Kunrad 59 November 10 Schulde un Soccer

Kunrad 59

Gude, die Herrschafte,

habbe Sie letzt auch gelese, wo unser Stadt welche Miese macht. Da wurd aufgelist, dass pro Jahr jeder städtische Krabbelgruppeplatz 7291 €, jeder Kinnergarteplatz 5090 € un jeder Platz bei de Schulkindbetreuung 5597 € koste dät. Dann hieß es, die Kulturhall kost 2347 €. Da musst mer genau nachlese, sonst hätt mer´s gar nit kapiert. Nit im Jahr, am Tach! Des sin dann im Jahr summa summarum 856.655 €.
Jetzt frach isch mich natürlich, wieso mer die Plätz für die Kinner im Jahr rechnet, die Koste für die Kulturhall awer am Tach. „Ei, damit´s nit so ufffällt!“, hat´mein Nachbar gesacht. Awer der weiß alles de best, bei dem bin isch vorsichtig. Mich würd nur intressiern, wann mer die Kulturhall endlich bezahlt habbe. Ja, hört des noch emal uff mit dere knapp Million pro Jahr? Könnt mer die Hall nit vielleicht e Jahrzehnt zulasse? „Nein“, sacht mein Nachbar, „die kost auch, wenn mer se mit hunnert Schlösser zusperrt!“
Meine Idee, die Kulturhall für die nächst Zeit als Soccer-Halle zu nutze, kam da leider auch zu spät. Da hat ja jetzt grad eine am Oweräirer Friedhof uffgemacht. Statt früher Tennis zu spiele, kann da jetzt gebolzt werde. Des wär ja auch was für mich, uff meine alte Jahrn noch emal die Stutze bis ans Knie zu ziehe, die Adidas Kugelblitz üwer die Keesfüß zu streife un dann gnadenlos hinzutrete! Hineingrätsche wär wohl zu riskant. Keine Ahnung, ob mer danach meine Haxe noch an die selb Stell bringe würd. Awer täte wollt isch schon gern!
Naja, bleibt halt meine sportliche Betätigung uffs Fußball gucke begrenzt, was den Vorteil hat, dass de dabei e Bier trinke kannst. Des bringt natürlich für die Stadt wenig. Würde aber die Leut weniger Bier trinke un dafür mehr Soccer spiele, wär vielleicht die Stimmung besser. Vielleicht gäb´s dann aber, weil die Männer hinnerher so kaputt wärn, weniger Kinner, was aber die Anzahl der erforderlichen Plätze in Krabbelgruppe verringern würd. Das gesparte Geld stünd dann zwar de Kulturhall zur Verfügung, die mer dann aber mangels Kinner kaum noch brauche würd. Sie sehe daran, die Welt is verzwickt, wenn nicht gar verrückt! Un da sich des reimt, muss was dran sein!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 58 Oktober 10 Newer de Kapp

Kunrad 58

Gude, die Herrschafte,

saache Sie mal, sin Sie auch so newer de Kapp wie ich? Ich bin ja so was von newer de Kapp! Morjends sach isch: „Guten Owend“, mittags bin isch mied un abends schmeckt mir es Bier nit. Letztens hab isch sogar am Sonntagabend vor einem Pilcher-Film gesesse un hab´s gar nit gemerkt, so newer de Kapp bin isch!
Des is meiner Meinung nach dieser Herbst, da stellt sich de Körper uff die Kält ein. Un des passiert heutzutag ja viel früher, weil mer im Supermarkt schon die Weihnachtsplätzcher sieht un meint es wär Advent, debei is grad erst Orwischer Kerb. Also die, wo die Plätzcher so früh in die Regale stelle, die sin noch mehr newer de Kapp wie ich!
Komisch is auch der Streit um de Oweräirer Bahnhof, da wärn noch Belastunge im Grundbuch un de Röder-Roland müsst sehe, wie er se zum Lösche bringt, meine CDU un SPD. Mir hat so en ganz Schlaue in de Wertschaft gesacht, dass des in einem notarielle Vertrag drin stehe müsst, ein Käufer würd sich üwer so was immer informiern. Dann weiß doch awer die den Bahnhof kaufende Steuerberatungsgesellschaft, was se erworbe hat. Deshalb kapier isch den Zirkus nit, odder is des schon de Bürgermeister-Wahlkampf?
Im Übrige is des so e Sach, die Bahn zu etwas zu bewege. Die hat soviel Untergesellschafte un verteilte Verantwortungsbereiche, da weiß sowieso die rechte Hand nit, was die linke macht, un die Hand nit, was die Füß mache, un de Körper nit, was de Kopp macht, un de Kopp nit, was die Kapp macht. Bei de Bahn rechnet mer nämlich nicht in Tagen oder Jahren, sondern in Generatione. Also des hätt isch alle Beteiligte von Vornherein sache könne!
Letztendlich interessiert mich awer bei dem ganze Bahnhofs-Durcheinander sowieso nur, wann jetzt endlich die Wertschaft dort uffmacht. Des is der zentrale Punkt, der dem durstige Bürger uff de Zunge brennt. Wenn da in de nächste Tage eine positive Nachricht käme, würd sich mein geistige Zustand womöglich radikal verbessern. Also rufe isch die Verantwortliche auf, in Sache Bahnhofsgaststätte schnellstmöglich Vollzug zu vermelde. Nur dann is gesichert, dass isch am nächste Sonntag nit aus Versehe es Traumschiff oder irgendwelche Liebesgeschichte vom Fjord gucke. Bitte helfe Sie mir!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad