Kunrad 169 Januar 2020 Verlorener Kunrad un Tannebaumtragödie

Kunrad 169

Gude, die Herrschafte,

Sie werde sich vielleicht gewundert habbe, wieso in de letzt Dezember-Ausgabe nix von mir zu lese war. Geschriebe hat isch was, weitergeleitet auch, dann aber is mein Beitrag in den Untiefen des Netzes verlustig gegange. Kurz un gut, mein Blödsinn ist nit abgedruckt worde. Wahrscheinlich hatt de Herrgott ein Einsehe. Jetzt konnt mer das natürlich nit nachhole. Sie hätte sich bedankt, wenn ein Herr Kunrad Ihne im Januar frohe Weihnachte un en gute Rutsch gewünscht hätt, mit dem übliche „Bleiwe Sie so, wie Sie werde wolle“. Es is halt nix mehr zu ändern.
Isch trau mich gar nit, Ihne ein frohes neues Jahrzehnt zu wünsche, wo doch dasselbe in Rödermark mit Rieseprobleme um die Tannebäum angefange hatt. So wurd verlautet, dass sich diverse Orwischer un Oweräirer Leut beschwert hätte, dass ausgerechnet in de Hoabach (=Waldacker) mit de wenigste Einwohner de schönste Weihnachtsbaum gestande hätt. Das sind natürlich Ungeheuerlichkeite, die ihresgleichen suche. Wenn mir sonst kei Sorge habbe…
Noch schlimmer war, dass die Christbäum teilweise schon am 7. 1., also ein Tach nach de heilige drei König, abgeholt wurde. In Orwisch sin deshalb die Sternsinger über die Bäum uff em Bürgersteig geklettert, in Oweroure, wo se später kame, fande se oftmals gar kein Baum mehr vor. Dabei is zu bedenke, dass orthodoxe Mitbürger ihr Weihnachtsfest am 6. 1. feiern un quasi ihrn Baum am Heiligabend aus em Fenster hätte schmeiße müsse. Da fehlt vielleicht doch e bißje Feingefühl. Jedenfalls hat einer in de Wertschaft rumkrakeelt, dass mer die Bäum nit emal 14 Tach hätt, da käm schon die Stadt zum Abhole, nächst Jahr würde se vielleicht am 2. Weihnachtsfeiertach komme, oder noch besser, de Baum direkt nach em Ankauf vom Händler mitnehme, damit gleich Ruh is. Naja, mer kann´s auch üwertreiwe.
Am schlimmste war awer, dass isch ausgerechnet des Jahr ein Baum hatt, der üwerhaupt kei Nadel hat falle lasse. Dummerweise hab isch meim Nachbar verzählt, dass isch den Baum gern üwer de Abholtermin behalte würd. Er sofort gerufe, dass er sein Baum auch noch stehe lasse will. Dann hat er gesacht, er hätt noch en alte Duschvorhang, den könnt er mir gebe, den würde mer in mein Kombi lege, die Tannebäum hineinschaffe un dann könnt isch die zur Kompostierungsanlag bringe. Da hätte mir de Stadt e Schnippsche geschlage. Isch Volldepp hab mich dadruff auch eingelasse.
Mir habbe dann also am letzte Januarsamstag losgelegt. De Nachbar bringt sein Duschvorhang, zusamme gefaltet un hart wie Babbedeckel. Er hat en dann in meim Kombi ausgebreit un mir habbe unser Tannebäum mim unnere Ende zuerst ins Auto geschaft. Isch bin dann zur Kompostierung gejuckelt un hab feststelle müsse, dass isch, wenn isch die Bäum mit de Spitze zuerst rauszieh, üwerall hängebleiwe. Also hab isch gezerrt un gezuckelt, de Duschvorhang hat Geräusche von brechendem Plastik von sich gegebe un die Tannenadel sin quasi auf Kommando allesamt abgefalle. Mein Kombi hatt ausgesehe! Alles voller Nadeln, un de Duschvorhang hatt sich in seine Einzelteile zerlegt. Sie könne es sich nicht vorstelle. Den ganze Kram konnt isch ja auch nit rauskehrn, weil da ja Plastik dazwische war. Un de Mann von de Kompostierungsanlage hatt misch schon so ehrfurchtsgebietend angesehe, dass isch nix riskiern konnt.
Daheim hatt dann mein Nachbar sein Duschvorhang hole wolle. Isch hab nur gerufe: „Du kannst dir dein 1000-Teile-Plastik-Puzzle aus em Kombi hole, un wehe es bleibt ein Brocke übrig!“ Da hatt der gefracht, was isch mit seim schöne Duschvorhang gemacht hätt. Hab isch gesacht, dass isch en mit de Laubsäge kleingeschnitte hätt. Un so weiter un so fort. Jedenfalls, eins weiß isch jetzt: Wenn du mit deinem Nachbar in Friede lebe willst, leih dir nie sein Duschvorhang!
Was is jetzt die Moral von der Geschicht? Liewe Leut von de Stadt, holt nächst Jahr die Bäum e Woch später ab, sonst sin Tragödie dieses Ausmaßes unvermeidbar.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

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