Kunrad 84 Dezember 12 Gebührenerhöhung un Christbaumstelle

Kunrad 84

Gude, die Herrschafte,

die Weihnachtszeit kommt, und mit ihr die schlechte Nachrichte. Da die Stadt unter den Rettungsschirm will, muss rigoros gespart werde. Und da mer´s von de Reiche mit ihrer bestens funktionierende Bonner Lobby nit nemme kann, bleibt auch de Stadt nix anners übrig, als die immer gleiche Dumme bezahle zu lasse.  Beispiel für Obiges: Die Großindustrie, die de meiste Strom braucht, kriegt en am billigste, während wir, die wir in Außendämmunge, neue Heizunge und 8-Glas-Fenster investiern solle, genau dene ihr Ermäßigunge bezahle.

Deshalb müsse jetzt die Erhöhunge der Kinnergartegebühren und der Grundsteuer, die die Stadt beschließe musst, oftmals Eltern un Mieter bezahle, die jeden Cent umdrehe müsse.

Passend dazu hatt ich letztens en Bericht gesehe, in dem Superreiche gefragt wurde, ob se denn bereit wärn, in Zeite, in dene die Kluft zwische Arm un Reich immer größer würd, etwas abzugebe. Da habbe dann Dame in Pelzmäntel ablehnend reagiert und gemeint, die Arme sollte erst emal was schaffe. Ausgerechnet die Paradiesvögel, dene ihr größt täglich Anstrengung es Feile von de Fingernägel is.

Uff de anner Seit, wer so was sagt, is eigentlich gestraft genug. Un wenn wir uns in de Welt umgucke, dann müsse wir feststelle, dass wir zu den wirklich Glückliche gehörn, die was zu esse habbe un e Dach üwerm Kopp.

Un deshalb sollte mer uns trotz all der angeblich so schlimmen Dinge freuen, schlechte Laune vermeide un grundlos lache. Un wenn Sie en Nachbar wie ich habbe, kommt de Spass von allein: dem beim Christbaum Uffstelle zuzugucke, also wer da nit lacht, dem is nit zu helfe. Erst passt de Stebbel nit in de Ständer. Un dann die Flucherei. Dann die „Löcher im Wuchs“, die mit Ästcher, Bohrer un Leim ausgebessert wern. Wie er dann de Baum Richtung Wohnzimmer zerrt un dabei die Hälft von de Nadele abfällt, ein Gedicht!

Allerdings sagt de Nachbar, er kümmert sich immer beizeite um sein Baum, damit er mir dann beruhigt zusehe kann, wie ich de Baum stelle. Des wär schöner als Weihnachte un Ostern zusamme!

So hat mer jedenfalls Spass aneinanner, un oft trinke mir nach getaner Arbeit ein Schnaps odder ach zwaa.

Isch wünsch Ihne, dass Sie auch Spass un Freude miteinander habbe, auf diese Weise ein schönes Weihnachtsfest feiern un gut ins neue Jahr komme.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

P.S.: Falls am 21. 12. 2012 doch die Welt unner gehe sollt, sache se mir Bescheid, sonst verpass ich´s noch!

Kunrad 83 November 12 Klage gegens Land un Novemberdepression

Kunrad 83

Gude, die Herrschafte,

geht´s Ihne auch so? Wenn´s November wird mit all dene traurige Ereignisse wie Totensonntag, Volkstrauertag, 11. 11., dann sinkt die Stimmung ins Bodenlose. Da wird man gern emal e bißje mürrisch un fängt Jacht mim Nachbar an oder klagt auch gelegentlich vor irgendeinem Gericht, um seine miese Stimmung auch breiten Kreisen der Bevölkerung bekannt zu machen. Deshalb verwundert es mich üwerhaupt nicht, dass unser Stadt es Land Hessen vorm Staatsgerichtshof verklagt. Die Stadt will mehr Geld für die Kindergärte un die Betreuung von Kleinstkinner, weil es Land diese Art von Musik bestellt un sie folglich auch zu bezahle hat. Also da bin ich schon rein novembertechnisch auf der Seite der Stadt Rödermark un ruffe: „Druffkapell!“

Isch hab in Erinnerung, de Röder Roland wär auch emal beim Staatsgerichtshof gewese. Vielleicht kennt er da noch den ein oder annere, un wenn mer sich kennt, da kann mer doch emal fünfe grad un so …, ner, wenn Sie verstehe, was ich meine könnt. Dann wärn ja die Chance gar nit so schlecht.

Unsereiner muss jetzt awer sehe, wie er seine Herbstdepression los werd. Mer soll sich beispielsweise tagsüber viel im Freie bewege. Das is natürlich so e Sach, weil du da oft nass wie e Katz wirst un dir die Kränk holst. Oder es wird gerate, mer sollt flotte Musik einschalte un sich rhythmisch dazu bewege. Also, isch´s sag´s Ihne ganz ehrlich, wenn isch mich rhythmisch zu flotter Musik bewege un des sieht einer, dann hole se de Notarzt un der schafft mich womöglich auf em schnellste Weg in die nächst erreichbare Geschlossene. Da bin ich vorsichtig!

Isch hab jetzt awer tatsächlich was Erfolgversprechendes gefunde. Mer soll sich nämlich leicht bewege, heitere Stimmung aufbaue un sich mit Farbe, die das Sonnenlicht nachahme, umgebe. Da is grad gestern bei mir de Grosche gefalle, wie ich in de Wertschaft gesesse hab. Vor mir mein Bier, dessen Farbe das Sonnenlicht ganz besonders freundlich nachahmt, die leichte Bewegung, mit der ich das Glas zum Mund geführt hab, un die heitere Gedanke, die Depression verhindernd dabei aufkame. Das soll, so heißt es, täglich wiederholt werde. Da kann isch nur sache: „Mir soll´s recht sein!“ Ich hoff, dass Sie es mit dieser kleinen Lebenshilfe bis zum Heilige Abend schaffe. Wär doch gelacht!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 82 Oktober 12 Hoabacher Straßefest un Schulde

Kunrad 82

Gude, die Herrschafte,

habbe Sie auch gehört, dass in Waldacker letzt die Hölle los war. Der Abschluss der Bauarbeiten an der B 459 wurd da kräftig gefeiert. Aus gut unterrichteten Kreisen war zu hörn, dass dieses Fest sogar die Hoabacher Kerb, einen weit und breit bekannten Knaller ungebremster Heiterkeit, in den Schatten gestellt hätt. Interessant is dabei, dass die Erneuerung der Straße dazu geführt hat, dass sie genauso aussieht wie früher. Da hätt mer sich die ganze vorherige Anhörunge und Diskussione auch sparn könne und das dafür verpulverte Geld im Rahmen der Feierlichkeite versaufe könne. Das hätt dann wenigstens ein bißchen Sinn gemacht!

Apropos Sparn, da sind mir jetzt ja wieder sehr unerfolgreich gewese. Wie de Sturm Alexander zu berichten wußt, steige unser Schulde trotz aller Sparbemühunge weiter un weiter, was zu einem Großteil an Anforderungen des Landes bei der Kleinkindbetreuung liegt. Da wünscht sich mancher Kämmerer die glorreiche Zeiten der Kinnerschul mit einer Schwester für 40 hoffnungsvolle Sprösslinge zurück. Mir ist es ein Rätsel, wie Kinder früher groß werde konnte, ohne die pädagogische Betreuung, wie sie heut von denen, die sie nit bezahle müsse, vorgegebe wird. An Personal könne mir auch nix einsparn, weil de Röder Roland gesacht hat, die Leut bei der Stadt wärn am Ende ihrer Kräfte. Die Meinunge an de Theke sind da etwas anders. Letzt hat einer behauptet, es wär ein Ding der Unmöglichkeit als Beamter ein burn-out zu kriege. So kann mer sich irren. Die beängstigende Wirklichkeit in den hiesigen Amtsstuben scheint vielen unbekannt.

Also springe mir unnern hessische Rettungsschirm un melde halt erst 2020, wenn Farb bekannt werde muss, Insolvenz an. Des könne dann ja die bis dahin hoffentlich gerettete Südeuropäer bezahle.

Ich blicke bei den ganzen Rettungsschirmen sowieso nit mehr durch. Nach dem zweite Rettungspaket kommt ein drittes, das kurzfristig durch ein viertes und fünftes abgelöst wird, obwohl die Kanzlerin dies vorher vehement ausgeschlosse hat. Jeder vermeintliche Experte erzählt was anderes und gibt damit deutlich zu erkennen, dass keiner auch nur irgendeine Ahnung hat, wie mir aus dem Schlamassel herauskomme.

Da fällt mir nur noch das schöne Rätsel ein: „Kennst du en Satz mit Album?“ „Mei Geld is all – bumm!“ Damit erscheint mir die gegenwärtige Situation ausreichend erläutert.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 81 September 12 Orwischer Ortsdurchfahrt

Kunrad 81

Gude, die Herrschafte,

nachdem die Kerwe in Rödermark vorbei sind, könne mir uns genüsslich der herbstlichen Stimmung zuwende, was durch manche städtischen Aktivitäten gefördert wird.

Sache Sie mal, habbe Sie auch die Schnauz so voll von Ortsmitte-Erneuerunge wie ich? Jetzt geht der Zirkus mit Orwisch weiter, nachdem mer in Oweroure schon großartige Erfahrunge gemacht hat. Da hat die wunderbare Renovierung immerhin dazu geführt, dass mancher Einzelhändler an den Rand des Ruins gebracht wurde un ein Geschäft nach dem annern zu macht. Eine Bilanz, die sich sehe lasse kann.

Dem nicht genug will man Orwisch ebenfalls diese zweifelhaften Wohltaten zukomme lasse. Hinnergrund is der bedenkliche Gedanke, dass man den Durchgangsverkehr aus Orwisch verbanne will. Isch frag mich, was des soll. Macht die Ortskerne doch anners tot! Stellt zwa Schranke an Anfang und End, in Orwisch quasi an de Agip un de Mieth. Verlegt passend dazu die Orwischer Kerb in irgendein Industriegebiet, solche Extremforderunge habbe anscheinend widder Konjunktur, un schafft am beste gleich die Bevölkerung auch noch ab, damit endlich Ruh is!

Ein Ortskern lebt doch davon, dass was los is, ohne Geschäfte geht das nit. Und ohne Kundschaft gibt´s keine Geschäfte. Da wern tausende Broschüre, wie Rödermark Geld sparn kann, unners Volk gefeuert, awer keiner scheint sich Gedanke zu mache, wie mer welches verdient. Wenn isch dann lese muss, dass die SPD 25.000 € für eine Studie eines Darmstädter Planungsbüros zur Orwischer Ortsmitte ausgebe will, da schwillt mir echt de Kamm! Vor alle Dinge deshalb, weil e paar offensichtlich mit der Materie Befasste erklärt habbe, dass die Orwischer Ortsdurchfahrt Bundesstraß is un jeder Eingriff von de zuständige Behörde genehmigt werde muss. Vielleicht hätte sich die Darmstädter Planer für diese Erkenntnis auch die 25.000 € gebe lasse, möglich is ja bei solch überflüssige Einrichtunge vieles. Ich erinnere nur an die Oweräirer Kreiselplanung am Friedhof.

Es Schönste an Ortsmitte sin awer doch immer noch die Wertschafte, un da geh ich jetzt hin un wünsch Ihne en goldene Oktober. Un rege se sich nit üwer jeden Blödsinn so uff, ich mach´s ja auch nit!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 80 August 12 Büchertelefonzelle un Stadtbus

Kunrad 80

Gude, die Herrschafte,

isch bin ja auch so einer, der gern vorm Fernseher sitzt un vor sich hinglotzt, Schlappe un Flaschebier inklusive! Des regt mei Frau ständig uff: „Mach doch emal was!“ Wege mir, steh isch halt uff un geh in die Wertschaft! Des is ihr awer immer noch zu wenig, dann sacht se, isch sollt was lese. Dann langt nit die Zeitung, nein, e Buch muss es sein. Nun geht ja bekanntlich der Trend zum Zweitbuch, mir habbe awer e ganz Herd mehr an dene literarische Werke, daran liegt´s also nit. Awer isch hab abends, wenn isch müd geschafft bin, einfach keine Lust mehr uff die Ergüsse diverser neuzeitlicher Autoren.

Da sagt mei Fraa, die Stadt hätt was Neues im Braaret errichtet, da wär jetzt eine Telefonzelle in ein Bücherschrank umgebaut worde. Hier, isch lauf doch nit wege e Telefonzelle durch die Stadt. Sagt mei Frau, des müsst isch nit, weil de Stadtbus mich da ohne Umweg hinbringe würd. Gut, wie so ein Computer dauernd eine Erneuerung brauch, so geht´s mir auch. Also hab isch im Sinne eines Rödermark-Updates eingewilligt un bin los. Mei Fraa hat gestrahlt, dass se misch los war un isch bin an die Bushaltestell. Dem Fahrer hab isch als Reiseziel „Braaret Kulturzelle“ angegebe un dann is der durchs Ort geschustert. Hier, wo der iwerall vorbei gegondelt is, also isch hätt jed Wett verlorn, dass da Busse dorsch passe. Nur e Wunner, dass er nit in Oweroure dorschs Weihgässje odder in Orwisch dorschs Pfädche an de Feuerwach gefahrn is. Un e Tempo hat der! Kerle, Kerle, da hätt sich de Schumi noch was abgucke könne!

Schließlich war ich an dem Büchertelefonhäusje. Das is top modern! Owedruff eine Solarzelle, dass Licht is. Muss mer erst mal druff komme! Jetzt sin da quasi Bücher drin un du kannst dir eins mitnehme. Du derfst es sogar behalte, wann de dafür e Neues bringst. Mich hat gewundert, dass da überhaupt noch e Buch drin war. Es Problem liegt awer ganz woanners, weil die Leut ein Haufe Bücher vorbeibringe un keine mitnehme. Isch hätt ja auch ein paar Schwarte mit romantische Frauegeschichte, die isch da gern heimlich entsorgt hätt, weil isch so Skrupel hab, ein Buch fortzuschmeiße. Dabei gibt´s jede Menge Bücher, die vortrefflich in jed Altpapiertonne passe. Awer, wenn mer´s doch nit kann!

Isch hab mir dann kein Buch mitgenomme, was folgerichtig Ärger mit meiner Ehehälfte bedeutete un mir die Worte „Kulturbanause“, „Lesemuffel“ un „Bildungstrottel“ bescherte. Da hab isch gesacht, isch hätt doch zwei Bücher mitbringe könne, die wunderbar zu meiner Fraa gepasst hätte: „Das Luder“ un „Die Irre von Chaillot“. Seitdem herrscht bei uns auf der literarischen Ebene Funkstille. Isch schalt jetzt gleich mal de Fernseher an un wünsch Ihne was!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 79 Juli 12 EM 12 un Straßebau

Kunrad 79

Gude, die Herrschafte,

wenn Sie sich nit für Fußball interessiern, könne Sie den nächste Absatz getrost überspringe.

Un was halte Sie, die Annern, vom EM-Aus unserer Nationalmannschaft gege die Italiener. Also wenn de Jogi wie de Schön Helmut, der ja wenigstens was gewonne hat, e Kappe hätt, da ging die Niederlage zu 80% auf seine. Isch hatt ja in de Wertschaft geguckt. Wie da der Name „Toni Kroos“ gefalle is, hawwe die eine „Oje, mer verliern“ un die annern „Viva Italia“ geruffe. Dann hatt der plötzlich uff de Mitte gespeelt, somit hatte mer rechts im Mittelfeld keiner mehr, deshalb musst de Boateng uff emal Reschtsauße spiele un de Hummels rechte Außeverteidiger ohne Absicherung, weil de Badstuber 1 : 1 gege die italienische Stürmer stehe musst. Dumm sin se ja nit, die Italiener, also habbe se de Balle uff unser recht Seite gespeelt, während de Kroos im Mittelfeld irrlichterte, un schon hat des dunkle italienische Lockeköppche de erste gemacht. Un weil des so einfach ging, hat sich de Boatelli gedacht: „Do mach isch gleich noch oan!“ Gedacht, getan un des war´s dann. Nun kann ja auch ein Trainer mal en Fehler mache, wie de Jogi dann awer krampfhaft versucht hat, den zu ver- tusche, un als den Bayern-Toni dringelasse un auch hinnerher nit zu seine Fehler gestande hat, da hat isch dann meine Zweifel, ob des de Richtige fer die Nationalmannschaft is.

Da sin mir in Rödermark weiter. Der Plan mit dem Gymnasium is gescheitert, un des hatt die CDU dann auch eingeräumt. De Bahnhofsverkauf is geplatzt, un de Magistrat hat erklärt, dass alles uff Anfang zurückgesetzt werde würd. So geht´s doch auch, mer kann doch zugebe, wenn mer Mist gebaut hat. Als besser wie jahrelang Zeit für eine unausgegorene Sach zu verschwende.

Für unausgegorene Sache steht insbesondere die Fahrbahnerneuerung in Waldacker. Hessen mobil, die unbewegliche Behörde fürn Straßebau, bringt jetzt den neue Straßebelag so dünn auf, dass er schon bald wieder erneuert werde muss. Es lässt sich halt gut annern Leuts Steuergeld verschwende!

Ähnlich bemerkenswert scheint mer auch die Idee von de SPD, die Orwischer Ortsdurchfahrt so zu verenge, dass der Durchfahrtsverkehr freiwillig Umwege in Kauf nimmt. Gut, im Hinblick auf die Angleichung der Verhältnisse in den einzelnen Stadtteilen is die Maßnahme sinnvoll. Solle sich doch auch die Orwischer die Außespiegel abfahrn, wie des in de Oweräirer Stadtmitte schon lange Brauch is. Noch besser wär de Durchfahrtsverkehr über de Orwischer Bahnübergang zu leite un dort die Oweräirer 5-Minute-Regel („5 Minute Schranke runner bis de Zug kimmt, 5 Minute unne lasse, nachdem er dorsch is“) gnadenlos anzuwende. Es Problem is, dass die Maßnahme vor allem die eigene Bevölkerung trifft un dann jede Menge Wutfahrer hervorbringt. Die fahrn dann, wenn se die Rödermärker Nadelöhre bezwunge habbe, so schnell, dass mer se gleich blitze un Bußgelder verhänge kann, wodurch unser Defizit gege Null gebracht werde müsst. Mir hätte allerdings dann womöglich noch en schlechtern Ruf als Ampelshause, also Dietzebach. Wenn se mich frache, isch brauch des nit!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 79 a SONDERKUNRAD 25 Jahre Fotoclub Rödermark

Gude, die Herrschafte,

der Fotoclub Rödermark hat mich gefracht, ob ich anlässlich des 25 jährigen Bestehens nit auch was sache könnt. Gut, wege mir: „Herzlichen Glückwunsch!“

Da awer so Fotoleut naturgemäß ästhetisch etwas anspruchsvoller sind, war dene das entschieden zu wenig, was zur Folge hat, das jetzt mehr kommt, wobei ich eher bezweifle, ob se davon so begeistert sein werde, die Knipser.

Wie entsteht eigentlich so ein Fotoclub? Da diese Gruppierung bei de Hundefreunde in Waldacker ansässig is, stell ich mir des so vor, dass die womöglich als erstes ihr eigene oder annern Leuts Hunde fotografiert habbe. Nun is ja so ein Hund ungestüm, so dass der dann, wenn mer´s braucht, meist nit stillsitzt un plötzlich durchgeht. Wenn de da nit uffpasst, haste dann statt Hund ein Landschaftsfoto oder ein Porträt eines fortgezerrten Frauchens. Un dann hatte die vielleicht so Bilder un habbe sich gedacht: „Auch nit schlecht, is emal was anners als immer nur Hund!“ Un dann hat mer halt ein Club gegründt, weil des macht mehr Spaß, da kann mer sich wechselseitig Bilder zeige un hat jemand, den das auch interessiert. So könnt isch mir des vorstelle. Wahrscheinlich könne Sie in dieser Schrift aber lese, dass es ganz anners war.

Anners war des auch früher mit dem Fotografiern. Da haste deine 50 Urlaubsfotos un Ruh war! Heut komme die Leut mit 3250 Digitalfotos heim, die deshalb zunächst niemand zu sehe kriegt, weil erst emal die 723 Fotos vom Heilige Abend dran sind. Un weil zwischedrin ja auch noch 34000 Bilder von Ostern angeguckt werde müsse. Es Ergebnis is, dass mer von jedem noch so unbedeutende Blödsinn hunnerte von Bilder hat, die kein Mensch sehe will. Un wenn dann aus Versehe die Festplatte vom Computer gelöscht wird, dann sin se halt fort, die Erinnerunge. Also isch bleib da nach wie vor bei meinem 36er Film, des langt dicke!

Awer so Fotoclubberer habbe da ja ganz annern Sorje. Die trage die hantelschwere Kameras Motiv suchend durch die Pampa un diskutiern über Weitwinkelobjektive. Un jeder hat da seine Vorliebe. Da streite sich Canoniere, Nikonier, Sonysten, Pentaxer, Olympussis un Leicaner über das Foto an sich un de digitale Imperativ. Mich wundert, dass die noch keine Jacht habbe un es schon 25 Jahr miteinanner aushalte.

Sowas is dann schon eine Leistung, der Hochachtung un höchste Aufmerksamkeit gebührt. Vor diesem Hinnergrund rufe isch dem Fotoclub ein dreifaches „Gut Klick“ zu und sage „Herzlichen…“ (siehe oben)!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 78 Juni 12 Leitbild un Gymnasium

Kunrad 78

Gude, die Herrschafte,

jetzt wisse mer mehr, es Leitbild is fertig! Fast alle Rödermärker sin mt unserner Stadt zufriede, 2/3 der Befragten sin sogar bereit, höhere Gebühren für alles Mögliche zu akzeptiern. Da hat awer die Professorin Funke gestaunt, was für Leut in Rödermark wohne, offensichtlich viele, dene es finanziell gut geht, sonst wärn da wohl annere Ergebnisse rausgekomme. Isch hab bei den Resultaten jetzt awer doch e bißje Angst, was da an Gebührn die nächst Zeit auf uns zukommt. Pferdesteuer, isch hör dich klappern! Maule könne mir da ja schlecht, wenn mer´s angeblich selbst so gewollt habbe.

Isch möchte nur wisse, bei was für Kerle, die da nachgefracht habbe, die Interviewer. Also bei mir war keiner! Gut, es is ja bekannt, dass isch als anerkannter „Knotterdibbe“ dene schon die passende Antworte serviert hätt, jedoch sollt mer uns mürrische Krakeler nicht außen vor lassen. Es is doch sehr fraglich, ob die Umfrage ohne unser Sorte als repräsentativ bezeichnet werde kann.

Naja, wenigstens is herauskomme, dass es Oweräirer Stadtbild zu wünsche übrig lässt. Es is also doch nit so doll, wie die von de Stadt sellemals herbeigeholte Experte behaupt hatte. Bei dem Stadtbild is auch die Ansiedlung weitere Gaststätten, die dringend benötigt würden, unmöglich. Mer könnte ja auch das von CDU un Freie Wähler gewünschte Gymnasium noch irgendwo in Oweroure dazwische zwänge, wo mer da sowieso nix mehr kaputt mache kann.

Des is ja auch so e unausgegoren Sach! Jetzt habbe mir doch mit de Nell-Breuning e anerkannt Schul, wo de halbe Rodgau hinströmt, da wolle die e Gymnasium. Anstatt das mer die Schul, die mer hat, unnerstützt, muss jetzt einem elitären Blödsinn es Wort geredet werde. Ein freier Träger soll komme, am beste ein christlicher. Der soll dann dieses Gymnasium mit, jetzt kommt´s, moderatem Schulgeld errichte. Möcht wisse, was des für ein christlicher Träger sein soll, der Schulgeld nimmt! Dafür dass dieser Verein dann Geld nimmt, soll ihm die Stadt bei der Bereitstellung eines Grundstücks behilflich sein. Da frach ich mich, wie des Behilflichsein gemeint is. Wahrscheinlich solls fer nix an de Gymnasiumsbetreiber verkauft werde. Des würd jedenfalls in das außergewöhnlich gut durchdachte Konzept passe.

Isch erkläre somit feierlich, dass isch ein solches Gymnasium nicht besuchen werde, was allerdings aufgrund meiner abgeschlossenen schulischen Erfahrunge, Leistunge kann mer´s leider nicht nenne, auch kein Kunststück is.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 77 Mai 12 Säbel un Schusswaffe

Kunrad 77

Gude, die Herrschafte,

jetzt is doch auch beim neue Chef vom Badehaus de Erste de Letzte gewese, obwohl er als Weltklassesäbelfechter seine Position angemesse hätt verteidige könne. Es scheint, dass dort Kraut un Rüwe verlorn sin, deshalb denkt mer jetzt an eine interne Lösung. Wenn sowieso keiner was ändern kann, dann könne mer auch einen Eigene nehme, sacht sich die Verwaltung zu Recht.

Da mir üwerall drufflege, habe jetzt die Stadtverordnete beschlosse, die Hallemiete drastisch zu erhöhe. Des is natürlich für Vereine, die die Kulturhall vollumfanglich anmiete, um da e größer Fest zu feiern, ein teuerne Spaß geworde. Isch geh mal davon aus, dass des die bezahle müsse, die da hingehe. Also die üblichen Verdächtigen, dene mer meint, jeden Pfennig aus de Tasch ziehe zu müsse. Irgendwann mach ich´s wie die Stadt, de Kreis, es Land, de Bund, die Grieche un wie se all heiße. Dann mach isch Schulde im Wisse, die nie mehr zurückzahle zu könne, un warte uff de Rettungsschirm. Bei uns Private kommt der aber nicht, da kommt de Herr Staatsanwalt un steckt uns ins Loch. Körperschaft müsst mer sein, da hätt mer die Sorge nicht!

Vielleicht is sich awer unser Stadt auch nicht mehr so sicher. Womöglich hat mer deshalb e Schusswaffe im Orwischer Rathaus im Panzerschrank deponiert. Wie un weshalb das Schießeise dorthin gerate is, hat mir noch keiner so richtig erklärn könne. Isch könnt mer denke, dass dies die letzte Option unseres Stadtkämmerers war, der die Stadtkasse gege marodierende Landes- oder Bundesbedienstete bis uff de letzte Blutstropfe verteidige wollt. Jetzt is die Waffe awer wohl abgeholt worde, so dass mir schutzlos den ständig höheren Forderungen ausgesetzt sind.

Deshalb is des so schlimm, dass mer den Säbelfechter im Badehaus auch nicht mehr habbe. Welche Argumente soll denn eine Stadt gege die nächste Erhöhung der Kreisumlage oder ähnliches ins Feld führn, die sich all ihrer wirksamen Verteidigungsmittel beraubt sieht. Es bleibt nur noch unser Stadt dem Feind kampflos zu überlasse. Isch bezweifle auf der anner Seite allerdings, dass se üwerhaupt jemand will.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 76 April 12 Leitbild

Kunrad 76

Gude, die Herrschafte,

wenn ein Manager mal widder nit weiter weiss, beauftragt er meistens eine Unternehmensberatungsfirma, die ihm sacht, was er mache soll, damit es seiner Firma besser geht. Diese Berater solle nun besonders kluge Köpfe in Wirtschaftsdinge sein, wobei es verwundert, dass die regelmäßig zum Ergebnis komme, dass Leut entlasse werde müsse. Die Wirtschafts-experte, die isch kenne, also die an de Thek, sache, des hätte se aach sache könne, allerdings für erheblich weniger Honorar. Nun habbe awer diese Beratungsergebnisse den Vorteil, dass der Manager, der die Leut entlässt, oder besser gesagt, entlasse lässt, erklärn kann, er sei nit schuld, er könnt gar nit anners, weil halt die Firmeberater gesagt hätte, dass er nit anners könnt. Jetzt frach isch mich nur, wieso diese Manager-Asse soviel Geld dafür kriege, dass sie Firme beauftrage, die ihne sache, was se mache solle. Des könnt en Aff im Nadelstreifeanzug doch auch.

Zum Glück is des bei unserer Stadt ganz anners. Mir beauftrage kein Unternehmensberater, nein, mir lasse ein Leitbild erstelle. Un zwar von de Frau Prof. Dr. Ursula Funke, die sicher für wenig Geld schafft. Wahrscheinlich wird des am End eher e Leidbild! Dieses Leitbild soll jedenfalls im Hinblick auf de Haushalt 2013 verabschiedet werde un, da sin sich unser Politiker einig, kein Ersatz für politische Entscheidunge sein.

Ja, wenn des so is, wofür brauche mir dann den ganze Kram? Es solle jetzt „Interviewer“ durch die Gemarkung gejagt werde, die dann die Bürger befrage, was en an Rödermark gefällt un was nit. Könnt sein, dass mer bei dem, was wenige gefällt, dann doch Geld abzwackt un sacht: „Mer konnte nit anners, weil es Leitbild gezeigt hat, dass mer nit anners könne.“

Jetzt kann isch mir so ein Interview schlecht vorstelle. Wahrscheinlich sage viele, sofern mer se danach fragt, dass die städtische Gebührn entweder zu hoch sind odder ganz abgeschafft werde solle. Wenn des unser Leitbild wird , könne mer uns vom Haushalt 2013 sofort verabschiede. Oder wird vielleicht gefracht, was mer unnerstütze soll un was nit. Leut mit Kinner sache dann „Kinner“, Leut ohne Kinner sache vielleicht „Kultur“, Vereinsvorstände sache „die Vereine“, aus em Verein Geschmissene sache „Auf keinen Fall Vereine!“ un so weiter un so fort.

Un dann! Irgendwann wird irgendwer eine Entscheidung treffe müsse, was mir nicht mehr bezahle könne. Die wird schwer sein un die muss ein Politiker treffe un verantworte könne. Un wenn er des nicht kann, dann soll er sein Hut nehme un nit uff de göttliche Funke hoffe.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad