Kunrad 42 Juni 09 Brückefest un Randalierer

Kunrad 42

Gude, die Herrschafte,

mit ihrne Feste hat die Stadt ja wettermäßig wenig Glück. Wie schon es Rödermarkfestival war leider auch das Brückenfest ein wenig verregnet. Ausgerechnet am Samstag, wo ich auf den Plan trete wollt, wußt mer nit, was Brückefest un was Enteweiher is. Awer isch hab von einigen gehört, es wär doch recht schön gewese.

Isch bin ja, wie bekannt sein dürfte, ein entschiedene Befürworter von Festen jedweder Art. Mer könnt beispielsweise, wenn mer schon ein Brückefest macht, natürlich auch Steg-, Tunnel-, Zebrastreife- odder Unterführungsfeste veranstalte. Der Fantasie sin da quasi keine Grenzen gesetzt. Zur Zusammenführung verschiedenster Bevölkerungskreise wäre ergänzend an Bulau-Bienegarte-, Messenhause- Hoabach-, Oweroure- Bienegarte-, Orwisch-Hoabach- odder awer Bulau-Messenhause-Feste zu denke, um nur einige zu nennen. In diesem Sinne fordere isch die Stadtverwaltung auf, planend in Aktion zu trete, isch käm uff jeden Fall.

Negativ zu bemerke ist, dass letzt widder e paar geistig Umnachtete tätig warn. Nach de Weidekirche im vergangene Jahr habbe sie sich die gerade schön hergerichtete Kinner- un Jugendfarm vorgenomme un dort allerhand zerstört. Was is des nur für e Sorte, die so ein sinnlose Kram macht? Wahrscheinlich habbe die in ihrem Lebe noch nie was zustand gebracht un könnes nicht ertrage, dass  annern was hinkriege. Un dann müsse die alles so zerstörn, dass es so aussieht als hätte sie, also die Schwachköpp, es gemacht. Un des sieht dann natürlich so aus, wie es halt in Volltrottelshausen so aussieht. Früher hätt mer bei der Bagaasch nur gesacht: „Da gibt´s kein Zögern un kein Zache, de Knüppel raus un druffgehache!“ Heut geht das natürlich nicht mehr, heut müsse ja Psychologe ran, wobei isch nit weiß, ob des vielleicht nicht doch die schlimmer Straf is.

Naja, genieße mer trotz allem de Sommer un lasse uns de Sonneschein uffs Hirn brenne, viel kaputt mache kann er bei unser einem ja sowieso nit mehr.

Meine Verehrung 

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 41 Mai 09 Kein Geld nirgends

Kunrad 41

Gude, die Herrschafte,

mache Sie mal ein Satz mit „Album“! Isch hab ein: „Mei Geld is all – bum!“ So ein Satz könnte derzeit viele aufsage. Das geht schon bei de Hesseligiste von de Germania los, da wollte ja die Spieler streike, weil se kein Geld gekriegt hatte. Es musst schnell ein neue Sponsor her, über den mer allerdings zur Zeit noch gar nix weiß. Die Hesseligakerle von de Viktoria habbes auch schwer, die bräuchte Geld für ein Regionalliga-taugliches Stadion, awer sie habbe keins un unser Stadt hat noch weniger wie nix. Vielleicht mache die ja mit ihrer 100-Jahr-Feier jetzt im Juni ein Riesegewinn, damit se wenigstens die Kicker weiter bezahle könne.

Un de Kultur-Dietmar klagt, dass die paar Veranstaltunge in de Kulturhall auch noch wegfalle solle. Wobei die diesbezügliche zehntausende Defizit bei den jährliche Koste fer Leasing un Sachmittel von 2 Millione doch gar nit ins Gewicht falle würde. Da hat er eigentlich Recht, awer es wird halt überall de Rotstift angesetzt werde müsse.

Vielleicht könnt mer ja Stelle im Ordnungsamt streiche, wenn die nix Besseres zu tun habbe, als beim Orwischer Weinfest de Toilettewagen hin- und herschiebe zu lasse.

Gespart hat mer awer bei de Sperrung der Straß nach Offethal, nämlich an Umleitungsschilder. Da sin die Bulauer Leut nicht aus ihrm Viertel herauskomme un wusste im wahrste Sinne des Wortes nicht rechts un nicht links. Offensichtlich hat die Stadt mit ihrne Straßebauprojekte kein Glück. Mal verbockt´s de Planer, mal die Baufirma, es nächste Mal  is es vielleicht es Wetter odder wer ach immer, irgendein Dumme werde mir schon finde.

Unsereinem bleibt nur, es so zu mache, wie es letzt einer an de Thek vorgeschlage hat. Wenn mer noch Geld hätte, dann täte mers am beste gleich versaufe. Nur gut,  dass mer keins habbe.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 40 April 09 Schulde un Ortskernsanierung

Kunrad 40

Gude, die Herrschafte,

mir habbe 9,4 Millione Schulde im letzte Jahr erwirtschaftet. Jetzt könnt mer sage: Mir habbes ja, nur leider habbe mir´s nit! Es wird einem angst und bang, wie das weitergehe soll. Als erstes wird man wohl es Badehaus odder awer zumindest die Sauna schließe müsse; in letzterer wird ja mehr Geld als Körperfett verbrannt. Un dann müsst mer halt auch Geld einnehme. Hätte Sie nicht Lust auf ein städtisches Grundstück? Wenn Sie ein solches kaufe, kriege Sie von de Stadt womöglich ein Denkmal gesetzt odder eine Ehrenmedaille verliehe. So dramatisch is die Situation.

Deshalb kann isch üwerhaupt nit verstehe, weshalb mer ausgerechnet jetzt de Owweräirer Ortskern verschönern will. Das zusätzliche Geld von Bund un Land kriege mir leider nit ganz geschenkt, das muss nämlich zu einem Teil widder zurückgezahlt werde. Die Panik, dieses Geld zu verbrate, erinnert mich an mein wege de Abwrackprämie durchgedrehte Nachbar. Der hat sein Opel verschrotte lasse, um die 2500 Euro zu kriege. Nur war die Mühl mehr als 3500 Euro wert. Awer de Nachbar rennt rum un behaupt, er hätt ein Riesengeschäft gemacht, der Simbel!

So ähnlich is des auch mit dem Ortskern. Da müsse jetzt Hals üwer Kopp Pläne vorgelegt werde, um in den zweifelhafte Genuss des Geldes zu gelange. Jetzt war auch schon eine Planerin vor Ort, die die Zufahrt zum Marktplatz widder vor die Sparkass lege will, damit ein zukünftiges Eiscafé mehr Licht hätt. Erstens gibt´s auf em Marktplatz kein Eiscafé un zweitens könnt mer eins auch auf de Seite von de Sparkass aufmache. Nur müsste da auch die Eigentümer der jeweiligen Immobilien mitspiele, wovon isch awer nix gehört habb. Tatsächlich geht´s doch de Kunde nur um eins, so traurig das auch sein mag, nämlich um Parkplätz. Die sin doch all grad so faul wie isch. Deshalb is mein Vorschlag zur Belebung des Ortskerns un der dortigen Geschäftswelt, dass mer einem Trupp vom Bauhof ein Eimer weiß Farb in die Hand drückt, damit die losmaschiern un nach ihrm gesunde Menscheverstand einfach ein paar zusätzliche Parkplätz einzeichne, dass Ruh is. Mehr kommt nämlich auch bei de dollste Plän von dene Superfachleut nicht heraus. Wege mir kann dann der Farbdippe von de Staatsknete bezahlt werde. Un außerdem sollt mer mal bedenke, dass de Einzelhandel in diesen Zeiten mit Sicherheit die Grätsche macht, wenn e halb Jahr im Owweräirer Ortskern so herumgewerkelt wird, dass keine Sau mehr zum Einkaufe komme kann.

Dass der Kram viel teurer wird als geplant, is für mich sowieso klar, weil mir am End immer die Dumme sind.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 39 März 09 Breidert-Pizzeria

Kunrad 39

Gude, die Herrschafte,

sage Sie mal, habbe Sie eigentlich eine Meinung zu dem Streit im Breidert wege Pizzeria und allgemeinem Wohngebiet? Also isch weiß nit so recht. Mir is nur aufgefalle, dass die Politiker da schnell bei der Hand sind, den Bebauungsplan zu ändern, obwohl das normalerweise e größer Sach is. Isch möchte nur wisse, wer da hinne wohnt un welches Parteibuch er hat. Anderswo in Rödermark soll´s ja mittedrin überhaupt keine Bebauungspläne gebe, weil se vom Gericht aufgehobe worde sind. Hat mer da eigentlich, was gemacht? Un wer wohnt dort? Sie merke, isch denke immer sehr misstrauisch, obwohl odder gerade weil isch nix Konkretes weiß.

Nun is ja so ein reines Wohngebiet auch so ein Ding. In de Wertschaft habbe se gesacht, dort darfst du nur wohne, flüstern, schlafe un sterbe. Letzteres allerdings nur, wenn du nit so laut debei bist. Für mich un mei Sippe wär des schon deshalb nix, weil wir wahrscheinlich dutzende Bürgerinitiative gege uns hätte bei dem Geplärr, was bei uns dauernd herrscht. Un außerdem bin isch ja bekanntermaßen ein Vertreter der Glaubensrichtung, dass Gaststätte nicht so weit vom Kunde entfernt errichtet werde sollte. Gut, isch hör ja den Zirkus nit, wenn isch drin sitze! So einfach! Natürlich muss mer auch die Leit, die ihr Ruh habbe un bei em Gläsche Rotwein de Rose beim Wachse zugucke wolle, verstehe. Das sind halt auch Schicksale!

Problematisch is allerdings die Behauptung, dass die Grundstücke wege der Pizzeria ein Wertverlust hätte. Es hat sich doch an de Bebauungsplän überhaupt nix geändert. Un die, die dort gebaut habbe, werde doch wohl gewusst habbe, was in de Plän steht. Vielleicht kann mer dort auch viel größer baue wie in dem reine Wohngebiet. Mer waases nit, mich würd´s intressiern! Naja, so arg auch widder nit, isch wohn ja Gottlob woanners.

Isch habb auch nicht die geringste Ahnung, was mer mache könnt, um die verhärtete Fronte aufzuweiche, womöglich hilft da tatsächlich nur e Entscheidung vom Gericht, die ja jetzt eingeholt werde soll. Un was da heraus kommt, des kann mer nit wisse. Denn vor Gericht un auf hoher See bist Du ja bekanntlich in Gottes Hand!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 38 Februar 09 Baugebiet un Gallusheim

Kunrad 38

Gude, die Herrschafte,

was is eigentlich bei uns los? Iwerall nur Zirkus un Jacht. Im Magistrat gibt´s ein Krawall nach dem annern. Derzeit streite se sich um ein etwaiges Baugebiet zwische Marienstraß un Rödermarkring. Die eine sache, mir brauche hier Industriegebiet, weil es keine zusammehängende Fläche für ein Großinvestor mehr gäb, die annern sache, die grüne Mitte müsst freibleibe. Was weiß isch, wer do recht hat. Mir hat einer erklärt, das wär doch nur eine Option, die mer sich offen halte müsst. Letztendlich könnt mer dann, wenn´s soweit wär, immer noch ab und zu gebe. Vielleicht is der Kram den ganze Streit nicht wert, wobei isch zunehmend den Eindruck hab, dass de Wahlkampf schon begonne hat un jetzt krampfhaft Theme gesucht werde. Dene Dame und Herren Kommunalpolitiker kann isch allerdings nur zurufe, dass mir ihrn dumme Kram uff die Nerve geht. Genauso wie de Streit um den blöde Kreisel. Jeder will dem annern de schwarze Peter zuschiebe, debei hawese all mitnanner den Schlamassel verschuldt. Da übernehmt doch endlich allesamt die Verantwortung, damit Ruh is. So dumm sind mir Wahlvolk nämlich nit, als dass mir nit wüsste, wie da de Has gelaufe is. Es gab vor gar nit langer Zeit eine Gemeinsamkeit, die uns alle nur gut getan hat, un jetzt wird des wege so eim kindische Wahlkampf über Bord geschmisse. Es is zum heule.

Grad so wie in Orwisch in de katholisch Kersch. Da streite se um´s Gallusheim herum, obwohl schon seit Jahren unner vorgehaltener Hand gesacht worde is, dass da einiges zu mache wär. Dass jetzt meine Lieblinge vom Kreishaus dicht gemacht habbe, war abzusehe. Wo die ufftauche, wächst kein Gras mehr. Fracht emal de Vorstand von de Turnerschaft, die könne Euch ein paar schöne Horrostorys erzähle. Ganz schlimm sin dadebei die offene Briefe, die noch mehr Öl ins Feuer gieße. Gott sei Dank weiß isch auch da nit, wer Recht hat. Es is mir auch egal. Jedenfalls sollte Christemensche es hinkriege, sich an einen Tisch zu setze und eine Lösung ohne Hinzuziehung der schadenfrohe und sensationshungrige Öffentlichkeit zu finde. Gut, das jetzt die tolle Tage komme! Was passt zu fröhlicher Gemeinsamkeit besser als die Fastnacht? All ihr Kontrahente trinkt emal zusamme en Schoppe odder ach zwei , dann sieht die Welt schon ganz annerst aus. Un wenn´s nötig sein sollte, sing isch Euch auch noch es „Heile, heile Gänsje“ dezu. Wann des nix hilft, dann bin isch mit meinem Hellau auch am Ende.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 37 Januar 09 Sternsinger un Hessenwahl 09

Kunrad 37

Gude, die Herrschafte,

zunächst emal ein gutes Neues auch von mir. Es Jahr 09 hat ja auch gut angefange, jetzt weiß isch nämlich, wenn mich einer frache sollt, was unser Bundeskanzlerin eigentlich gemacht hat. Früher hätt isch da nur „Nix“ sache könne. Heutzutag bin isch awer um eine Antwort nit mehr verlege un kann als Tätigkeitsnachweis den Empfang unserer Sternsinger anführn. Besser als nix, odder? In Berlin warn allerdings nur die Owweräirer Sternsinger un deshalb hat unsern Landesvater schnell zugeschlage un die Orwischer Sternsinger nach Wiesbaden geholt. Genutzt hatt es bei de Hessewahl letzt Woch nicht allzu viel, de Koche Roland hat kaum was dazu gewonne.

Im Gegesatz zu de FDP; die sin ja abgange wie´s Zäppsche, mer hatt die Jubelschreie von de Bulau bis in de Breidert gehört. Un auch die Grüne habbe kräftisch zugelegt. Wenn die Obere dieser Parteie jetzt sache, das hätt an ihrer guten Politik gelege, dann is das natürlich Blödsinn. Die Leut wollte vielmehr de Ypsilanti un dem Koch einer auswische, da bliebe dann ja nur drei Möglichkeite: FDP, Grüne odder Daheimbleiwerkerb. Die Dabbese von de Linke kann mer ja nit ernst nehme, die sin beim beste Wille, also, die sin…,wenn Sie wisse, was isch meine.

Auch gut an dem Jahresbeginn is, dass unser Regierung allen Unfähigen kräftig Kredite un Zuschüss versproche hatt. Es fracht sich bloß, wieso isch nix krieg. Isch bin auch unfähig un habb Schulde. Un wenn de Staat die übernimmt un mir eine Abwrackprämie für mei 30 Jahr alt Rad zahlt, versprech isch sofort neue Schulde zu mache, damit unser völlig bescheuerte Wirtschaft wieder in Gang kommt. Vielleicht kann unser Stadt ja auch es Badehaus un die Kulturhall als marode, wirtschaftlich aber unbedingt unterstützenswerte Betriebe ausgebe. Dann kassiern mir schnell ab un sin unser Schulde los!

Isch befürchte aber, dass des nix wird, weil dann würde ja die Richtige Geld bekomme, die Geschichte lehrt aber, dass solche Summe nur für die Spitzbuwe bereit gestellt werde. Odder besser gesagt für die Damen und Herrn vom Banke-Casino, die mir jetzt von ihrer Spielsucht für teuer Geld kuriern müsse. Es is ja letztendlich Christenpflicht, Mensche, die moralisch so tief gefalle sind, wieder in die Gesellschaft zu integriern. Vielleicht muss mer das so sehe, um nit wahnsinnig zu werde.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 36 Dezember 08 Defizit 2008 un Lösunge

Kunrad 36

Gude, die Herrschafte,

es Jahr geht zu End un es Geld wird knapp! Des kenne Sie un isch, awer leider auch unser Stadt. Die Finanzsituation is ja noch schlechter geworde, un aufgrund der Wirtschaftskrise wird es im nächste Jahr vielleicht noch schlimmer. Es werde doch nit sogar die beliebte Verkehrsberuhigungsmaßnahme gestriche werde, die mir so nötig brauche wie sonst nix. Nit auszudenke, wenn der Blödsinn aufhörn würd!

Vorab hat jetzt die neue Geldsparkoalition aus AL, SPD un FDP beschlosse, dass unser kommunale Eigenbetriebe nur noch 2 statt 4 Betriebsleiter habbe solle. Des hat dem Röder-Roland un dem Finanz-Alexander ganz schön gestunke, so dass die gesacht habbe, sie müsste die Stell ausschreibe. Hoffentlich wird´s dann kein Rodgauer, weil die mittlerweile nur noch Erfahrung in Durcheinanner un Chaos habbe. Un das könne mir hier gar nit brauche!

Bei dem ganze Sparzwang bleibt für uns Rödermärker nur noch, selbst Hand anzulege. Wir müsse hier kräftig der Stadt unner die Ärm greife. Zunächst ist ja stärkster Konsumrausch allererste Bürgerpflicht. Mir müsse jetzt, am beste bei örtliche Händler, kaufe, was es Zeug hält, vorwiegend neue Autos. Außerdem bietet sich an, Gutscheine vom Badehaus zu verschenke, damit des Defizit nit so hoch wird. Sehr gut wär es, diese Gutschein an Leut, die gar nit schwimme könne, zu verschenke. Des hat 2 Vorteile, zum Eine kriegt die Stadt Geld ohne Gegenleistung und zum Annern wird auch es Wasser nit verschmutzt. Dieses Geschenk wird zwar nicht den Beschenkten, awer dadefür die Stadt erfreuen, un nur darum kann es in solch bittere Zeite gehe! Wem Sie Karte für Veranstaltunge in de Kulturhall schenke, überlass ich Ihrer Fantasie, es gibt ja genügend Persönlichkeite, die sie mit Kultur wer weiß wie weit jage könne.

Außerdem sollt mer in dieser weihnachtlichen Zeit sammele gehe. Was die Zirkusleut könne, müsst doch auch ein städtischer Beamter hinkriege. Nur den verzweifelte Blick sollt mer vielleicht noch übe.

Letztendlich Ihr Leut, geht´s doch bei dem Allem nur um´s Geld. Wie hat mei Oma immer gesacht: „Solang´s nur Geld is, is es nit schlimm!“ Ein Spruch, den mer sich öfters einmal sache kann, um ein bisschen mehr Gelassenheit an de Tach zu lege. Grad jetzt vor Weihnachte sollte mir uns klarmache, was wirklich wichtig is. Gut, isch weiß es auch nit so genau. Awer isch habb da so e Ahnung. Und dass Sie die auch habbe, wünsch ich Ihne zum Weihnachtsfest.

Un komme Sie gut ins neue Jahr. Mein trotziges Motto lautet: „Zwaatausendneu, des werd feu!“

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 35 November 08 Friedhof-Kreisel

Kunrad 35

Gude, die Herrschafte,

letzt hat mir einer gesacht, isch sollt mein Lebe doch spannend gestalte und einmal der Gefahr ins Auge sehe. Isch müsst nur mal den neue Kreisel am Oweräirer Friedhof befahrn, dann wüßt isch widder, dass isch lebendig wär. Sie, des habb isch gemacht, isch Simbel, un bin jetzt froh, dass isch noch am Lebe bin.

Unerklärliche Fahrstreifen, absurde Fahrbahnmalereie un eine labyrinthische (was en Ausdruck!) Verkehrsführung erwarte einen dort. Weshalb mer da üwerhaupt ein Kreisel braucht, is mir völlig rätselhaft. Dieses merkwürdige, dort befindliche Baugebiet Karrnweg sieht sowieso aus, als ob de Rübezahl e paar Häuser verlorn hätt. Da isses natürlich nur konsequent, dass mer es ringsherum mit Lärmschutzwälle versteckt, damit den Durcheinander keiner richtig sieht; außer dene arme Germania-Mitglieder vielleicht. Der Kreisel passt da ja dann vielleicht doch dazu. Da wird mer ja so dorzelisch, dass mer das eben gesehene Elend schnell vergisst.

Gehört habb isch awer, dass diese Maßnahme auch der Verkehrsberuhigung diene sollt. Als hätte mir nit schon genug davon. Wenn Oweroure so weitermacht, kommt´s noch ins Guinness-Buch der Weltrekorde als der am langsamsten passierbare Ort Europas! Da ja an de Esso-Kreuzung keine Abbiegerspurn mehr vorgesehe sin, könnt es schon vorm Wahnsinns-Kreisel zu Stauunge komme. Wenn de dann die Ampel passiert hast, stehe schon widder die erste vor de geschlossene Bahnschranke. Also der Verkehr wird bei uns nit beruhigt, der wird quasi kalt gestellt!

Ganz schlimm is aber der Kreisel, wenn de von Nell-Breuning-Schul mitm Rad kommst. Es gibt nämlich bei de Ausfahrt keine Fahrradspur, sondern stattdessen rechts en Haufe Parkplätz, für wen auch immer. Wenn jetzt die Schulkinner mit de Räder an dene Parkplätz vorbeisause, fahrn se grad in die knallenge Fahrspur von de Autos. Ob das zur Verkehrsberuhigung führt, darf bezweifelt werde. Isch möchte wette, dass keiner verantwortlich is, wenn´s da bald knallt. Isch kann hier nur die Männer vom Bauhof aufrufe, zur Selbsthilfe zu greife un des alles mit Hilfe von Farbdibbe neu zu gestalte. Schlechter mache die´s mit Sicherheit nit, weil bei dene gesunde Menscheverstand eher zu vermute is als bei de selbsternannte Verkehrsexperte. Wie sacht doch de Herr Esso so schön: „Es gibt viel zu tun, packen wir´s an!“

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 34 Oktober 08 Finanzkrise un Rating-Agenturn

Kunrad 34

Gude, die Herrschafte,

die Finanzkrise is auch bei mir voll angekomme, in de Wertschaft redde se schon über nix Anneres mehr. Wenn´s nit so schlimm wär, könnt mer sich fast schon wünsche, dass im Orwischer Enteweiher e paar tote Vögel liege würde, damit mer wenigstens widder über die Vogelgripp schwadroniern könnt. Eine Krise jagt ja bei uns die vorherige. Als nur Weltunnergangsstimmung, isch kann´s nit mehr hörn! Gut, dass isch anners bin un nit ständig an allem un jedem herummäkele!

Dass dieser ganze amerikanische Immobilienkram de Bach runner gehe würd, des hat ja fast jeder normal Sterbliche gewusst, es sei denn, er hat in gehobener Position in einer Bank ge-schafft. Diese Fachleut wisse auch nit, dass demnächst die amerikanische Kreditkartekredite un dann die Autodarlehen von dene große Sprit schluckende Karosse samt und sonders platze werde. Rätselhaft, wie deutsche Banke solche faule Geschäfte quasi über Nacht als eigene in de Bilanze hatte. Wahrscheinlich, weil se ein gutes Rating, also e hervorragendes Zeugnis, hatte. Eigentlich müsste ja jetzt alle Rating-Agenturn bankrott sei un die verantwortliche Mitarbeiter im Loch sitze. Davon habb isch aber nix gehört, was mich uff den Gedanke gebracht hat, auch so eine Agentur zu gründe. Dazu bin isch perfekt geeignet, denn isch hab auch keine Ahnung un bin nicht bereit, hierfür Verantwortung zu übernehme. Dafür steht mir dann awer auch ein hohes Gehalt zu.

Isch komm mer da vor wie in so einem Familienclan. De Vatter gewährt em Sohn faule Kredite, de Onkel bewertet se als hervorragend, de Cousin verkäuft entsprechende Anteile an Dritte, die dann leer ausgehe, weil de Sohn bekannter Weise platt is. Un die Mamma ruft nach em Staat, der das Ganze bitteschön bezahle soll. Das nennt sich dann Markt, der sich ja angeblich selbst reinigt, es sei denn, er is total verdreckt, was er ja wohl jetzt is, de Herr Markt.

Gut, isch habb ja keine Ahnung; jetzt sagt beispielsweise de Herr Sinn vom Ifo-Institut, die Banke könnte nix dezu, des wär e Problem der „institutionellen Regeln“, was immer des auch is. Also der hat sein Name wirklich zu Unrecht, es Gegeteil würd eher passe! Un Ufo-Institut wär auch nit schlecht, odder?

Naja, wie auch immer, isch geh jetzt in die Gastwirtschaft un schenne üwer die Stadtverwaltung im Allgemeine un die Müllgebührn im Besondere, vielleicht komme mer da uff annere Gedanke.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 33 September 08 Gesundheitsmess

Kunrad 33

Gude, die Herrschafte,

sage Sie mal, warn Sie auch auf der Gesundheitsmess in de Kulturhall. Also, isch weiß ja nit, was das überhaupt soll. Wenn mer gesund is, braucht mer doch keine Mess, uff der se einem sage, dass mer krank is. Un wenn mer krank is, braucht mer auch keine Mess, sondern en Dokter.

Naja, wenigstens für die Lästerei war die Mess gut. Die Orwischer habbe gemeint, dass so etwas nur in Oweroure stattfinde könnt, weil´s da bekanntermaßen ein Haufe Kranke gäb. Da habbe die Oweräirer gekontert un erklärt, in Orwisch hätt die Mess kein Wert, weil die dortige Krankheite unheilbar wärn. Also in Sache Utzerei hatt die Gesundheitsmess schon ihrn Sinn gehabt.

Isch hätt ja da einmal nachhake könne wege meiner Krankheit, dem schleichende Keuchschnuppe. Also, mein Dokter hat behaupt, die Krankheit gäb´s gar nit. „Natürlich gibt´s die“, habb isch gesacht, „isch habb se doch!“ Awer davon wollt der nix hörn. Da hab isch dann de Hausarzt gewechselt, awer der Anner hat den schleichende Keuchschnuppe auch nit gekannt. Ja, was lerne die denn heut an de Uni, die Quacksalber? Naja, nachdem keiner irgendwelche Medikamente verschreibe wollt, hatt sich der Keuchschnuppe, scheinbar aus Protest, schleichend zurückgezoge. Awer isch erwarte täglich seine Rückkehr!

Deshalb hätt isch vielleicht doch emal in die Kulturhall gehe solle. Auf de anner Seit hätt isch da womöglich Informatione über Krankheite gekriegt, die isch noch gar nit gekannt hab. Dann hätt isch mer bestimmt alle mögliche Erkrankunge, angefange vom Koppkrebs über die fliehend Hitz bis zum Extremismus eingebildt. Da hätte dann die Dokter un die AOK schön lamentiern könne.

Passend war ja auch, dass quasi parallel eine Businessmess stattgefunde hat. Deutlicher hätt mer gar nit zeige könne, dass die Gesundheit heutzutag hauptsächlich ein Business is, also ein Geschäft sozusage! Deshalb bin isch dann doch fortgebliebe un habb mich dem Business der Gastronomie zugewandt un dort was für mei Gesundheit getan. Ein ältere Mensch soll ja viel trinke!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad