Kunrad 66 Juni 11 Rink-Rauswurf un Sunnebrill

Kunrad 66

Gude, die Herrschafte,

wie Sie womöglich festgestellt habbe, halt isch mich aus der Politik raus. Letzt hat mich einer gefracht: „Sache mal, Kunrad, was hältst Du eigentlich von de Angela Merkel?“ Da habb ich geantwort: „Höchstens die Handtasch, de Rest is mir zu schwer!“ Un schon hatt isch meine Ruh!
Hier in Rödermark is das natürlich schwieriger. Jetzt hat sich bei de Koalitionsverhandlunge zwische CDU und AL/Grüne zu meiner Überraschung doch was getan: Das Innovations-zentrum wird abgeschafft, de Rink Norbert is sein Job los. Holla, das war ja ein Knaller! Erst „Glücksfall für die Stadt“, dann Bürgermeisterkandidat un morgen arbeitslos. Da kann mer sehe, wie Parteie mit ihrne Kandidate umgehe. Da habbe se an de Thek gesacht, de Rink Norbert wär ganz schön naiv gewese. Also der Begriff, der regt mich in letzter Zeit mehr un mehr uff. Wenn einer zum Beispiel mit dem Enkeltrick odder bei Kaffeefahrte betroge wird, dann heißt es auch, der wär naiv gewese, quasi soll da wohl es Opfer selbst schuld sein. Ich mein da geht einiges durcheinanner, verantwortlich sin doch die Täter, des sin doch die Drecksäck, nit diejenige, die nix Böses ahnend durch die Welt marschiern. Mir brauche viel-mehr Brave, Blauäugige un Naive, Schlawiner habbe mir weiß Gott genug!
Auch so e Sach is die Hilfe für die Grieche, als würd da ein normaler Grieche auch nur ein Euro sehe. Das Geld wird hauptsächlich genomme, um die Banke zu bezahle, die Angst um ihr Risikokredite habbe. Wenn mer´s nit mache, geht angeblich widder mal die Weltwirtschaft de Bach enunner. Die Sorte Bach kenn isch, da musst du solang was hinein werfe bis de selbst nix mehr hast. Die Umverteilung von Arm zu Superreich is heutzutag schon ganz schön raffiniert geworde. Gut, dass isch mich aus der Politik raushalte, sonst tät isch am End Sache sage, die ich hinnerher bereue würd.
Komm, vergesse mir den Kram un freue uns uff de Sommer! Ja, da habb isch auch was auszusetze, is heut awer auch wirklich schlimm mit mir. Wie finde Sie dann diese Sonnebrille im Haar? Manchmal sin die mit 3-Wetter-Bapp geradezu festgesprüht. Also wenn du durch des Brillsche durchgucke willst, da siehst du keine Sonne mehr! Eine Etikette-Trainerin aus Hamburg hat jetzt gesacht, ein derartiger Haarschmuck wirke „nicht cool, sondern einfach nur albern“, Zitat Ende. Un unser Hanseate solle ja in Sache Benimm un steife Hemdkrage allererste Adresse sein. Isch halt mich da lieber raus, Mode is ja wie die Politik ein Thema, wo mer leicht Krach kriege kann. Un solche Bereiche meide ich bekanntlich wie de Teufel es Weihwasser.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 65 Mai 11 Säbelfechter un Koalitionsverhandlunge

Kunrad 65

Gude, die Herrschafte,

während bürgermeistermäßig alles beim Alte bleibt, hat sich im Badehaus schon widder was getan. De bisherige Chef hat´s Handtuch geworfe, obwohl er von seinem Namen „Nothhelfer“ her geradezu prädestiniert für den Job gewese war. Wahrscheinlich hat er nur geholfe, die Not noch größer zu mache. Grund für die Kündigung wär aber de ständige Druck aus de Politik gewese. Wusst gar nit, dass unser Rödermärker Politiker auch Druck mache könne.
Na ja, da en Nothhelfer nix richte konnt, hat mer noch eine Schippe druffgelegt und jetzt als neuen Badehausleiter einen Säbelfechter eingestellt. Der war bei Olympia un Weltmeister- schafte schon uff de Planke, oder wie mer das nennt. Isch bin mal gespannt, was der Herr Convents, so heißt er nämlich, reiße kann. Ob für eine Ausgabekürzung ein Schwert das richtige Werkzeug is, wage isch zwar zu bezweifeln, uff de anner Seite kann mer womöglich mit einem Säbel in Reichweite die ein oder andere Verhandlungssituation positiv beeinflusse. An de Thek hat zu dem Thema letzt einer nur gesacht: „Hoffentlich isses koan Schlaafsäwel!“ Isch bin mer jetzt gar nit so sicher, wie mer des übersetze soll: Is des jetzt ein „Schlafsäbel“ oder ein „Schleifsäbel“? Isch plädiere eher für das letztere gemäß dem Motto: „Wenn einem mal der Säbel schleift, man besser keinen Feind angreift!“ Jedenfalls wünsch isch dem Mann schon aus fiskalischen Gründen viel Erfolg.
Erfolgreich scheine ja auch die Koalitionsverhandlunge zwische AL/Grüne un CDU verlaufe zu sein. Tolle, unerwartete Ergebnisse sind erreicht worde, wie bspw. das geplante Schließen der Baulücken, die Förderung alternativer Energie un die Stärkung der Bildung schon ab de Kinnerschul. Mann, oh Mann, soviel Neuerung hätt isch gar nit erwartet. Wenn jetzt auch noch kommt, dass mer Schulde abbaue will, dann schnall isch aber völlig ab. Länger als 5 Minute könne se für dieses ehrgeizige Programm nit gebraucht habbe. Vielleicht hat ja auch die lang anhaltende Trockenheit manch spritzige Idee vereitelt. Andererseits kann mer dene Leut deshalb nix vorwerfe, weil keine Mark un erst recht kein Euro für hochtrabende Pläne übrig is. Mer hätt halt auch sage könne: „Mir habbe lang verhandelt, awer mangels Masse mache mir halt einfach so weiter wie bisher.“ Neu is nur das Etikett, de Mantel kenne mer schon lang. Isch bezweifle, dass da de Herr Convents was ändern könnt, da hilft de schärfste Säbel nix.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 64 April 11 BM. un Kreis-Wahl 11 un Schinnerhannes

Kunrad 64

Gude, die Herrschafte,

de alte is widder de neue! Borjemoaster mein isch. Also, de Röder-Roland is quasi de Röder-Roland gebliebe. Manch einen, der von einer Stichwahl ausgange is, hat des überrascht, awer isch hatt ja schon gleich gesacht, dass die Wahl in Orwisch gewonne wird, wo de Roland mit großer Mehrheit vorn gelege hatt. Mit entschiede worde is die Wahl allerdings auch durch Fukushima, die Katastrophe hat ja grüne Leut üwerall erhebliche Prozente gebracht. Gut is nur, dass nit aufgefalle is, dass die Rödermärker im Gegesatz zu viele andere weiter auf Kern-Kraft setze.
Un deshalb is nur folgerichtig, dass jetzt die CDU und die AL/Grüne Koalitionsverhandlunge führn. Beide Seite habbe plötzlich gemerkt, wie viel gemeinsame Gemeinsamkeite sie bislang nit gemerkt habbe. Des war ja, jedenfalls bis zum Wahltag, bei SPD und CDU genauso. Wie die Verhandlungsführer des mit neue Industriegebiete, die die CDU für absolut nötig hält, hinkriege wolle, is mir allerdings ein Rätsel. Vielleicht wird des wie in jeder normalen Ehe: die Mamma sacht, sie will e neu Küch, un de Babba sacht, die alt tut´s noch! Das Ganze wird jedenfalls spannend.
Im Übrige kann isch zu diesem Wahlsonntag sache, dass hier das Sprichwort: „Wer die Wahl hat, hat die Qual!“ seine volle Berechtigung hatte. Schlange vor de Wahllokale, als ob´s was fer nix gäb, verschwitzte Körper vor un hinner einem un dann noch Wahlzettel groß wie e Kuchebrett odder e Tipp-Kick-Feld. Diesen riesige, rosa Zettel für de Kreistag hätt isch am liebste gleich verrobbt, also zerrissen, wenn isch nur gewusst hätt, wohin mit dem ganze Altpapier. Da stande hunnerte mir unbekannte Name, die mich um ein Kreuz angefleht habbe. Da wird die Wahlkabine zum Folterstuhl! Wenn isch Zeit gehabbt hätt un die Leut hinner mir hätt fuchse wolle, hätt isch in liebevoller Kleinarbeit jedem sein Kreuz gebbe. So habb isch´s kurz gemacht un ein Papierhut gefaltet, den isch dann in die Urne geworfe hab. Daran sieht mer, wie selbstkritisch Politiker doch sind, bezeichne den Stimmekorb als Wahlurne gemäß dem Motto: Des Zeug kannste gleich verbrenne!
Nit dass mir uns falsch verstehe, isch hab nix gege das Wähle an sich. Un eine Wahl von Einzelpersone mag in einer Stadt auch noch Sinn mache, awer im Kreis? Noa, noa, noa!

Ganz unnergegange in dem Wahldurcheinander is die Tatsache, dass der Schinderhannes sellemals doch tatsächlich im „Parlament“ (haha), heute: „Goldener Löwe“, in Orwisch abgestiege is. Die Oweräirer utze zwar, dass der Schlawiner wunderbar nach Orwisch gepasst hätt, uff de anner Seite kann mer sich die Berühmtheite, die bei einem vorbeikomme, nicht aussuche! Un da mir Rödermärker oftmals von de Reiche un Berühmte links liege gelasse werde, nehme mir halt alles, was kommt. Un mache mir uns kein vor, die Grenze zwische Superstar un Schwerverbrecher is doch heutzutage eher fließend.

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Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 63 März 11 Kommunalwahl 11

Kunrad 63

Gude, die Herrschafte,

selten is es mir schwerer gefalle, mein Kokolores zu schreibe, als in diesen Tagen. Wenn mer die Katastrophe in Japan betracht, da is mer so ohnmächtig un ratlos wie ein Atomphysiker. Eins will ich Ihne awer sache: Dass mer die Natur- un Urgewalte technisch in Griff kriege kann, das könne nur die Dümmste von de Dumme behaupte, auch wenn se noch so lang studiert habbe.
So, des wär des! Und nun verlangt die Chronistenpflicht auf die Dinge zu kommen, die unser Stadt beschäftige, als da wären die Wahl der Stadtverordneten und des Bürgermeisters.
Bei ersterer muss ich schon gestehe, dass ich den Unterschied der politischen Aussagen der Parteien kaum feststelle konnt. Die wolle alle irgendwie es selbe: eine lebenswerte Stadt, Senkung der Schulden, prima Kinnergärte, gute Schulbildung, die Vereine unnerstütze un so weiter. Ja, un wo is der Disput, der Widerstreit der Ideen? Fehlanzeige! Wenn sich die AL/Grüne un die CDU nit wege den angeblich zuviel aufgehängte Einwegplakate in de Haarn gehabt hätte (Stichwort: Rindeschädigung), da wär ja gar nix los gewese.
Un die Plakate! Auf einem stand: „Die stabile Kraft der Vernunft“. Jetzt rate se mal, von wem des Ding is? Falsch, es war nit die CDU, sondern die AL/Grüne. Toll war auch die FDP, die hat e Plakat mit der Aufschrift „Wir können grün besser“. Isch dacht zuerst, des wär e Tafel von de Grüne, bis isch direkt devor stand un erkannte, dass des von de FDP is. Ausgerechnet die wolle grün besser könne. Durchaus möglich, mer weiß ja nit, was das Bezugsobjekt is. Besser als die Energiekonzerne oder die Automobilindustrie oder de Schornstein von Krotzebursch? Mer waases nit.
Interessanter is für mich de Bürgermeisterwahlkampf. Die fünf Kandidate tun sich zwar aach nit wechselseitig weh, awer das is ja auch eine Personenwahl un da kommt´s nit aufs Programm, sondern auf die Köpf an.
Der Titelverteidiger, also der marathon-geigespielende, grüne Röder-Roland, wird herausgefordert vom fahnetragende Germane-Centurio Norbert Rink, dem sozial- demokratische Diana-Schütze Stefan Junge, dem liberale Bulau-Hotelier Hans Gensert und dem ultrafreie Gewerbevereinstreibende Manfred Rädlein.
Da wird spekuliert un phantasiert! Was aber am Sonntag herauskommt, kann keiner saache, weil der Wähler halt ein unbekannter Wankelmut is. Isch behaupte seit Monaten, dass die Wahl in Orwisch entschiede wird. Klingt irgendwie geheimnisvoll, odder? Was das bedeute soll, weiß isch awer selbst nit. Letztendlich muss mer saache, mer hätte schlechtere Kandidate erwische könne! Deshalb forder ich Sie auf, am 27. 3. wähle zu gehe. Isch geb jedenfalls mei Stimm ab. Dann bin isch wieder de ganze Sonntag heiser! Wenn Sie verstehe, was ich meine.

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Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 62 Februar 11 Narretei un Taubeschlag

Kunrad 62

Gude, die Herrschafte,

die heilisch Fastnacht is im Anmarsch un deshalb is Zeit für Narreteie. Die FDP kritisiert, dass im Stadtführer Läde uffgeführt sin, die´s gar nit mehr gibt. Des sin werklich Theme, die uns allen uff de Nägel brenne. Es nächste Mal sollt mer ein Beamte e paar Tach einsetze, dass der die Geschäfte abläuft, um festzustelle, ob´s die üwerhaupt noch gibt. Möcht wisse, was die FDP dann zu diese wertvolle Investitione sage wird. Womöglich gibt´s aber bis dahin gar kei FDP mehr, wenn das mit den Austritte so weiter geht. Müßt mer dann aber auch schnell im Stadtführer vermerke!
Krach hat´s auch wege dem Haushalt der Stadt gegebe, der angeblich durchgepeitscht werde sollt. Verstanne hab isch den ganze Aufruhr nit. Wieso is immer in den Wahljahren so ein für Normalsterbliche nicht nachvollziehbare Zirkus? Verabschied wird der Haushalt jetzt doch vor de Wahl, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass er nicht mehr wiederkommt.
Ganz doll is auch unsern städtische Taubeschlag uff em Oweräirer Rathausdach! Die Orwischer sache bestimmt, dass mer in Oweroure eher was für die viele Blinne statt für die Taube hätt mache solle. Awer des wär natürlich nur karnevalistischer Jokus, denn bei der innerörtlichen Taubeplage musst mer reagiern. Isch persönlich hätt ja die Flobbert-Methode vorgezoge, awer so was is heut nit mehr zulässig, wo am Tag abertausende Hinkel geschlacht wern, ewer bei dene hunnert Taube ein Riesegeschiß gemacht wird. Im wahrsten Sinne des Wortes!
Die anzuwendende Methode sin awer hochinteressant, das muss isch schon sache. Wenn nämlich eine Taube in dem Schlag ein Ei legt, wird des sofort durch ein Gipsei ausgetauscht un die arm Taube brütet dann den Gips aus. Das soll also tierfreundlich sein! Isch hab da meine Zweifel. Wenn nämlich die aufgrund nicht erfolgreicher Geburt frustrierte Taube durch die Gegend fliege, möchte ich nit wisse, was die in ihrer Depression so alles anstelle. Un die Taubemännscher wern aach was zu hörn kriege von de Taubefraue. Un die Täuberiche habbe noch nicht emal e Wertschaft, wo se sich zurückziehe könne wie unsereins. So e Taube is also im Grunde genomme auch nur e arm Sau!
Des is im Übrige der Kostümtip für die tolle Tage, komme se als Taube oder als Gipsei un Sie sin de Knaller. Sie müsse awer Acht gebe, dass mer Sie nachts nit in de Taubeschlag zum Ausnüchtern schafft. Des wär nämlich Tierquälerei!

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Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 61 Januar 11 Aufschwung un Gestaltungssatzung

Kunrad 61

Gude, die Herrschafte,

zunächst emal ein frohes, neues Jahr! Es soll ja alles besser werde. Die Konjunktur springt an, es Wachstum nimmt zu un die Arbeitslosigkeit soll sinke. Möcht nur wisse, ob Unsereiner was davon hat. In de letzte Jahrn habbe wir Normalbürger von Wachstum nix gemerkt. Verdiene tun da annern Leut, die offenbar äußerst ungern was abgebe. Deswege kaufe se sündhaft teuere Lofts in Frankfurt, damit se ihr Geld irgendwie los werde un´s nit fresse müsse.
Doch es gibt Hoffnung, da die Regierung jetzt Steuererleichterunge angekündigt hat, wogege sich de Schäuble mannhaft gewehrt hat, obwohl er bei annern Europäer gern die finanziell Gießkann ausschütt. So soll der Arbeitnehmer-Pauschbetrag erhöht werde, was immerhin in Ausnahmefäll, also quasi eher selten, 3 € pro Monat bringe kann. Da fragt sich, ob die uns nur für dumm odder für saudumm halte. Mer waases nit!
Intressant is, dass es in Rödermark jetzt auch „Wutbürger“ gebe soll. In Oweroure hatte sich nämlich die Leut gege die in stille Hinterzimmer verfasste Ortskernsatzung gewehrt. Natürlich is ärgerlich, dass des Ganze vor Verabschiedung erauskomme is. Alle behaupte jetzt, sie hätte mit der Satzung noch die Öffentlichkeit gesucht. Isch bezweifle nur, dass se se auch gefunne hätte. Unser Politiker könnt mer dabei ohne weiteres in en Achter mit Steuermann setze, so wie die jetzt vor de Bürgermeisterwahl erum rudern. Eins kann ich Ihne awer sache, dieser Begriff von dem Wutbürger is e groß Unverschämtheit. Wenn die Leut sich nit mer alles gefalle lasse, habbe die kei Wut, sondern Recht.
In Orwisch hat sich auch e bißje was getan. Im neu zu bauende Gallusheim hat jetzt die Stadt schon Räum für die Jugend angemiet. Des is prinzipiell nit schlecht, bloß muss mer Angst davor habbe, dass vielleicht e paar Dorschgeknallte verlange, dass es Kreuz entfernt werde muss. Zuzutraue is ja manchem vieles.
Awer mer muss ja alles nit so schwarz sehe. Vieles is doch auch schön. Dass e paar angeblich Prominente im Dschungel eingesperrt wern, damit se uns annern nit mer belästige, wär schon emal en Anfang, wenn mer´s nit im Fernsehn zeige würd. Un wenn dann jeden Tag die Zeitung mit dene Großbuchstabe da drüber ausführlich bericht, dann kann mer nur sache, dass sich ein Land glücklich schätze kann, dass keine annern Sorge hat.

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Ihne Ihrn Kunrad

P.S.: Ich wollt nur noch erwähne, dass so ziemlich genau vor fünf Jahrn de erste Kunrad hier drin gestande hat. Is mir ein Rätsel, wie Sie des so lang mit mir ausgehalte habbe.

Kunrad 60 Dezember 10 Schulde, Messe der Sinne un Bahnübergang

Kunrad 60

Gude, die Herrschafte,

die Weihnacht steht an un es Jahr is fast rum. Natürlich war widder ein mords Trubel so kurz vorm Fest. De Sturm Alexander hat uns schon mal gesacht, wie´s in de Zukunft aussieht. Im Jahr 2030 hätte mer 886 Millione Schulde. Sauwer, des kriege sonst nur Banke un andere angesehene Bankrotteure odder awer EU-Staate hin. Dann gehörn mir jedenfalls aach zur Hot-Volley – odder wie des geschriewe wird! Deshalb bräuchte mir wie Bund un Land jetzt eine Schuldenbremse, meint de Alexander. Wisse Sie mit der Schuldebremse da hab isch so meine Schwierigkeite. Isch möcht wette, dass mer all bald höhere Schulde habbe un die Politiker dann sache: „Gut, dass mer die Schuldebremse habbe, sonst wärn die Schulde noch höher!“ Die finde schon en Weg, dass se alles kaputt kriege! Un meine radikale Sparplän will sowieso keiner hörn, grad nit in de Vorweihnachtszeit, in der gern uff Pump Gaben gereicht werde. Na ja!
Dann gab es auch eine „Messe der Sinne“. Mer hat gar nit recht gewusst, wo die iwerhaupt is. Uff em Plakat hat gestanne, es wär eine Veranstaltung für Fraue un Paare. Also nix für´n Parre! Auch wurd das Wort Erotik gebraucht. Die Sorte Erotik hätt isch gern mal gesehe, wenn mer da schon als Mann allein nit nei durft. Des werd en schöne sinnliche Blödsinn gewese sein. Nur Fraue un Paare – wenn isch so was schon hör! Wahrscheinlich damit die Fraue sinnlos Geld ausgebe, weil de Mann entweder nit debei is odder nix zu sache hat.
Also, wenn einer von Ihne dort war, sache Sie mir mal Bescheid, was des für e Ding war, es intressiert mich zwar nit, awer isch tät´s schon gern wisse!
Schließlich habbe die Oweräirer ein Vorweihnachtsgeschenk gekriegt, nämlich dass die Bahnschranke ab sofort nit mehr so lang schließt. Isch hat mich erwartungsvoll vor die Schranke gestellt, was soll isch Ihne sache, also isch hab nit gemerkt, dass sich da was getan hat. Da steht de Zug noch Stunne am Bahnsteig, da geht die Schrank schon vorbeugend runner, falls die Lok sich spontan überlege sollt, einfach mal nicht fahrplanmäßig los zu fahrn. Eine anner Erklärung hab isch dafür nit. Dann hab isch aber gelese, die mindestens 10-sekündige Zeitverkürzung käm daher, dass dank modernster Technik die Schranke gleichzeitig un nit wie bisher zeitversetzt schließe würd. Früher hätt mer gesacht: „Verarsche kann isch mich auch selber!“, awer heutzutag is mer ja für jed Sekunde dankbar, die mer dann dafür hat, wie en Geisteskranke in de Weltgeschicht rumzuirre, um das Fest der Besinnlichkeit vorzubereite.
Isch wünsch Ihne, dass das bei Ihne anners is un Sie e bißje Zeit habbe für sich, Ihr Liebe un Gott un die Welt. Frohe Weihnachte un en gute Rutsch. Glatt wird´s von allein!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 59 November 10 Schulde un Soccer

Kunrad 59

Gude, die Herrschafte,

habbe Sie letzt auch gelese, wo unser Stadt welche Miese macht. Da wurd aufgelist, dass pro Jahr jeder städtische Krabbelgruppeplatz 7291 €, jeder Kinnergarteplatz 5090 € un jeder Platz bei de Schulkindbetreuung 5597 € koste dät. Dann hieß es, die Kulturhall kost 2347 €. Da musst mer genau nachlese, sonst hätt mer´s gar nit kapiert. Nit im Jahr, am Tach! Des sin dann im Jahr summa summarum 856.655 €.
Jetzt frach isch mich natürlich, wieso mer die Plätz für die Kinner im Jahr rechnet, die Koste für die Kulturhall awer am Tach. „Ei, damit´s nit so ufffällt!“, hat´mein Nachbar gesacht. Awer der weiß alles de best, bei dem bin isch vorsichtig. Mich würd nur intressiern, wann mer die Kulturhall endlich bezahlt habbe. Ja, hört des noch emal uff mit dere knapp Million pro Jahr? Könnt mer die Hall nit vielleicht e Jahrzehnt zulasse? „Nein“, sacht mein Nachbar, „die kost auch, wenn mer se mit hunnert Schlösser zusperrt!“
Meine Idee, die Kulturhall für die nächst Zeit als Soccer-Halle zu nutze, kam da leider auch zu spät. Da hat ja jetzt grad eine am Oweräirer Friedhof uffgemacht. Statt früher Tennis zu spiele, kann da jetzt gebolzt werde. Des wär ja auch was für mich, uff meine alte Jahrn noch emal die Stutze bis ans Knie zu ziehe, die Adidas Kugelblitz üwer die Keesfüß zu streife un dann gnadenlos hinzutrete! Hineingrätsche wär wohl zu riskant. Keine Ahnung, ob mer danach meine Haxe noch an die selb Stell bringe würd. Awer täte wollt isch schon gern!
Naja, bleibt halt meine sportliche Betätigung uffs Fußball gucke begrenzt, was den Vorteil hat, dass de dabei e Bier trinke kannst. Des bringt natürlich für die Stadt wenig. Würde aber die Leut weniger Bier trinke un dafür mehr Soccer spiele, wär vielleicht die Stimmung besser. Vielleicht gäb´s dann aber, weil die Männer hinnerher so kaputt wärn, weniger Kinner, was aber die Anzahl der erforderlichen Plätze in Krabbelgruppe verringern würd. Das gesparte Geld stünd dann zwar de Kulturhall zur Verfügung, die mer dann aber mangels Kinner kaum noch brauche würd. Sie sehe daran, die Welt is verzwickt, wenn nicht gar verrückt! Un da sich des reimt, muss was dran sein!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 58 Oktober 10 Newer de Kapp

Kunrad 58

Gude, die Herrschafte,

saache Sie mal, sin Sie auch so newer de Kapp wie ich? Ich bin ja so was von newer de Kapp! Morjends sach isch: „Guten Owend“, mittags bin isch mied un abends schmeckt mir es Bier nit. Letztens hab isch sogar am Sonntagabend vor einem Pilcher-Film gesesse un hab´s gar nit gemerkt, so newer de Kapp bin isch!
Des is meiner Meinung nach dieser Herbst, da stellt sich de Körper uff die Kält ein. Un des passiert heutzutag ja viel früher, weil mer im Supermarkt schon die Weihnachtsplätzcher sieht un meint es wär Advent, debei is grad erst Orwischer Kerb. Also die, wo die Plätzcher so früh in die Regale stelle, die sin noch mehr newer de Kapp wie ich!
Komisch is auch der Streit um de Oweräirer Bahnhof, da wärn noch Belastunge im Grundbuch un de Röder-Roland müsst sehe, wie er se zum Lösche bringt, meine CDU un SPD. Mir hat so en ganz Schlaue in de Wertschaft gesacht, dass des in einem notarielle Vertrag drin stehe müsst, ein Käufer würd sich üwer so was immer informiern. Dann weiß doch awer die den Bahnhof kaufende Steuerberatungsgesellschaft, was se erworbe hat. Deshalb kapier isch den Zirkus nit, odder is des schon de Bürgermeister-Wahlkampf?
Im Übrige is des so e Sach, die Bahn zu etwas zu bewege. Die hat soviel Untergesellschafte un verteilte Verantwortungsbereiche, da weiß sowieso die rechte Hand nit, was die linke macht, un die Hand nit, was die Füß mache, un de Körper nit, was de Kopp macht, un de Kopp nit, was die Kapp macht. Bei de Bahn rechnet mer nämlich nicht in Tagen oder Jahren, sondern in Generatione. Also des hätt isch alle Beteiligte von Vornherein sache könne!
Letztendlich interessiert mich awer bei dem ganze Bahnhofs-Durcheinander sowieso nur, wann jetzt endlich die Wertschaft dort uffmacht. Des is der zentrale Punkt, der dem durstige Bürger uff de Zunge brennt. Wenn da in de nächste Tage eine positive Nachricht käme, würd sich mein geistige Zustand womöglich radikal verbessern. Also rufe isch die Verantwortliche auf, in Sache Bahnhofsgaststätte schnellstmöglich Vollzug zu vermelde. Nur dann is gesichert, dass isch am nächste Sonntag nit aus Versehe es Traumschiff oder irgendwelche Liebesgeschichte vom Fjord gucke. Bitte helfe Sie mir!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad