Kunrad 81 September 12 Orwischer Ortsdurchfahrt

Kunrad 81

Gude, die Herrschafte,

nachdem die Kerwe in Rödermark vorbei sind, könne mir uns genüsslich der herbstlichen Stimmung zuwende, was durch manche städtischen Aktivitäten gefördert wird.

Sache Sie mal, habbe Sie auch die Schnauz so voll von Ortsmitte-Erneuerunge wie ich? Jetzt geht der Zirkus mit Orwisch weiter, nachdem mer in Oweroure schon großartige Erfahrunge gemacht hat. Da hat die wunderbare Renovierung immerhin dazu geführt, dass mancher Einzelhändler an den Rand des Ruins gebracht wurde un ein Geschäft nach dem annern zu macht. Eine Bilanz, die sich sehe lasse kann.

Dem nicht genug will man Orwisch ebenfalls diese zweifelhaften Wohltaten zukomme lasse. Hinnergrund is der bedenkliche Gedanke, dass man den Durchgangsverkehr aus Orwisch verbanne will. Isch frag mich, was des soll. Macht die Ortskerne doch anners tot! Stellt zwa Schranke an Anfang und End, in Orwisch quasi an de Agip un de Mieth. Verlegt passend dazu die Orwischer Kerb in irgendein Industriegebiet, solche Extremforderunge habbe anscheinend widder Konjunktur, un schafft am beste gleich die Bevölkerung auch noch ab, damit endlich Ruh is!

Ein Ortskern lebt doch davon, dass was los is, ohne Geschäfte geht das nit. Und ohne Kundschaft gibt´s keine Geschäfte. Da wern tausende Broschüre, wie Rödermark Geld sparn kann, unners Volk gefeuert, awer keiner scheint sich Gedanke zu mache, wie mer welches verdient. Wenn isch dann lese muss, dass die SPD 25.000 € für eine Studie eines Darmstädter Planungsbüros zur Orwischer Ortsmitte ausgebe will, da schwillt mir echt de Kamm! Vor alle Dinge deshalb, weil e paar offensichtlich mit der Materie Befasste erklärt habbe, dass die Orwischer Ortsdurchfahrt Bundesstraß is un jeder Eingriff von de zuständige Behörde genehmigt werde muss. Vielleicht hätte sich die Darmstädter Planer für diese Erkenntnis auch die 25.000 € gebe lasse, möglich is ja bei solch überflüssige Einrichtunge vieles. Ich erinnere nur an die Oweräirer Kreiselplanung am Friedhof.

Es Schönste an Ortsmitte sin awer doch immer noch die Wertschafte, un da geh ich jetzt hin un wünsch Ihne en goldene Oktober. Un rege se sich nit üwer jeden Blödsinn so uff, ich mach´s ja auch nit!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 80 August 12 Büchertelefonzelle un Stadtbus

Kunrad 80

Gude, die Herrschafte,

isch bin ja auch so einer, der gern vorm Fernseher sitzt un vor sich hinglotzt, Schlappe un Flaschebier inklusive! Des regt mei Frau ständig uff: „Mach doch emal was!“ Wege mir, steh isch halt uff un geh in die Wertschaft! Des is ihr awer immer noch zu wenig, dann sacht se, isch sollt was lese. Dann langt nit die Zeitung, nein, e Buch muss es sein. Nun geht ja bekanntlich der Trend zum Zweitbuch, mir habbe awer e ganz Herd mehr an dene literarische Werke, daran liegt´s also nit. Awer isch hab abends, wenn isch müd geschafft bin, einfach keine Lust mehr uff die Ergüsse diverser neuzeitlicher Autoren.

Da sagt mei Fraa, die Stadt hätt was Neues im Braaret errichtet, da wär jetzt eine Telefonzelle in ein Bücherschrank umgebaut worde. Hier, isch lauf doch nit wege e Telefonzelle durch die Stadt. Sagt mei Frau, des müsst isch nit, weil de Stadtbus mich da ohne Umweg hinbringe würd. Gut, wie so ein Computer dauernd eine Erneuerung brauch, so geht´s mir auch. Also hab isch im Sinne eines Rödermark-Updates eingewilligt un bin los. Mei Fraa hat gestrahlt, dass se misch los war un isch bin an die Bushaltestell. Dem Fahrer hab isch als Reiseziel „Braaret Kulturzelle“ angegebe un dann is der durchs Ort geschustert. Hier, wo der iwerall vorbei gegondelt is, also isch hätt jed Wett verlorn, dass da Busse dorsch passe. Nur e Wunner, dass er nit in Oweroure dorschs Weihgässje odder in Orwisch dorschs Pfädche an de Feuerwach gefahrn is. Un e Tempo hat der! Kerle, Kerle, da hätt sich de Schumi noch was abgucke könne!

Schließlich war ich an dem Büchertelefonhäusje. Das is top modern! Owedruff eine Solarzelle, dass Licht is. Muss mer erst mal druff komme! Jetzt sin da quasi Bücher drin un du kannst dir eins mitnehme. Du derfst es sogar behalte, wann de dafür e Neues bringst. Mich hat gewundert, dass da überhaupt noch e Buch drin war. Es Problem liegt awer ganz woanners, weil die Leut ein Haufe Bücher vorbeibringe un keine mitnehme. Isch hätt ja auch ein paar Schwarte mit romantische Frauegeschichte, die isch da gern heimlich entsorgt hätt, weil isch so Skrupel hab, ein Buch fortzuschmeiße. Dabei gibt´s jede Menge Bücher, die vortrefflich in jed Altpapiertonne passe. Awer, wenn mer´s doch nit kann!

Isch hab mir dann kein Buch mitgenomme, was folgerichtig Ärger mit meiner Ehehälfte bedeutete un mir die Worte „Kulturbanause“, „Lesemuffel“ un „Bildungstrottel“ bescherte. Da hab isch gesacht, isch hätt doch zwei Bücher mitbringe könne, die wunderbar zu meiner Fraa gepasst hätte: „Das Luder“ un „Die Irre von Chaillot“. Seitdem herrscht bei uns auf der literarischen Ebene Funkstille. Isch schalt jetzt gleich mal de Fernseher an un wünsch Ihne was!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 79 Juli 12 EM 12 un Straßebau

Kunrad 79

Gude, die Herrschafte,

wenn Sie sich nit für Fußball interessiern, könne Sie den nächste Absatz getrost überspringe.

Un was halte Sie, die Annern, vom EM-Aus unserer Nationalmannschaft gege die Italiener. Also wenn de Jogi wie de Schön Helmut, der ja wenigstens was gewonne hat, e Kappe hätt, da ging die Niederlage zu 80% auf seine. Isch hatt ja in de Wertschaft geguckt. Wie da der Name „Toni Kroos“ gefalle is, hawwe die eine „Oje, mer verliern“ un die annern „Viva Italia“ geruffe. Dann hatt der plötzlich uff de Mitte gespeelt, somit hatte mer rechts im Mittelfeld keiner mehr, deshalb musst de Boateng uff emal Reschtsauße spiele un de Hummels rechte Außeverteidiger ohne Absicherung, weil de Badstuber 1 : 1 gege die italienische Stürmer stehe musst. Dumm sin se ja nit, die Italiener, also habbe se de Balle uff unser recht Seite gespeelt, während de Kroos im Mittelfeld irrlichterte, un schon hat des dunkle italienische Lockeköppche de erste gemacht. Un weil des so einfach ging, hat sich de Boatelli gedacht: „Do mach isch gleich noch oan!“ Gedacht, getan un des war´s dann. Nun kann ja auch ein Trainer mal en Fehler mache, wie de Jogi dann awer krampfhaft versucht hat, den zu ver- tusche, un als den Bayern-Toni dringelasse un auch hinnerher nit zu seine Fehler gestande hat, da hat isch dann meine Zweifel, ob des de Richtige fer die Nationalmannschaft is.

Da sin mir in Rödermark weiter. Der Plan mit dem Gymnasium is gescheitert, un des hatt die CDU dann auch eingeräumt. De Bahnhofsverkauf is geplatzt, un de Magistrat hat erklärt, dass alles uff Anfang zurückgesetzt werde würd. So geht´s doch auch, mer kann doch zugebe, wenn mer Mist gebaut hat. Als besser wie jahrelang Zeit für eine unausgegorene Sach zu verschwende.

Für unausgegorene Sache steht insbesondere die Fahrbahnerneuerung in Waldacker. Hessen mobil, die unbewegliche Behörde fürn Straßebau, bringt jetzt den neue Straßebelag so dünn auf, dass er schon bald wieder erneuert werde muss. Es lässt sich halt gut annern Leuts Steuergeld verschwende!

Ähnlich bemerkenswert scheint mer auch die Idee von de SPD, die Orwischer Ortsdurchfahrt so zu verenge, dass der Durchfahrtsverkehr freiwillig Umwege in Kauf nimmt. Gut, im Hinblick auf die Angleichung der Verhältnisse in den einzelnen Stadtteilen is die Maßnahme sinnvoll. Solle sich doch auch die Orwischer die Außespiegel abfahrn, wie des in de Oweräirer Stadtmitte schon lange Brauch is. Noch besser wär de Durchfahrtsverkehr über de Orwischer Bahnübergang zu leite un dort die Oweräirer 5-Minute-Regel („5 Minute Schranke runner bis de Zug kimmt, 5 Minute unne lasse, nachdem er dorsch is“) gnadenlos anzuwende. Es Problem is, dass die Maßnahme vor allem die eigene Bevölkerung trifft un dann jede Menge Wutfahrer hervorbringt. Die fahrn dann, wenn se die Rödermärker Nadelöhre bezwunge habbe, so schnell, dass mer se gleich blitze un Bußgelder verhänge kann, wodurch unser Defizit gege Null gebracht werde müsst. Mir hätte allerdings dann womöglich noch en schlechtern Ruf als Ampelshause, also Dietzebach. Wenn se mich frache, isch brauch des nit!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 79 a SONDERKUNRAD 25 Jahre Fotoclub Rödermark

Gude, die Herrschafte,

der Fotoclub Rödermark hat mich gefracht, ob ich anlässlich des 25 jährigen Bestehens nit auch was sache könnt. Gut, wege mir: „Herzlichen Glückwunsch!“

Da awer so Fotoleut naturgemäß ästhetisch etwas anspruchsvoller sind, war dene das entschieden zu wenig, was zur Folge hat, das jetzt mehr kommt, wobei ich eher bezweifle, ob se davon so begeistert sein werde, die Knipser.

Wie entsteht eigentlich so ein Fotoclub? Da diese Gruppierung bei de Hundefreunde in Waldacker ansässig is, stell ich mir des so vor, dass die womöglich als erstes ihr eigene oder annern Leuts Hunde fotografiert habbe. Nun is ja so ein Hund ungestüm, so dass der dann, wenn mer´s braucht, meist nit stillsitzt un plötzlich durchgeht. Wenn de da nit uffpasst, haste dann statt Hund ein Landschaftsfoto oder ein Porträt eines fortgezerrten Frauchens. Un dann hatte die vielleicht so Bilder un habbe sich gedacht: „Auch nit schlecht, is emal was anners als immer nur Hund!“ Un dann hat mer halt ein Club gegründt, weil des macht mehr Spaß, da kann mer sich wechselseitig Bilder zeige un hat jemand, den das auch interessiert. So könnt isch mir des vorstelle. Wahrscheinlich könne Sie in dieser Schrift aber lese, dass es ganz anners war.

Anners war des auch früher mit dem Fotografiern. Da haste deine 50 Urlaubsfotos un Ruh war! Heut komme die Leut mit 3250 Digitalfotos heim, die deshalb zunächst niemand zu sehe kriegt, weil erst emal die 723 Fotos vom Heilige Abend dran sind. Un weil zwischedrin ja auch noch 34000 Bilder von Ostern angeguckt werde müsse. Es Ergebnis is, dass mer von jedem noch so unbedeutende Blödsinn hunnerte von Bilder hat, die kein Mensch sehe will. Un wenn dann aus Versehe die Festplatte vom Computer gelöscht wird, dann sin se halt fort, die Erinnerunge. Also isch bleib da nach wie vor bei meinem 36er Film, des langt dicke!

Awer so Fotoclubberer habbe da ja ganz annern Sorje. Die trage die hantelschwere Kameras Motiv suchend durch die Pampa un diskutiern über Weitwinkelobjektive. Un jeder hat da seine Vorliebe. Da streite sich Canoniere, Nikonier, Sonysten, Pentaxer, Olympussis un Leicaner über das Foto an sich un de digitale Imperativ. Mich wundert, dass die noch keine Jacht habbe un es schon 25 Jahr miteinanner aushalte.

Sowas is dann schon eine Leistung, der Hochachtung un höchste Aufmerksamkeit gebührt. Vor diesem Hinnergrund rufe isch dem Fotoclub ein dreifaches „Gut Klick“ zu und sage „Herzlichen…“ (siehe oben)!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 78 Juni 12 Leitbild un Gymnasium

Kunrad 78

Gude, die Herrschafte,

jetzt wisse mer mehr, es Leitbild is fertig! Fast alle Rödermärker sin mt unserner Stadt zufriede, 2/3 der Befragten sin sogar bereit, höhere Gebühren für alles Mögliche zu akzeptiern. Da hat awer die Professorin Funke gestaunt, was für Leut in Rödermark wohne, offensichtlich viele, dene es finanziell gut geht, sonst wärn da wohl annere Ergebnisse rausgekomme. Isch hab bei den Resultaten jetzt awer doch e bißje Angst, was da an Gebührn die nächst Zeit auf uns zukommt. Pferdesteuer, isch hör dich klappern! Maule könne mir da ja schlecht, wenn mer´s angeblich selbst so gewollt habbe.

Isch möchte nur wisse, bei was für Kerle, die da nachgefracht habbe, die Interviewer. Also bei mir war keiner! Gut, es is ja bekannt, dass isch als anerkannter „Knotterdibbe“ dene schon die passende Antworte serviert hätt, jedoch sollt mer uns mürrische Krakeler nicht außen vor lassen. Es is doch sehr fraglich, ob die Umfrage ohne unser Sorte als repräsentativ bezeichnet werde kann.

Naja, wenigstens is herauskomme, dass es Oweräirer Stadtbild zu wünsche übrig lässt. Es is also doch nit so doll, wie die von de Stadt sellemals herbeigeholte Experte behaupt hatte. Bei dem Stadtbild is auch die Ansiedlung weitere Gaststätten, die dringend benötigt würden, unmöglich. Mer könnte ja auch das von CDU un Freie Wähler gewünschte Gymnasium noch irgendwo in Oweroure dazwische zwänge, wo mer da sowieso nix mehr kaputt mache kann.

Des is ja auch so e unausgegoren Sach! Jetzt habbe mir doch mit de Nell-Breuning e anerkannt Schul, wo de halbe Rodgau hinströmt, da wolle die e Gymnasium. Anstatt das mer die Schul, die mer hat, unnerstützt, muss jetzt einem elitären Blödsinn es Wort geredet werde. Ein freier Träger soll komme, am beste ein christlicher. Der soll dann dieses Gymnasium mit, jetzt kommt´s, moderatem Schulgeld errichte. Möcht wisse, was des für ein christlicher Träger sein soll, der Schulgeld nimmt! Dafür dass dieser Verein dann Geld nimmt, soll ihm die Stadt bei der Bereitstellung eines Grundstücks behilflich sein. Da frach ich mich, wie des Behilflichsein gemeint is. Wahrscheinlich solls fer nix an de Gymnasiumsbetreiber verkauft werde. Des würd jedenfalls in das außergewöhnlich gut durchdachte Konzept passe.

Isch erkläre somit feierlich, dass isch ein solches Gymnasium nicht besuchen werde, was allerdings aufgrund meiner abgeschlossenen schulischen Erfahrunge, Leistunge kann mer´s leider nicht nenne, auch kein Kunststück is.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 77 Mai 12 Säbel un Schusswaffe

Kunrad 77

Gude, die Herrschafte,

jetzt is doch auch beim neue Chef vom Badehaus de Erste de Letzte gewese, obwohl er als Weltklassesäbelfechter seine Position angemesse hätt verteidige könne. Es scheint, dass dort Kraut un Rüwe verlorn sin, deshalb denkt mer jetzt an eine interne Lösung. Wenn sowieso keiner was ändern kann, dann könne mer auch einen Eigene nehme, sacht sich die Verwaltung zu Recht.

Da mir üwerall drufflege, habe jetzt die Stadtverordnete beschlosse, die Hallemiete drastisch zu erhöhe. Des is natürlich für Vereine, die die Kulturhall vollumfanglich anmiete, um da e größer Fest zu feiern, ein teuerne Spaß geworde. Isch geh mal davon aus, dass des die bezahle müsse, die da hingehe. Also die üblichen Verdächtigen, dene mer meint, jeden Pfennig aus de Tasch ziehe zu müsse. Irgendwann mach ich´s wie die Stadt, de Kreis, es Land, de Bund, die Grieche un wie se all heiße. Dann mach isch Schulde im Wisse, die nie mehr zurückzahle zu könne, un warte uff de Rettungsschirm. Bei uns Private kommt der aber nicht, da kommt de Herr Staatsanwalt un steckt uns ins Loch. Körperschaft müsst mer sein, da hätt mer die Sorge nicht!

Vielleicht is sich awer unser Stadt auch nicht mehr so sicher. Womöglich hat mer deshalb e Schusswaffe im Orwischer Rathaus im Panzerschrank deponiert. Wie un weshalb das Schießeise dorthin gerate is, hat mir noch keiner so richtig erklärn könne. Isch könnt mer denke, dass dies die letzte Option unseres Stadtkämmerers war, der die Stadtkasse gege marodierende Landes- oder Bundesbedienstete bis uff de letzte Blutstropfe verteidige wollt. Jetzt is die Waffe awer wohl abgeholt worde, so dass mir schutzlos den ständig höheren Forderungen ausgesetzt sind.

Deshalb is des so schlimm, dass mer den Säbelfechter im Badehaus auch nicht mehr habbe. Welche Argumente soll denn eine Stadt gege die nächste Erhöhung der Kreisumlage oder ähnliches ins Feld führn, die sich all ihrer wirksamen Verteidigungsmittel beraubt sieht. Es bleibt nur noch unser Stadt dem Feind kampflos zu überlasse. Isch bezweifle auf der anner Seite allerdings, dass se üwerhaupt jemand will.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 76 April 12 Leitbild

Kunrad 76

Gude, die Herrschafte,

wenn ein Manager mal widder nit weiter weiss, beauftragt er meistens eine Unternehmensberatungsfirma, die ihm sacht, was er mache soll, damit es seiner Firma besser geht. Diese Berater solle nun besonders kluge Köpfe in Wirtschaftsdinge sein, wobei es verwundert, dass die regelmäßig zum Ergebnis komme, dass Leut entlasse werde müsse. Die Wirtschafts-experte, die isch kenne, also die an de Thek, sache, des hätte se aach sache könne, allerdings für erheblich weniger Honorar. Nun habbe awer diese Beratungsergebnisse den Vorteil, dass der Manager, der die Leut entlässt, oder besser gesagt, entlasse lässt, erklärn kann, er sei nit schuld, er könnt gar nit anners, weil halt die Firmeberater gesagt hätte, dass er nit anners könnt. Jetzt frach isch mich nur, wieso diese Manager-Asse soviel Geld dafür kriege, dass sie Firme beauftrage, die ihne sache, was se mache solle. Des könnt en Aff im Nadelstreifeanzug doch auch.

Zum Glück is des bei unserer Stadt ganz anners. Mir beauftrage kein Unternehmensberater, nein, mir lasse ein Leitbild erstelle. Un zwar von de Frau Prof. Dr. Ursula Funke, die sicher für wenig Geld schafft. Wahrscheinlich wird des am End eher e Leidbild! Dieses Leitbild soll jedenfalls im Hinblick auf de Haushalt 2013 verabschiedet werde un, da sin sich unser Politiker einig, kein Ersatz für politische Entscheidunge sein.

Ja, wenn des so is, wofür brauche mir dann den ganze Kram? Es solle jetzt „Interviewer“ durch die Gemarkung gejagt werde, die dann die Bürger befrage, was en an Rödermark gefällt un was nit. Könnt sein, dass mer bei dem, was wenige gefällt, dann doch Geld abzwackt un sacht: „Mer konnte nit anners, weil es Leitbild gezeigt hat, dass mer nit anners könne.“

Jetzt kann isch mir so ein Interview schlecht vorstelle. Wahrscheinlich sage viele, sofern mer se danach fragt, dass die städtische Gebührn entweder zu hoch sind odder ganz abgeschafft werde solle. Wenn des unser Leitbild wird , könne mer uns vom Haushalt 2013 sofort verabschiede. Oder wird vielleicht gefracht, was mer unnerstütze soll un was nit. Leut mit Kinner sache dann „Kinner“, Leut ohne Kinner sache vielleicht „Kultur“, Vereinsvorstände sache „die Vereine“, aus em Verein Geschmissene sache „Auf keinen Fall Vereine!“ un so weiter un so fort.

Un dann! Irgendwann wird irgendwer eine Entscheidung treffe müsse, was mir nicht mehr bezahle könne. Die wird schwer sein un die muss ein Politiker treffe un verantworte könne. Un wenn er des nicht kann, dann soll er sein Hut nehme un nit uff de göttliche Funke hoffe.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 75 März 12 Brandschutz un Gallus-Basar

Kunrad 75

Gude, die Herrschafte,

also manchmal hab isch grad es Gefühl, dass alle größere Baute in Rödermark demnächst wege Brandgefahr abgerisse werde müsste. Der sogenannte Brandschutz hat ja schon manchen Ortsverein in de mögliche Ruin bzw. Wahnsinn getriebe. Nach em Gallusheim hat sich die Bauaufsicht vom Kreis Offebach nunmehr die Halle Urberach vorgenomme. Die Dietzebächer Ärgernisbringer habbe festgestellt, dass das Dachtragewerk bei Feuer zu schnell an Stabilität verliern würd. Deshalb konnt de Basar vom Gallus-Kinnergarte nur unter extrem erschwerte Bedingunge stattfinde. Es durfte nur maximal 60 Leut gleichzeitig in de Hall sein. Un jetzt kommt es Dollste, nämlich die Begründung: Die Kleiderberge stellte eine erhebliche Brandlast dar! Da habbe se awer Recht gehabt, die Fachleut vom Kreis. Es is ja allgemein bekannt, dass Kinner im Vorschulalter kettenrauchend dazu neige, mit offenem Feuer zu spiele, wobei ihne die entsprechende Eltern gern mit Benzinkanister zur Hand gehe, um die bevorzugt angesteuerte Kleiderbasare von Kinnergärte pyrotechnisch aufzuwerte.

Besonders nachvollziehbar wird das Ganze, wenn mer bedenkt, dass beim Halli-Galli-Maske-ball 1000 Leit in die Hall durfte, weil da die vom Kreis geforderte Brandwache zugege war, die ja bekanntlich im Notfall sekündlich an die 100 Besucher ins Freie trage kann.

Das mir uns recht verstehe, es war natürlich richtig, den Maskeball zu genehmige, awer der Kinnergarte-Affetanz…naja, es werd ja bald Frühling!

Wenn Sie mich frage, wo die öffentliche Hand Geld sparn kann, isch würd mit zehn Finger Richtung Kreishaus deute, wo die unnere un owere Behörde de Amtsschimmel ausreite. Die Hälft enaus geworfe, damit de Rest sich um die wirklich wichtige Aufgabe kümmert. Sie merke, des sin zugegebenermaße mei Lieblingsfreunde, un isch lass mich auch durch ständige Aufklärung nicht von meine Stammtischparole abbringe.

Diese kann isch bei zunehmend höhere Temperature ja bald auch in Biergärte zum Beste gebe. Ach, was schennt sich´s im Freie so gut!

Un damit wünsch isch Ihne schöne Tage im April in der Hoffnung, dass sie keine Halle ihr Eigen nenne, die demnächst Besuch aus Dietzebach bekomme könnt.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 74 Februar 12 Fastnacht, Germane un Rettungsschirm

Kunrad 74

Gude, die Herrschafte,

die heilisch Fastnacht is ja jetzt vorbei, wobei die meiste Veranstaltunge einen doch recht erfolgreichen Verlauf genomme habbe solle, insbesondere was den Zuspruch auch jüngerer Besucher angeht. Gut, bei einer Orwischer Stätte solle die Preise in etwa mim Frankfurter Opernball vergleichbar gewese sein, awer mer muss da ja nit nei! Interessant war´s bei de Germania ihrm Tohuwabohu. Da gab´s ja viel zu viele Karte un dann wurde viele nit in die Kulturhall gelasse un dann fing de Zerkus an un dann kam die Polizei un sagt: „Ja, was is denn das?“ Drei Chinesen mit dem Kontrabaß … warn´s augenscheinlich nit. Vielmehr sin angeblich gefälschte Karte verkauft worde, von wem auch immer. Die Germane habbe gesacht, dass des nächst Jahr nit mehr vorkommt, weil se dann Minderjährige nit mehr nei lasse. Fragt sich nur, wo isch dann an dem Abend hingehe soll. Isch bin jedenfalls gespannt, wie die Sach ausgeht.

Da de Herr Jokus abgedankt hat, is jetzt die Zeit gekomme, zu faste. Unser Stadt, seit Jahren klamm, hat praktisch es ganze Jahr Fastenzeit. Jetzt hat de Sturm Alex vorgeschlage, mir sollte unnern kommunale Schutzschirm, da wärn mir uff ein Schlag 12,5 Millione Euro Schulde los. Der Haken an der Sach is jedoch, dass mir unser jährliche Schulde rigoros senke müsse, sonst müsse mir des ganze Geld ans Land zurückzahle. Un der Haken an dem Haken is, dass mir unser Schulde gar nit senke könne, so dass sich die Katz quasi in de eigene Schwanz beißt. Der Rettungsschirm vom Bouffier Volker hat also so viele Löcher, dass mer mit dem lieber nit aus em Flieger springe sollt.

Jetzt sagt aber die CDU, es wär möglich unsern Haushalt innerhalb von 5 bis 6 Jahr auszugleiche. Nun hat uns doch awer de Kämmerer von de CDU vorgerechnet, dass des nit mal gehe würd, wenn mer alle freiwillige Leistunge streiche würde, wozu sogar e Schließung von Badehaus und Bücherturm etc. gehört. Er meint sogar, dass unser Schulde jährlich um 1,5 Millione Euro steige! Also geht´s jetzt odder geht´s nit? Werd euch emal einig!

Isch denk, mir mache´s ähnlich wie die Annern in Europa, nemme im Volker seu Geld un mache weiter Schulde. Un wann er die 12,5 Millione zurückhabbe will, soll er doch dem nackte Mann in die Tasch greife. Viel Spaß!

Un wann se uns dann en Sparkommissar schicke, dann trinke mir mit dem emal e Bier odder en Ebbelwoi un schon is de Käs gesse. Un „Käs esse“ passt ja bekanntlich gut zur Fastenzeit.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 73 Januar 12 Preisanpassung un Solarstrom

Kunrad 73

Gude, die Herrschafte,

zuerst einmal ein freudiges Prost Neijohr! Sin Sie denn einigermaße gut ins neie Johr gekomme? Also, bei mir ging´s ganz gut los. Kein Schnee un ach nit so kalt, da spart mer Heizöl un somit Geld. Wenn schon keine weiße Weihnacht war, kann mir danach jed weitere Schneeflocke gestohle bleiwe. Also war isch guter Dinge. Dann kam Post vom heimische Energieversorger. Sie wolle en Haufe Geld mehr. Gut, dann solle se wenigstens so ehrlich seu un des auch sache. Stattdessen steht da „Preisanpassung“! Also den, der dadefür ver- antwortlich is, sollt mer mim nasse Handtuch in die Rodau jage. Preisanpassung – ja an was passe die denn den Preis an? Wahrscheinlich an die übertriebene Gewinnerwartung des jeweiligen Stromkonzerns. Jetzt weiß isch erst, wie es zu dem Schimpfwort „Stromer“ ge-komme is. Zu feig, um zu sage, dass sie ihr Preise erhöhe. Am liebste hätt isch sofort bei dene Damen und Herrn angerufe, wenn isch nit hätt befürchte müsse, achtzehn Stund in de Warte-schleife zu hänge, um dann eine uninformierte Person Unsinn stammele zu hörn.

Also wenn isch demnächst in die Wertschaft komme sollt un es Bier wird 10 Cent teurer un de Wert sagt, des wär e Preisanpassung, dann hoff isch nur, dass jemand geistesgegenwärtig genug is un mich sofort in de Schwitzkaste nimmt, damit isch nit dem Mobiliar des gastlichen Hauses irreparabele Schäden zufüg.

Zu allem Üwerfluß hat mir einer an de Thek verzählt, der ganze Solarkram sei de letzte Mist. Mir müsste pro Kilowattstund was-weiss-ich zahle un die ganze Solaranlage täte grad emal 3% zur Stromversorgung beitrage. Im Winter müsste mer in Frankreich Atomstrom dazu kaufe un im Sommer hätte mer so viel, dass die Netze überlast wärn. Ja, Herrschaftszeite, da denkt mer, mer hätt mit seine Solarzelle uff em Dach mal was Gescheites gemacht, schon is widder nix!

Es bleibt einem offensichtlich nur noch, sich uffs Rad zu setze un mim Dynamo irgendeine Funzel anzutreibe. Wahrscheinlich verbraucht dann die Herstellung von dem Dynamo so viel Energie, dass du 25 Jahr fahrn musst, um zumindest eine ausgeglichene Öko-Bilanz zu erreiche. Zum Verzweifle!

Wisse Sie was: Mir mache uns jetzt all ein heiße Tee, die Heizung aus un lese noch einmal des Schreibe mit der Anpassung. Dann wird uns, auch vor Zorn, so warm, dass mir en Haufe Energie einsparn könne. Denne Stromer zeige mir´s!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad