Kunrad 69 September 11 WKW un Facebook

Kunrad 69

Gude, die Herrschafte,

gehn Sie auch so oft ins Internet wie isch, also quasi gar nit? Isch trau nämlich dem Friede nit! Gut, mein Nachbar is da ständig drin un tut der Welt kund, was er grad gemacht hat, sacht er jedenfalls. Jetzt frag isch mich, wieso isch lese soll, dass der heut Mittag sein Rase gemäht un e Kiste Malzbier in de Keller gestellt hat. So Sache schreibt der in WKW! Isch wußt gar nit, was des is. Da hat mein Nachbar erklärt, dass des die Abkürzung von „Wer kennt wen?“ sei. Das wär eine Internet-Plattform, da könnt mer Bekannte treffe. Wenn se mich frage, möcht isch solche Bekannte gar nit habbe un kenne möchte isch die erst recht nit. So Internet-Deppe, die mir berichte, wie se sich letzt in de Nas gebohrt habbe un auf was se dadebei womöglich gestoße sin. Danke für Obst und Südfrüchte!
Isch hab ja den Verdacht, dass diese Seite im Netz von Personalleitern von Firme erfunde worn sin, damit se schnell un unkompliziert herausfinde könne, um was für eine Sorte es sich bei dem jeweiligen Bewerber handelt. An de Thek hat mir einer erzählt, er hätt sich im letzte Suff unerklärlicher Weise selbst mim Handy fotografiert un die Bilder ins Netz gestellt. Prima, der hat jedenfalls keine Sorge mehr in Sache Jobsuche, der Zug is endgültig abgefahrn.
Mittlerweile sin se ja all in Facebook, da kann mer dann anklicke „Gefällt mir“. Na super, isch hab da so ein Computer-Fuzzi gefracht, ob´s da auch ein „Gefällt mir ganz un gar nit“ bzw. „Finn isch zum Kotze“ gibt. Da er das verneint hat, is schon wieder ein Grund weggefalle, wieso isch mal ins Internet sollt. Un wisse Sie, wer mir besonders uff en Keks geht? Des sin die, die dann de Kopp schüttele, wenn mer sacht, dass mer noch nie in Facebook war. Grad so, als hätt mer noch nie e Glas Wasser von unne gesehe. Dene sach isch: „ Des brauch isch nit, isch war nämlich sonst schon iwerall, als Kind in Malbook, sonntags in Gesangbook un auch sonst in jedem Humbook!“ Un Ruh is!
Mer kann jedem nur rate, seine Geheimnisse un Meinunge für sich zu behalte, wer weiß wofür mer se noch brauche kann. So Kerle, die im Internet, in Zeitunge un auch sonst üwerall ihrn Senf zu jedem Mist dazu gebe müsse, die sin mir so lieb wie Leibweh, wenn Sie verstehe, was isch meine könnt.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 68 August 11 Rating-Agenturn

Kunrad 68

Gude, die Herrschafte,

mir habbe ja ein interessantes Wetter! Während de April eher ein Juli war, war de Juli awer sowas von April, dass mer schon de Winter herbeisehnt, um wenigstens zu wisse, woran mer is.
In unserne Stadt werde derzeit in Sachen Neuigkeiten lediglich saure Gurken angebote, deshalb muss sich der Blick zwangsläufig in Richtung Weltpolitik bewege. Da jagt ja eine Krise die annere un schuld sin jetzt die Rating Agenturen in de USA. Was mache die eigentlich? Isch erklär mir das so, dass isch mir Beispiele heranziehe. Also beispielsweise ein Rating von Persone, quasi eine Personal Rating Agentur. Die hätt, immer noch Beispiel, bei einer Frau zum Zeitpunkt der Heirat die Spitzenwertung AAA abgebe. 20 Jahr später käm vielleicht CCC, was gleichbedeutend ist mit „Schrott! Sofort abstoßen!“ Wenn das jetzt der Ehemann mitkriegt, der mit seiner Frau im Große un Ganze zufriede un deshalb mit der Bewertung überhaupt nit einverstande is, da würd der vermutlich dem zuständige Rating Agent zwei, drei uff die Backe gebe un dann wär die Rate ruckzuck widder owwe. Auch eine Lösung! Nun kann mer awer nit wege schlechte Bewertunge den zuständige Dame und Herren de Frack verhaache (Zur Erläuterung für die, die immer noch kein Dialekt könne, das bedeutet in etwa: Die Anzugsjacke vermöbeln). Das kann Griechenland einfach nit. Schon deshalb, weil so ein Stück Land mit Ausnahme von Wanderdüne recht unbeweglich is, was womöglich der Grund ist, dass die Superschlaue in Amerika kein allzu großes Risiko mit ihrne Bewertung gehe. Isch selbst bin ja der Meinung, dass in „Rating“ zu 100% der deutsche Begriff „Raten“ steckt.
Die Rating-Kerle sache jetzt awer dazu, dass sie so eine große Macht niemals habbe wollte. Vielmehr hätte zahlreiche gesetzliche Richtlinie festgelegt, dass die Finanzanlage mit dene Bewertunge verbunde werde müsse, so dass manche verkaufe müsse, wenn so ein Rating runner geht.
Schwer zu verstehe. Widder ein Beispiel: In de Lokalzeitunge gebe oft Trainer Tipps ab, wie die Spiele, sage mir mal, in de Kreisliga am kommende Wochenend ausgehe. Jetzt interessiert das natürlich keine einzige Kreisligamannschaft, so dass die spiele, wie sie wolle, mit Ergebnisse, die selten mit dem Trainertipp übereinstimme. In unserm sagenhafte Finanz- system, wo´s Gott sei Dank nur um Milliarde geht, müsste allerdings die Kreisligiste so spiele, wie das der eine Trainer getippt hat. Also im übertragene Sinne, wenn Sie verstehe, was isch meine könnt. Wenn Sie jetzt sage, dass das Wahnsinn is, dann muss ich Ihne sage, dass Sie Recht habbe.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

P.S.: Bald is Kerb in Orwisch un Oweroure! Mein Tipp: Hingehe un die Weltwirtschaftskrise Weltwirtschaftskrise sein lasse. Wichtiger is, die Gastwirtschaftskrise zu bekämpfe!

Kunrad 67 Juli 11 Fraue-Fußball-WM, Pferd un Fraport-Landunge

Kunrad 67

Gude, die Herrschafte,

habbe Sie auch bei de Fraue-Fußball-WM am Fernseher gesesse? Hätt isch´s nur gelasse! Gut, der Frauefußball is vielleicht nicht ganz so toll wie der von de Männer, awer wir Südhesse sin ja von de Eintracht un de Kickers in de letzt Zeit auch nit grad verwöhnt worde, da hatt mer den Unterschied kaum gemerkt. Jess, was hab isch mich uffgeregt, wie unser gege die Japanerinne rausgefloge sind. Isch wollt endlich mal widder Weltmeister werde un dann des! Isch hatt lauter verrückte Rachegedanke: kein Reis mehr esse, dem nächstbeste Toyota de Lack verkratze, alle erreichbare Essstäbchen zerbreche und, und, und. Und wege was? Wege einem Frauefußballspiel! Des hätt mir einer mal vor fünf Woche sache solle, isch hätt den für verrückt erklärt. Am nächste Morgen war´s dann besser, da is mir eingefalle, was die arme Japaner in de letzt Zeit alles mitmache musste. Da habb isch sogar einem Honda die Vorfahrt gelasse! So ein Kerl bin isch!

Wir habbe im Übrige gar kein Grund zu klagen. Unser neue AL/Grüne/CDU Koalition hat sich sogar ins sonnenbestrahlte Feld uff die Bulau begebe un den Koalitionsvertrag unnerschriebe. Die Lips Patricia un de von der Lühe Eckhard habe in die Kamera gelächelt, als ob diese politische Ehe ewig halte würd. Hätt nur noch gefehlt, dass de Pfarrer mit Weihwasser de Segen gibt, dann wär die Idylle perfekt gewese. Nun is ja bekannt, dass bei den Ehen, die so besonders glücklich anfange, oftmals de Haussege recht schnell schief hängt. Da bin isch awer mal gespannt, wie des bei dene Koalitionäre wird. Isch wünsch dem trauten Paar awer rein vorsorglich alles Gute bis zur golden Hochzeit.
Freue könne sich auch unser Messehäuser. Die habbe jetzt ein 400 Kilo schweres Metallpferd, das an de Bushaltestell am Kapellsche uffgestellt werde soll. Junge Künstler habbe dieses Pferd unter der Anleitung einer Sozialpädagogin verziert, also quasi angestriche. Wenn das nix wird, dann weiss isch auch nit! Jetzt suche se noch einen Namen für das künstliche Ross. Also die Kinner früher hätte „Gaula“ gesacht, heut sache se ja eher „Horse“, mer könnt´s also „Horst“ nenne. Oder die Zukunft vorweg nehmend „Rostschimmel“. Oder „Eiseklepper“. Oder, weil mer sich über das Pferd so wundert, „Totilas“! Der Phantasie sind hier jedenfalls keinerlei Grenze gesetzt.
Sehr viel Phantasie hatte auch die Flughafebetreiber, die zum Volksfest zur Eröffnung der neuen Landebahn eingelade hatte unter dem Motto „Happy Landings“. Also, isch weiss ja nit! Wie bei 180.000 Leut uff der Startbahn ein happy landing funktioniern soll, muss mir die Fraport erstmal erklärn. Isch bin da sehr vorsichtig gewese un lieber gleich daheim gebliewe, bei mir konnte die nit lande.
So un jetzt muss Ruh sein, die Ferien sind da. Wisse Sie eigentlich, was isch in meim Urlaub mache? Urlaub!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 66 Juni 11 Rink-Rauswurf un Sunnebrill

Kunrad 66

Gude, die Herrschafte,

wie Sie womöglich festgestellt habbe, halt isch mich aus der Politik raus. Letzt hat mich einer gefracht: „Sache mal, Kunrad, was hältst Du eigentlich von de Angela Merkel?“ Da habb ich geantwort: „Höchstens die Handtasch, de Rest is mir zu schwer!“ Un schon hatt isch meine Ruh!
Hier in Rödermark is das natürlich schwieriger. Jetzt hat sich bei de Koalitionsverhandlunge zwische CDU und AL/Grüne zu meiner Überraschung doch was getan: Das Innovations-zentrum wird abgeschafft, de Rink Norbert is sein Job los. Holla, das war ja ein Knaller! Erst „Glücksfall für die Stadt“, dann Bürgermeisterkandidat un morgen arbeitslos. Da kann mer sehe, wie Parteie mit ihrne Kandidate umgehe. Da habbe se an de Thek gesacht, de Rink Norbert wär ganz schön naiv gewese. Also der Begriff, der regt mich in letzter Zeit mehr un mehr uff. Wenn einer zum Beispiel mit dem Enkeltrick odder bei Kaffeefahrte betroge wird, dann heißt es auch, der wär naiv gewese, quasi soll da wohl es Opfer selbst schuld sein. Ich mein da geht einiges durcheinanner, verantwortlich sin doch die Täter, des sin doch die Drecksäck, nit diejenige, die nix Böses ahnend durch die Welt marschiern. Mir brauche viel-mehr Brave, Blauäugige un Naive, Schlawiner habbe mir weiß Gott genug!
Auch so e Sach is die Hilfe für die Grieche, als würd da ein normaler Grieche auch nur ein Euro sehe. Das Geld wird hauptsächlich genomme, um die Banke zu bezahle, die Angst um ihr Risikokredite habbe. Wenn mer´s nit mache, geht angeblich widder mal die Weltwirtschaft de Bach enunner. Die Sorte Bach kenn isch, da musst du solang was hinein werfe bis de selbst nix mehr hast. Die Umverteilung von Arm zu Superreich is heutzutag schon ganz schön raffiniert geworde. Gut, dass isch mich aus der Politik raushalte, sonst tät isch am End Sache sage, die ich hinnerher bereue würd.
Komm, vergesse mir den Kram un freue uns uff de Sommer! Ja, da habb isch auch was auszusetze, is heut awer auch wirklich schlimm mit mir. Wie finde Sie dann diese Sonnebrille im Haar? Manchmal sin die mit 3-Wetter-Bapp geradezu festgesprüht. Also wenn du durch des Brillsche durchgucke willst, da siehst du keine Sonne mehr! Eine Etikette-Trainerin aus Hamburg hat jetzt gesacht, ein derartiger Haarschmuck wirke „nicht cool, sondern einfach nur albern“, Zitat Ende. Un unser Hanseate solle ja in Sache Benimm un steife Hemdkrage allererste Adresse sein. Isch halt mich da lieber raus, Mode is ja wie die Politik ein Thema, wo mer leicht Krach kriege kann. Un solche Bereiche meide ich bekanntlich wie de Teufel es Weihwasser.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 65 Mai 11 Säbelfechter un Koalitionsverhandlunge

Kunrad 65

Gude, die Herrschafte,

während bürgermeistermäßig alles beim Alte bleibt, hat sich im Badehaus schon widder was getan. De bisherige Chef hat´s Handtuch geworfe, obwohl er von seinem Namen „Nothhelfer“ her geradezu prädestiniert für den Job gewese war. Wahrscheinlich hat er nur geholfe, die Not noch größer zu mache. Grund für die Kündigung wär aber de ständige Druck aus de Politik gewese. Wusst gar nit, dass unser Rödermärker Politiker auch Druck mache könne.
Na ja, da en Nothhelfer nix richte konnt, hat mer noch eine Schippe druffgelegt und jetzt als neuen Badehausleiter einen Säbelfechter eingestellt. Der war bei Olympia un Weltmeister- schafte schon uff de Planke, oder wie mer das nennt. Isch bin mal gespannt, was der Herr Convents, so heißt er nämlich, reiße kann. Ob für eine Ausgabekürzung ein Schwert das richtige Werkzeug is, wage isch zwar zu bezweifeln, uff de anner Seite kann mer womöglich mit einem Säbel in Reichweite die ein oder andere Verhandlungssituation positiv beeinflusse. An de Thek hat zu dem Thema letzt einer nur gesacht: „Hoffentlich isses koan Schlaafsäwel!“ Isch bin mer jetzt gar nit so sicher, wie mer des übersetze soll: Is des jetzt ein „Schlafsäbel“ oder ein „Schleifsäbel“? Isch plädiere eher für das letztere gemäß dem Motto: „Wenn einem mal der Säbel schleift, man besser keinen Feind angreift!“ Jedenfalls wünsch isch dem Mann schon aus fiskalischen Gründen viel Erfolg.
Erfolgreich scheine ja auch die Koalitionsverhandlunge zwische AL/Grüne un CDU verlaufe zu sein. Tolle, unerwartete Ergebnisse sind erreicht worde, wie bspw. das geplante Schließen der Baulücken, die Förderung alternativer Energie un die Stärkung der Bildung schon ab de Kinnerschul. Mann, oh Mann, soviel Neuerung hätt isch gar nit erwartet. Wenn jetzt auch noch kommt, dass mer Schulde abbaue will, dann schnall isch aber völlig ab. Länger als 5 Minute könne se für dieses ehrgeizige Programm nit gebraucht habbe. Vielleicht hat ja auch die lang anhaltende Trockenheit manch spritzige Idee vereitelt. Andererseits kann mer dene Leut deshalb nix vorwerfe, weil keine Mark un erst recht kein Euro für hochtrabende Pläne übrig is. Mer hätt halt auch sage könne: „Mir habbe lang verhandelt, awer mangels Masse mache mir halt einfach so weiter wie bisher.“ Neu is nur das Etikett, de Mantel kenne mer schon lang. Isch bezweifle, dass da de Herr Convents was ändern könnt, da hilft de schärfste Säbel nix.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 64 April 11 BM. un Kreis-Wahl 11 un Schinnerhannes

Kunrad 64

Gude, die Herrschafte,

de alte is widder de neue! Borjemoaster mein isch. Also, de Röder-Roland is quasi de Röder-Roland gebliebe. Manch einen, der von einer Stichwahl ausgange is, hat des überrascht, awer isch hatt ja schon gleich gesacht, dass die Wahl in Orwisch gewonne wird, wo de Roland mit großer Mehrheit vorn gelege hatt. Mit entschiede worde is die Wahl allerdings auch durch Fukushima, die Katastrophe hat ja grüne Leut üwerall erhebliche Prozente gebracht. Gut is nur, dass nit aufgefalle is, dass die Rödermärker im Gegesatz zu viele andere weiter auf Kern-Kraft setze.
Un deshalb is nur folgerichtig, dass jetzt die CDU und die AL/Grüne Koalitionsverhandlunge führn. Beide Seite habbe plötzlich gemerkt, wie viel gemeinsame Gemeinsamkeite sie bislang nit gemerkt habbe. Des war ja, jedenfalls bis zum Wahltag, bei SPD und CDU genauso. Wie die Verhandlungsführer des mit neue Industriegebiete, die die CDU für absolut nötig hält, hinkriege wolle, is mir allerdings ein Rätsel. Vielleicht wird des wie in jeder normalen Ehe: die Mamma sacht, sie will e neu Küch, un de Babba sacht, die alt tut´s noch! Das Ganze wird jedenfalls spannend.
Im Übrige kann isch zu diesem Wahlsonntag sache, dass hier das Sprichwort: „Wer die Wahl hat, hat die Qual!“ seine volle Berechtigung hatte. Schlange vor de Wahllokale, als ob´s was fer nix gäb, verschwitzte Körper vor un hinner einem un dann noch Wahlzettel groß wie e Kuchebrett odder e Tipp-Kick-Feld. Diesen riesige, rosa Zettel für de Kreistag hätt isch am liebste gleich verrobbt, also zerrissen, wenn isch nur gewusst hätt, wohin mit dem ganze Altpapier. Da stande hunnerte mir unbekannte Name, die mich um ein Kreuz angefleht habbe. Da wird die Wahlkabine zum Folterstuhl! Wenn isch Zeit gehabbt hätt un die Leut hinner mir hätt fuchse wolle, hätt isch in liebevoller Kleinarbeit jedem sein Kreuz gebbe. So habb isch´s kurz gemacht un ein Papierhut gefaltet, den isch dann in die Urne geworfe hab. Daran sieht mer, wie selbstkritisch Politiker doch sind, bezeichne den Stimmekorb als Wahlurne gemäß dem Motto: Des Zeug kannste gleich verbrenne!
Nit dass mir uns falsch verstehe, isch hab nix gege das Wähle an sich. Un eine Wahl von Einzelpersone mag in einer Stadt auch noch Sinn mache, awer im Kreis? Noa, noa, noa!

Ganz unnergegange in dem Wahldurcheinander is die Tatsache, dass der Schinderhannes sellemals doch tatsächlich im „Parlament“ (haha), heute: „Goldener Löwe“, in Orwisch abgestiege is. Die Oweräirer utze zwar, dass der Schlawiner wunderbar nach Orwisch gepasst hätt, uff de anner Seite kann mer sich die Berühmtheite, die bei einem vorbeikomme, nicht aussuche! Un da mir Rödermärker oftmals von de Reiche un Berühmte links liege gelasse werde, nehme mir halt alles, was kommt. Un mache mir uns kein vor, die Grenze zwische Superstar un Schwerverbrecher is doch heutzutage eher fließend.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 63 März 11 Kommunalwahl 11

Kunrad 63

Gude, die Herrschafte,

selten is es mir schwerer gefalle, mein Kokolores zu schreibe, als in diesen Tagen. Wenn mer die Katastrophe in Japan betracht, da is mer so ohnmächtig un ratlos wie ein Atomphysiker. Eins will ich Ihne awer sache: Dass mer die Natur- un Urgewalte technisch in Griff kriege kann, das könne nur die Dümmste von de Dumme behaupte, auch wenn se noch so lang studiert habbe.
So, des wär des! Und nun verlangt die Chronistenpflicht auf die Dinge zu kommen, die unser Stadt beschäftige, als da wären die Wahl der Stadtverordneten und des Bürgermeisters.
Bei ersterer muss ich schon gestehe, dass ich den Unterschied der politischen Aussagen der Parteien kaum feststelle konnt. Die wolle alle irgendwie es selbe: eine lebenswerte Stadt, Senkung der Schulden, prima Kinnergärte, gute Schulbildung, die Vereine unnerstütze un so weiter. Ja, un wo is der Disput, der Widerstreit der Ideen? Fehlanzeige! Wenn sich die AL/Grüne un die CDU nit wege den angeblich zuviel aufgehängte Einwegplakate in de Haarn gehabt hätte (Stichwort: Rindeschädigung), da wär ja gar nix los gewese.
Un die Plakate! Auf einem stand: „Die stabile Kraft der Vernunft“. Jetzt rate se mal, von wem des Ding is? Falsch, es war nit die CDU, sondern die AL/Grüne. Toll war auch die FDP, die hat e Plakat mit der Aufschrift „Wir können grün besser“. Isch dacht zuerst, des wär e Tafel von de Grüne, bis isch direkt devor stand un erkannte, dass des von de FDP is. Ausgerechnet die wolle grün besser könne. Durchaus möglich, mer weiß ja nit, was das Bezugsobjekt is. Besser als die Energiekonzerne oder die Automobilindustrie oder de Schornstein von Krotzebursch? Mer waases nit.
Interessanter is für mich de Bürgermeisterwahlkampf. Die fünf Kandidate tun sich zwar aach nit wechselseitig weh, awer das is ja auch eine Personenwahl un da kommt´s nit aufs Programm, sondern auf die Köpf an.
Der Titelverteidiger, also der marathon-geigespielende, grüne Röder-Roland, wird herausgefordert vom fahnetragende Germane-Centurio Norbert Rink, dem sozial- demokratische Diana-Schütze Stefan Junge, dem liberale Bulau-Hotelier Hans Gensert und dem ultrafreie Gewerbevereinstreibende Manfred Rädlein.
Da wird spekuliert un phantasiert! Was aber am Sonntag herauskommt, kann keiner saache, weil der Wähler halt ein unbekannter Wankelmut is. Isch behaupte seit Monaten, dass die Wahl in Orwisch entschiede wird. Klingt irgendwie geheimnisvoll, odder? Was das bedeute soll, weiß isch awer selbst nit. Letztendlich muss mer saache, mer hätte schlechtere Kandidate erwische könne! Deshalb forder ich Sie auf, am 27. 3. wähle zu gehe. Isch geb jedenfalls mei Stimm ab. Dann bin isch wieder de ganze Sonntag heiser! Wenn Sie verstehe, was ich meine.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 62 Februar 11 Narretei un Taubeschlag

Kunrad 62

Gude, die Herrschafte,

die heilisch Fastnacht is im Anmarsch un deshalb is Zeit für Narreteie. Die FDP kritisiert, dass im Stadtführer Läde uffgeführt sin, die´s gar nit mehr gibt. Des sin werklich Theme, die uns allen uff de Nägel brenne. Es nächste Mal sollt mer ein Beamte e paar Tach einsetze, dass der die Geschäfte abläuft, um festzustelle, ob´s die üwerhaupt noch gibt. Möcht wisse, was die FDP dann zu diese wertvolle Investitione sage wird. Womöglich gibt´s aber bis dahin gar kei FDP mehr, wenn das mit den Austritte so weiter geht. Müßt mer dann aber auch schnell im Stadtführer vermerke!
Krach hat´s auch wege dem Haushalt der Stadt gegebe, der angeblich durchgepeitscht werde sollt. Verstanne hab isch den ganze Aufruhr nit. Wieso is immer in den Wahljahren so ein für Normalsterbliche nicht nachvollziehbare Zirkus? Verabschied wird der Haushalt jetzt doch vor de Wahl, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass er nicht mehr wiederkommt.
Ganz doll is auch unsern städtische Taubeschlag uff em Oweräirer Rathausdach! Die Orwischer sache bestimmt, dass mer in Oweroure eher was für die viele Blinne statt für die Taube hätt mache solle. Awer des wär natürlich nur karnevalistischer Jokus, denn bei der innerörtlichen Taubeplage musst mer reagiern. Isch persönlich hätt ja die Flobbert-Methode vorgezoge, awer so was is heut nit mehr zulässig, wo am Tag abertausende Hinkel geschlacht wern, ewer bei dene hunnert Taube ein Riesegeschiß gemacht wird. Im wahrsten Sinne des Wortes!
Die anzuwendende Methode sin awer hochinteressant, das muss isch schon sache. Wenn nämlich eine Taube in dem Schlag ein Ei legt, wird des sofort durch ein Gipsei ausgetauscht un die arm Taube brütet dann den Gips aus. Das soll also tierfreundlich sein! Isch hab da meine Zweifel. Wenn nämlich die aufgrund nicht erfolgreicher Geburt frustrierte Taube durch die Gegend fliege, möchte ich nit wisse, was die in ihrer Depression so alles anstelle. Un die Taubemännscher wern aach was zu hörn kriege von de Taubefraue. Un die Täuberiche habbe noch nicht emal e Wertschaft, wo se sich zurückziehe könne wie unsereins. So e Taube is also im Grunde genomme auch nur e arm Sau!
Des is im Übrige der Kostümtip für die tolle Tage, komme se als Taube oder als Gipsei un Sie sin de Knaller. Sie müsse awer Acht gebe, dass mer Sie nachts nit in de Taubeschlag zum Ausnüchtern schafft. Des wär nämlich Tierquälerei!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 61 Januar 11 Aufschwung un Gestaltungssatzung

Kunrad 61

Gude, die Herrschafte,

zunächst emal ein frohes, neues Jahr! Es soll ja alles besser werde. Die Konjunktur springt an, es Wachstum nimmt zu un die Arbeitslosigkeit soll sinke. Möcht nur wisse, ob Unsereiner was davon hat. In de letzte Jahrn habbe wir Normalbürger von Wachstum nix gemerkt. Verdiene tun da annern Leut, die offenbar äußerst ungern was abgebe. Deswege kaufe se sündhaft teuere Lofts in Frankfurt, damit se ihr Geld irgendwie los werde un´s nit fresse müsse.
Doch es gibt Hoffnung, da die Regierung jetzt Steuererleichterunge angekündigt hat, wogege sich de Schäuble mannhaft gewehrt hat, obwohl er bei annern Europäer gern die finanziell Gießkann ausschütt. So soll der Arbeitnehmer-Pauschbetrag erhöht werde, was immerhin in Ausnahmefäll, also quasi eher selten, 3 € pro Monat bringe kann. Da fragt sich, ob die uns nur für dumm odder für saudumm halte. Mer waases nit!
Intressant is, dass es in Rödermark jetzt auch „Wutbürger“ gebe soll. In Oweroure hatte sich nämlich die Leut gege die in stille Hinterzimmer verfasste Ortskernsatzung gewehrt. Natürlich is ärgerlich, dass des Ganze vor Verabschiedung erauskomme is. Alle behaupte jetzt, sie hätte mit der Satzung noch die Öffentlichkeit gesucht. Isch bezweifle nur, dass se se auch gefunne hätte. Unser Politiker könnt mer dabei ohne weiteres in en Achter mit Steuermann setze, so wie die jetzt vor de Bürgermeisterwahl erum rudern. Eins kann ich Ihne awer sache, dieser Begriff von dem Wutbürger is e groß Unverschämtheit. Wenn die Leut sich nit mer alles gefalle lasse, habbe die kei Wut, sondern Recht.
In Orwisch hat sich auch e bißje was getan. Im neu zu bauende Gallusheim hat jetzt die Stadt schon Räum für die Jugend angemiet. Des is prinzipiell nit schlecht, bloß muss mer Angst davor habbe, dass vielleicht e paar Dorschgeknallte verlange, dass es Kreuz entfernt werde muss. Zuzutraue is ja manchem vieles.
Awer mer muss ja alles nit so schwarz sehe. Vieles is doch auch schön. Dass e paar angeblich Prominente im Dschungel eingesperrt wern, damit se uns annern nit mer belästige, wär schon emal en Anfang, wenn mer´s nit im Fernsehn zeige würd. Un wenn dann jeden Tag die Zeitung mit dene Großbuchstabe da drüber ausführlich bericht, dann kann mer nur sache, dass sich ein Land glücklich schätze kann, dass keine annern Sorge hat.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

P.S.: Ich wollt nur noch erwähne, dass so ziemlich genau vor fünf Jahrn de erste Kunrad hier drin gestande hat. Is mir ein Rätsel, wie Sie des so lang mit mir ausgehalte habbe.

Kunrad 60 Dezember 10 Schulde, Messe der Sinne un Bahnübergang

Kunrad 60

Gude, die Herrschafte,

die Weihnacht steht an un es Jahr is fast rum. Natürlich war widder ein mords Trubel so kurz vorm Fest. De Sturm Alexander hat uns schon mal gesacht, wie´s in de Zukunft aussieht. Im Jahr 2030 hätte mer 886 Millione Schulde. Sauwer, des kriege sonst nur Banke un andere angesehene Bankrotteure odder awer EU-Staate hin. Dann gehörn mir jedenfalls aach zur Hot-Volley – odder wie des geschriewe wird! Deshalb bräuchte mir wie Bund un Land jetzt eine Schuldenbremse, meint de Alexander. Wisse Sie mit der Schuldebremse da hab isch so meine Schwierigkeite. Isch möcht wette, dass mer all bald höhere Schulde habbe un die Politiker dann sache: „Gut, dass mer die Schuldebremse habbe, sonst wärn die Schulde noch höher!“ Die finde schon en Weg, dass se alles kaputt kriege! Un meine radikale Sparplän will sowieso keiner hörn, grad nit in de Vorweihnachtszeit, in der gern uff Pump Gaben gereicht werde. Na ja!
Dann gab es auch eine „Messe der Sinne“. Mer hat gar nit recht gewusst, wo die iwerhaupt is. Uff em Plakat hat gestanne, es wär eine Veranstaltung für Fraue un Paare. Also nix für´n Parre! Auch wurd das Wort Erotik gebraucht. Die Sorte Erotik hätt isch gern mal gesehe, wenn mer da schon als Mann allein nit nei durft. Des werd en schöne sinnliche Blödsinn gewese sein. Nur Fraue un Paare – wenn isch so was schon hör! Wahrscheinlich damit die Fraue sinnlos Geld ausgebe, weil de Mann entweder nit debei is odder nix zu sache hat.
Also, wenn einer von Ihne dort war, sache Sie mir mal Bescheid, was des für e Ding war, es intressiert mich zwar nit, awer isch tät´s schon gern wisse!
Schließlich habbe die Oweräirer ein Vorweihnachtsgeschenk gekriegt, nämlich dass die Bahnschranke ab sofort nit mehr so lang schließt. Isch hat mich erwartungsvoll vor die Schranke gestellt, was soll isch Ihne sache, also isch hab nit gemerkt, dass sich da was getan hat. Da steht de Zug noch Stunne am Bahnsteig, da geht die Schrank schon vorbeugend runner, falls die Lok sich spontan überlege sollt, einfach mal nicht fahrplanmäßig los zu fahrn. Eine anner Erklärung hab isch dafür nit. Dann hab isch aber gelese, die mindestens 10-sekündige Zeitverkürzung käm daher, dass dank modernster Technik die Schranke gleichzeitig un nit wie bisher zeitversetzt schließe würd. Früher hätt mer gesacht: „Verarsche kann isch mich auch selber!“, awer heutzutag is mer ja für jed Sekunde dankbar, die mer dann dafür hat, wie en Geisteskranke in de Weltgeschicht rumzuirre, um das Fest der Besinnlichkeit vorzubereite.
Isch wünsch Ihne, dass das bei Ihne anners is un Sie e bißje Zeit habbe für sich, Ihr Liebe un Gott un die Welt. Frohe Weihnachte un en gute Rutsch. Glatt wird´s von allein!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad