Kunrad 154 Oktober 18 Lärmbeschränkunge an Kerb un de Joe

Kunrad 154

Gude, die Herrschafte,

schon erstaunlich, wie es in de Welt zugeht. Isch möchte wette, wenn ein bekannter Politiker odder Geschäftsmann sterbe würd, da tät mer schon Nachricht erhalte. Awer beim Joe war das anners. Schon mei Kinner hatte jeder 10 mails, un bei mir hatt es Telefon nit stillgestande. Jeder musst des jemandem erzähle. Kein weltbewegendes Leewe hat de Joe gehatt. Schon früh erkrankt, musst er auch später mit viele Schicksalsschläge fertig werde. Awer er war bekannt wie en bunte Hund, jeder hat mit ihm schon geschwätzt un oft erfahrn, mit welcher Superkapell er am Abend ein Ufftritt hatt. Wahrscheinlich hat uns des so mitgenomme, weil de Joe einer war, den jeder gekannt hat. Irgendwie e Klammer, die um uns all drum war, die uns e Stück Gemeinschaft gegebe hat.

Gerade in Zeite, in dene uns Gaukler un Bauernfänger erklärn wolle, wer zu einer Gemeinschaft gehört un wer nit, is es wichtig, zu erkenne dass die Einschränkung der Freiheit eines Einzelnen immer die Einschränkung der Freiheit der Gemeinschaft zur Folge habbe muss. De Joe war frei un mir habben gelasse. Leewe un leewe lasse, des muss die Devise sein! Des sollte mir draus lerne un nie vergesse!

An de Oweräirer Kerb hat mer dann schnell gemerkt, wie Freiheite eingeschränkt werde könne. Da hat doch de Kreis Offebach festgelegt, das die Lärmbelästigung bis Mitternacht 70 dB(A), danach 50 dB(A), nit üwerschreite darf. Nur mal zur Information: die Stufe 50 is bei Rege un Kühlschrankgeräusche erreicht, 55 sind´s bei normale Gespräche, 60 bei ner Nähmaschin, 70 bei Fernseher un Rasemäher, 75 bei Verkehrslärm un 80, wenn´s Telefon klingelt. Das heißt: An Kerb sollt´s da ruhiger sein als sonst! Da fragt mer sich doch, ob die se noch all de Reih nach habbe.
So hat sich wahrscheinlich es Wetter an Kerbsonntag in Oweroure gedacht: „So, dene zeig isch´s mal!“ Un dann hatt´s gestürmt un gekracht, dass die vorgeschriebene dB(A)-Werte um ein Vielfaches üwerschritte warn. Hätt nur noch ein darauf ergehender Bußgeldbescheid vom Kreis gefehlt, dann wär de Wahnsinn perfekt gewese!
Un ganz besonders war bei der ganz Sach, dass die Anordnung vom Kreis so kurz vor de Kerb kam, dass niemand sich wehrn odder reagiern konnt. Unner de Hand habb isch von viele gehört, dass de Herr Landrat nit zu erreiche gewese wär, was genau zu dieser Handhabung passt. Isch kann nur alle Rödermärker Vereine aufrufe, sich so etwas nit biete zu lasse. Was heut in Oweroure passiert, passiert morje auch in Orwisch, was heut die Kerb betrifft, betrifft morje jed Veranstaltung. Vielleicht sollte die Vereine dem Landrat klar mache, dass sie bei der Einschränkung von traditionelle Feste durch die hinlänglich bekannte Kreisbehörde ihren Mitgliedern bei de nächst Wahl eines Landrats konkrete Empfehlunge gebe werde. Dann kann er mal gucke, wo er seine Mehrheite her bekommt. Das is nämlich das Gute an einer Demokratie, dass Leut abgewählt werde könne. Un das is die einzige Sprache, die Politiker meist verstehe.

Un noch eins. Isch hab großes Verständnis, wenn sich Anwohner beschwern, wenn es wirklich üwertriewe un beispielsweis unsinnig lautest Mussigg für 12 Anwesende bis in die Morjestunde gespielt werd. Awer 70 un 50 dB(A) könne´s nun werklich nit sein. Deshalb widder de Appell an die Gemeinschaft. Anwohner un Veranstalter, red miteinanner! Dann gibt´s Lösunge, un dann könne uns die Ditzebächer vom Kreis gestohle bleiwe!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

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