Kunrad 62 Februar 11 Narretei un Taubeschlag

Kunrad 62

Gude, die Herrschafte,

die heilisch Fastnacht is im Anmarsch un deshalb is Zeit für Narreteie. Die FDP kritisiert, dass im Stadtführer Läde uffgeführt sin, die´s gar nit mehr gibt. Des sin werklich Theme, die uns allen uff de Nägel brenne. Es nächste Mal sollt mer ein Beamte e paar Tach einsetze, dass der die Geschäfte abläuft, um festzustelle, ob´s die üwerhaupt noch gibt. Möcht wisse, was die FDP dann zu diese wertvolle Investitione sage wird. Womöglich gibt´s aber bis dahin gar kei FDP mehr, wenn das mit den Austritte so weiter geht. Müßt mer dann aber auch schnell im Stadtführer vermerke!
Krach hat´s auch wege dem Haushalt der Stadt gegebe, der angeblich durchgepeitscht werde sollt. Verstanne hab isch den ganze Aufruhr nit. Wieso is immer in den Wahljahren so ein für Normalsterbliche nicht nachvollziehbare Zirkus? Verabschied wird der Haushalt jetzt doch vor de Wahl, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass er nicht mehr wiederkommt.
Ganz doll is auch unsern städtische Taubeschlag uff em Oweräirer Rathausdach! Die Orwischer sache bestimmt, dass mer in Oweroure eher was für die viele Blinne statt für die Taube hätt mache solle. Awer des wär natürlich nur karnevalistischer Jokus, denn bei der innerörtlichen Taubeplage musst mer reagiern. Isch persönlich hätt ja die Flobbert-Methode vorgezoge, awer so was is heut nit mehr zulässig, wo am Tag abertausende Hinkel geschlacht wern, ewer bei dene hunnert Taube ein Riesegeschiß gemacht wird. Im wahrsten Sinne des Wortes!
Die anzuwendende Methode sin awer hochinteressant, das muss isch schon sache. Wenn nämlich eine Taube in dem Schlag ein Ei legt, wird des sofort durch ein Gipsei ausgetauscht un die arm Taube brütet dann den Gips aus. Das soll also tierfreundlich sein! Isch hab da meine Zweifel. Wenn nämlich die aufgrund nicht erfolgreicher Geburt frustrierte Taube durch die Gegend fliege, möchte ich nit wisse, was die in ihrer Depression so alles anstelle. Un die Taubemännscher wern aach was zu hörn kriege von de Taubefraue. Un die Täuberiche habbe noch nicht emal e Wertschaft, wo se sich zurückziehe könne wie unsereins. So e Taube is also im Grunde genomme auch nur e arm Sau!
Des is im Übrige der Kostümtip für die tolle Tage, komme se als Taube oder als Gipsei un Sie sin de Knaller. Sie müsse awer Acht gebe, dass mer Sie nachts nit in de Taubeschlag zum Ausnüchtern schafft. Des wär nämlich Tierquälerei!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 61 Januar 11 Aufschwung un Gestaltungssatzung

Kunrad 61

Gude, die Herrschafte,

zunächst emal ein frohes, neues Jahr! Es soll ja alles besser werde. Die Konjunktur springt an, es Wachstum nimmt zu un die Arbeitslosigkeit soll sinke. Möcht nur wisse, ob Unsereiner was davon hat. In de letzte Jahrn habbe wir Normalbürger von Wachstum nix gemerkt. Verdiene tun da annern Leut, die offenbar äußerst ungern was abgebe. Deswege kaufe se sündhaft teuere Lofts in Frankfurt, damit se ihr Geld irgendwie los werde un´s nit fresse müsse.
Doch es gibt Hoffnung, da die Regierung jetzt Steuererleichterunge angekündigt hat, wogege sich de Schäuble mannhaft gewehrt hat, obwohl er bei annern Europäer gern die finanziell Gießkann ausschütt. So soll der Arbeitnehmer-Pauschbetrag erhöht werde, was immerhin in Ausnahmefäll, also quasi eher selten, 3 € pro Monat bringe kann. Da fragt sich, ob die uns nur für dumm odder für saudumm halte. Mer waases nit!
Intressant is, dass es in Rödermark jetzt auch „Wutbürger“ gebe soll. In Oweroure hatte sich nämlich die Leut gege die in stille Hinterzimmer verfasste Ortskernsatzung gewehrt. Natürlich is ärgerlich, dass des Ganze vor Verabschiedung erauskomme is. Alle behaupte jetzt, sie hätte mit der Satzung noch die Öffentlichkeit gesucht. Isch bezweifle nur, dass se se auch gefunne hätte. Unser Politiker könnt mer dabei ohne weiteres in en Achter mit Steuermann setze, so wie die jetzt vor de Bürgermeisterwahl erum rudern. Eins kann ich Ihne awer sache, dieser Begriff von dem Wutbürger is e groß Unverschämtheit. Wenn die Leut sich nit mer alles gefalle lasse, habbe die kei Wut, sondern Recht.
In Orwisch hat sich auch e bißje was getan. Im neu zu bauende Gallusheim hat jetzt die Stadt schon Räum für die Jugend angemiet. Des is prinzipiell nit schlecht, bloß muss mer Angst davor habbe, dass vielleicht e paar Dorschgeknallte verlange, dass es Kreuz entfernt werde muss. Zuzutraue is ja manchem vieles.
Awer mer muss ja alles nit so schwarz sehe. Vieles is doch auch schön. Dass e paar angeblich Prominente im Dschungel eingesperrt wern, damit se uns annern nit mer belästige, wär schon emal en Anfang, wenn mer´s nit im Fernsehn zeige würd. Un wenn dann jeden Tag die Zeitung mit dene Großbuchstabe da drüber ausführlich bericht, dann kann mer nur sache, dass sich ein Land glücklich schätze kann, dass keine annern Sorge hat.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

P.S.: Ich wollt nur noch erwähne, dass so ziemlich genau vor fünf Jahrn de erste Kunrad hier drin gestande hat. Is mir ein Rätsel, wie Sie des so lang mit mir ausgehalte habbe.