angeblich so faul un ziellos rumhängt. Wenn die loslege, sin die mit de Arbeit schon fertig, wenn mir Alte im Nest noch die Auge zupetze.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 89 Mai 13 Als noch Sauwetter un Stadtrat Rotter

Kunrad 89

Gude, die Herrschafte,

da hatt ich Ihne doch es letzte Mal freudig verkündet, dass de Frühling da sei un sein blaues Band flattern lasse tät, dabei war das alles nur ein kurzes Intermezzo im vorherrschenden Spätwinter. Vor lauter Zorn hab isch letzt Woch mim Schneeschieber gedroht, awer es Wetter is nit besser geworde. Als die Temperatur in de Wohnstubb Richtung Kühlschrank Innenraum ging, musst isch fluchend die Heizung widder anmache. Da hab isch quasi die Aktienkurse von de Energiekonzerne un ähnliche Stromer steige gehört. So weit bin isch schon!

Vielleicht is auch das Sauwetter daran schuld, dass die Bürgerbefragung wege dem erste Stadtrat sang- un klanglos de Bach hinunter gegange is. De Rotter Jörg is dann ja auch mit der vorhandene satte Mehrheit von CDU/AL zum Stadtrat gewählt worde, so dass dieses Thema jetzt erstmal erledigt is.

Womöglich wär das alles bei schönem Wetter anners verlaufe. Nun bin isch kein Fachmann in der Richtung, welche Wetterverhältnisse für politische Umstürze geeignet sind. Isch weiß, auch nit, ob´s bei Beginn der französischen Revolution anno dunnemals geregnet hat oder schön Wetter war. Sicher, bei Sonneschein is es erheblich angenehmer uff die Barrikade zu gehe, als wenn´s Taubeeier hagelt. Auf de anner Seit war vielleicht auch so e Mistwetter wie bei uns und die Damen und Herren vom französische Adel hatte die Nas voll un wollte sich in die Sommerfrische nach Italien verabschiede. Da hätt isch vom gemeine Volk auch die Mistgabel in die Hand genomme.

Im Moment bin isch jedenfalls aufgrund der Wetterlage zu allerhand Gräueltate bereit, isch hätt fast vorhin gege e Straßeschild getrete. Schuld daran war auch ein Bericht üwer englische Wissenschaftler, die anhand der Temperatur des Nordseewassers vorhergesagt habbe, dass mir die nächste 10-15 Jahr kein gescheite Sommer mehr kriege würde. Zum Mäusemelke!

Es bleibt nur, abzuwarte un auf besser Wetter zu hoffe. Dabei könne mir dann in Ruh lese, welche Dezernate de Röder-Roland für´n Rotter Jörg vorgesehe hat un wie dann die Wetterlage im Rathaus is. Meteorologen aller Länder vereinigt euch!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 88 April 13 Frohsinn, Frühling, Frühjahrsputz

Kunrad 88

Gude, die Herrschafte,

ich hoffe, Sie habbe´s gemerkt: Der Frühling ist da und lässt sein blaues Band herumflattern, wie der Dichter es so gern formuliert. Wenn Sie sich frage sollte, wieso dieser bunte Gesell sich jetzt eingestellt hat, so kann ich es Ihne verrate: Die Frohsinn-Chöre sin schuld! Die hatte nämlich ihr Konzert am vorvergangene Sonntag auch unter das Motto gestellt: „Frühling, komm herbei!“ oder so. Un kaum hatte die mittags in de Prob „Veronika, der Lenz ist da“ und ähnliche Knaller in de Äther gejagt, da hat de Herr Winter eingesehe: „Es is gut jetzt!“ un hat sich endlich vom Acker gemacht. Nit auszudenke, die Frohsinn-Leut hätte Lieder aus em Zyklus „Die Winterreise“ vom Schubert gesunge. Da hätte mer die Heizung noch e paar schöne Woche bollern lasse könne.

Sehr nachteilig am Frühling is allerdings die vor allem Ehefraue inne wohnende Neigung, alles Mögliche putze oder – schlimmer noch – renoviere zu wolle. Wenn ich die nasse Vorhäng am Fenster herumtropfe sehe, könnt isch grad schon mittags Richtung Wertschaft ziehe. Üwerall stehn Putzeimer in de Gegend, die mir laut zuzurufe scheine: „Dabb in mich nei!“ Hier, da gibt´s ja heutzutag Putzgeräte, da meinste grad es Raumschiff Enterprise hätt was aus de Zukunft in zigtausend Jahr vorbeigebracht. Schrubber mit Tücher aus de Weltraumforschung! Als könnte die im Weltraum mal kurz nass uffwische. De tät´s dann dort NASSA heiße, nit NASA! Jess, was blöde Sprüch, naja, Sie müsse schon entschuldige, es wird halt Frühling!

Un dann die Politurn, die vor allem den Zweck habbe, alles so sauglatt zu mache, dass du in de Wohnung herumfällst wie uff de Eisbahn. Sehr unerfreulich is auch es Fensterputze, vor allem wenn beim streifelose Putzmittel Streife verbleibe un de Lappe durch die Gegend fliegt.

Da bleibt den Männern nur eine einzige Rettung, die Ankündigung: „Isch schaff schon mal die Gartemöbel uff die Terasse!“ Da hat mer seine Ruh un wenn mer fertig is, setzt mer sich hin un macht sich ein Weizenbier uff, in der Hoffnung, dass es die werte Gattin nicht allzu früh mitkriegt.

Awer so is des halt im Frühling, un wenn´s nit so wär, würd einem was fehle! Deshalb wünsch ich Ihne viel Spass in de nächst Zeit. Un wenn de Heuschnuppe kommt, sache Sie ihm einfach, sie hätte keine Zeit.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 87 März 13 Sauwetter, Stadtrat un Bahnhof

Kunrad 87

Gude, die Herrschafte,

saache Sie mal, geht Ihne es Wetter genauso uff en Seier wie mir? Als nur Kält un Schnee, un des noch Mitte März! Da könnste doch die Kränk kriege, wenn de se nit schon hättst. Wahrscheinlich komme dann die Meteorologe un erklärn uns im Mai, dass es Frühjahr im Mittel richtig warm gewese wär. Meistens muss mer sich ja so was dann zu allem Überfluss auch noch biete lasse. Isch hab des Gefühl, bei dene Wetterfrösch schaffe nur Leut, die so newer de Kapp sin, dass sogar isch dort anfange könnt. Immerhin habbe se mitgeteilt, dass unsern Winter de dunkelste seit Beginn der Aufzeichnunge gewese wär. Alle Achtung, genau so is er mir auch vorkomme. Es besteht also noch Hoffnung!

Schwierig is es natürlich, bei dem Sauwetter guter Dinge zu bleibe. Unserne Politiker gelingt dies zunehmend weniger. Dauernd der Streit um des Bürgerbegehren wege dem erste Stadtrat, isch kann´s schon nit mehr hörn. Jetzt hat mir einer erzählt, die Satzung mit dem Stadtrat, die unner anderem die SPD bekämpft, hätt sie selbst mitbeschlosse. Mittlerweil wird die Stell obendrein schon ausgeschriebe. Was is, wenn des Bürgerbegehren rechtswidrig is? Könne sich dann die Bewerber in die Stell hineinklage? Un muss dann nicht sogar de Röder-Roland eine gerichtliche Klärung herbeiführn? Un findet mer einen Volltrottel, der de ehrenamtliche Stadtrat gibt? Dem müsst mer im Orwischer Rathaus ein Stübsche einrichte, wo er dann nach Feierabend und am Wochenende in aller Stille jeweils einige Kubikmeter Akte bearbeite kann. Am beste e Schlafcouch dazu gestellt, da kann er sich dann hinlege, damit er nicht zusammebricht. Bevor mer soviel Zeit un Geld verplempert, sollt mer also herausfinde, ob es irgend wen gibt, der zu so etwas bereit is. Dann sehe mer weiter.

Un dann die Kniffe, damit Abstimmunge verhindert werde, woraufhin die Opposition kritisiert, dass die Rechte des Bürgers beschnitte würde. Dabei is längst nit ausgemacht, ob so viele Bürger üwerhaupt die Meinung von dene Oppositionsparteie mit ihre paar Prozent Wählerstimme teile.

Auch schön an unserm hiesige Politzirkus is der Hickhack um de Oweräirer Bahnhof. Die freie Wähler hatte em Röder-Roland vorgeworfe, er hätt es Bodegutachte nit vorgelegt. Dann mußte se zurückrudern, es war doch da gewese. Bei dem ganze Bahnhofsirrsinn muss mer zusätzlich noch bedenke, dass dann, wenn die Bahn ihrn Hof noch hätt, in de nächste 340 Jahr nix passiert wär. Gut, mer hat es Gefühl, dass es jetzt, wo die Stadt Eigentümer is, auch noch 339 Jahr dauern könnt bis sich dort was tut, awer immerhin gibt’s jed Woch was zu lese.

Es bleibt nur zu hoffe, dass endlich de Frühling kommt un die Leut widder normal wern. Am beste wär natürlich, dass sich der Herr Lenz noch vor de Ostern vorstellt, damit mir e paar schöne Feiertage habbe. Dieses wünsch ich mir un ganz besonders auch Ihne.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 86 Februar 13 Stadtrat als Ehrenamt

Kunrad 86

Gude, die Herrschafte,

also unser Oppositionsparteie von SPD, FDP un Freie habbe ja jetzt e mords Ding ausgegrabe: Der erste Stadtrat soll in Zukunft ehrenamtlich tätig sein, also fer umme! Es würd mich dabei interessiern, wer von dene Oppositionelle so einen Job, der zukünftig nur Ärger bringt, kostenlos mache würd. Ich möchte wette, dass sich da keiner find!

Allerdings könnt ich mir vorstelle, den Poste zu übernehme, wenn man mir entgegenkommt. Also die doppelte Buchführung, mit der sich der Stadtrat als Kämmerer herumschlage muss, die müsst in eine einfache Buchführung umgewandelt werde. Meine einfache Buchführung besteht aus drei Komponente: Erstens aus Quittunge un Belege, zweitens aus einem Schuhkarton, in den erstere hineingefeuert werde, un drittens einem Steuerberater, der aus dem ganze Schlamassel was Vernünftiges macht. Auch möchte ich nicht jeden Tag stundenlang im Orwischer Rathaus sitze un mit zahlreiche Anliegen von Bürgern behelligt werde. Als Ehrenamtlicher wär ich vielmehr für Jubiläen un Feierstunde zuständig, jedenfalls dann, wenn ich da keine Red halte müsst. Wenn ich ehrlich bin, wär ich als Ehrenamtlicher nur zu gebrauche, wenn die ganz Arbeit de Röder-Roland macht. Der hat awer jetzt schon genug am Hut.

Selbst am Stammtisch, der Politiker eher ablehnend gegenüber steht, hat jetzt einer gesacht, die Forderung nach einem ehrenamtliche Stadtrat könnt nur jemand erhebe, der von unserne Verwaltung rein gar keine Ahnung hat. Mer hört auch, dass de Rotter Jörg, der das Himmelfahrtskommando übernehme soll, alles andere als völlig begeistert von seinem zukünftige Betätigungsfeld wär, was sehr deutlich zeigt, dass es ehrenamtlich einfach nicht geht.

Ich kenne auch niemanden, der von der Forderung der Opposition begeistert ist, zumal das angestrebte Bürgerbegehren auch juristisch nicht ohne Probleme zu sein scheint. All das kostet Zeit un Geld; mer möchte grad rufe: Lasst´s doch sei!

Awer, wer weiß, was am End herauskommt, Hauptsach, mer hat was gemacht. Gemäß diesem Motto mach ich jetzt auch was, und zwar mich vom Acker!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad