Kunrad 19 Juli 07 RödermarkFestival Nachlese

Kunrad 19  

Gude, die Herrschafte,

ich hab´s ja gleich komme sehe, dass wir Rödermärker in Scharen zum RödermarkFestival laufe, wenn nur es Zelt uffgemacht un es erste Fass Bier angestoche wird. Isch hatt mir ja fest vorgenomme, wenigstens beim Warm-up, also quasi beim Uffwärme mit de Centurio daheim zu bleibe. Es Fleisch is willig, awer de Kunrad is schwach! Dafür bin isch nur bis um 3 gebliebe un war nicht de Allerletzte im Zelt, isch glaub es warn noch 2, 3 Dienstleut dort.

Samstag und Sonntag war ja Erscheine für jeden gestandene Rödermärker Pflicht – un die anner Woch erst recht! Isch bin da ja ständig überall herumgefalle, Gottesdienste, Weidekirche, Frühschoppe, Spätschoppe, Rödermark rockt nachts, Gaukler, Markttag, Theater, un, un, un.

Gut war auch die After-Work-Party, da hatt isch mir schon für die Stadtbedienstete un Beamte ein Superwitz einfalle lasse un hab gleich den erste, den isch getroffe hab, gefragt, was er hier will, das wär doch eine After-Work-Party, wenn Sie verstehe. Der hatt awer nur abgewunke, er könnt´s schon nicht mehr hör´n. Die nehme einem auch jeden Spaß!

Beach-Volleyball is ja auch was feines, im Liegestuhl de hübsche Mädcher zugucke. Nit das Sie meine, isch hab mein Augenmerk natürlich nur auf die sportliche Leistunge gericht. Awer hinterher hatt isch meine ganze Sandale voller Sand un bin deshalb beinah gefalle. Die Longdrinks hatte damit rein gar nichts zu tun! Das muss in der Öffentlichkeit einmal klargestellt werde.

Aber es gab auch aus de Vereine kritische Stimme. De MTV hatt mit seinem Stadtlauf ja Riesenschwierigkeite, das Badehaus un seine Einrichtunge für die Läufer, die sich ja umziehe müsse, zu nutze. Die zuständige Persone der Stadtverwaltung warn entweder krank oder im Urlaub un die annern wollte nit. Die Verantwortliche  vom MTV habbes dann doch noch hingekriegt, awer mer hört, sie wärn wege dem 1. Stadtrat mehr ins schwitze komme als die ganze Läufer während dem Renne!

Es is halt vieles durcheinander gegange un oft wußt die recht Hand nicht, was die link grad wieder anricht, awer unser Vereine sin ja Chaos gewohnt un habbe das Ganze doch noch wunderbar geschaukelt, auch mit Hilfe der Stadt.

So kritisch wie isch bin, muss isch doch sache, mir hat´s gefalle. Nur mit dem Freibier, also da besteht Nachholbedarf. Awer, dass so viele Leut aus alle Stadtteile, von de verschiedene Vereine un aus de unnerschiedlichste Natione derart friedlich miteinanner gefeiert habbe, das war schon doll.

Das muss uns erst emal einer nachmache!

Meine Verehrung 

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 18 Juni 07 RödermarkFestival

Kunrad 18

Gude, die Herrschafte,

jetzt geht´s endlich los mit dem RödermarkFestival 07, bei dem man die grüne Mitte erlebe kann. Nun soll ja die sogenannte grüne Mitte die Gemeinsamkeit der unterschiedlichen Stadtteile unnerstreiche. Isch hab da awer so meine Zweifel. Es gibt da immer noch Sache, die habbe mit Zusammenwachse un Lirum-Larum-Löffelstiel nicht allzu viel zu tun. Jetzt ist die wechselseitige Veralberung an Fastnacht un Kerb noch einigermaßen harmlos, awer garantiert Oweräirer freie Veranstaltunge oder Sportderbys, wo schon bei de Kinner Riesezirkus zwischen Orwisch un Oweroure is, spreche da doch eine annere Sprache. Un wenn Parteie bei der Benennung von Kandidaten für diverse Poste peinlichst genau darauf achte müsse, dass einmal jemand aus Orwisch un dann als Nächster einer aus Oweroure zu benenne is, dann denk isch manchmal: „Naja, Petter!“

Nein, mir habbe keine Mauer im Kopp, mir habbe da die grüne Mitte. Des is zwar ähnlich, klingt awer viel besser!

Grad deshalb sollt mer dieses Festival nutze. Isch weiß noch genau, wie´s beim Stadtfest vor über 25 Jahrn war. Da habbe maßgebliche Oweräirer un Orwischer unisono beteuert, dass sie keine zehn Gäul in´s Festzelt bringe würde, ein Vorsatz, der zumindest bis zum Anstich des ersten Bierfasses gehalte hatt. Un dann warn mer halt doch all da! Schon das zeigt, dass die Unnerschiede so groß nit sein könne.

Un isch wette, wenn mir all in die Zelte, jawohl es gibt mehrere, pilgern, dann könne mir schon unsern Spaß habbe. Unn wenn mir dann utze, also frotzele oder -für die Zugezogene- uns necken, dann sollte mir alle unsern Humor wechselseitig beweise.

Also isch glaub, des werde schöne Tage, isch dabb jedenfalls hin un versuch soviel Bier zu schnorrn wie es irgend geht. Auch von Ihne würd isch eins nehme. Bis dann also!

Meine Verehrung 

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 17 Mai 07 Dolles Dorf Messehause

Kunrad 17  

Gude, die Herrschafte,

habbe Sie auch durch Presse und Fernsehn vom „dolle Dorf“ Messehause gehört. Die habbe sich ja beim Wettbewerb des hessischen Rundfunks „Hessens dolles Dorf 2007“ beworbe un sind doch tatsächlich ins Halbfinale vorgedrunge.

Dass die sich so einig sind in Messehause is was ganz Neues. Früher war da jeder mit jedem „uff Sühne“, un es war bekannt, dass die Messehäuser das zuständige Amtsgericht allein hätte beschäftige könne. Un jetzt sind die sich total einig und schreie gemeinsam in die Kamera: “Ob arm oder reich – in Messenhausen sind alle gleich!“ So könne sich die Zeite ändern!

Die Mitarbeiter vom HR 3 sind auch dauernd vor Ort, wahrscheinlich sitze die ständig beim „Hewerer“ und schlürfe de Ebbelwoi oder es Weizebier uff Gebührenzahlers Koste! Naja, isch würds ja auch nit anners mache! Völlig von de Socke warn dabei awer die Fernsehleut, als die Messehäuser als Besonderheit rein gar nichts präsentiern konnte, also nix Show, nur gepflegtes Understatement. Ha, was en Begriff, habb isch aus em Fremdwörterlexikon, heißt Untertreibung, klingt awer besser. Die Rundfunkkerle habbe dann auch gesacht, dass sie so einen Ort bei ihrne Dörfer noch nie erlebt hätte. Des hätt isch dene schon vorher sache könne!

Leider is Messehause letzt Woch ausgeschiede, ausgerechnet gege so ein Kuhkaff namens Kreidach in de Wallachei. Hätt isch nur zwanzig Mal mehr angerufe, vielleicht hätt´s gelangt, es habbe ja nur 0,4 % gefehlt.

Doch keine Trauer, die Messehäuser Sensatione gehe weiter, am Dreifaltigkeitssonntag is  zum 150. Mal Prozession zum Kapellsche un nach de Kerch gibt’s ein Riesefest, quasi die Messehäuser Kerb. Da sollte mir all nach Messehause dabbe un des dolle Dorf mal hautnah erlebe! Es wird bleibende Erinnerunge hinterlasse, das kann ich Ihne verspreche!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 16 April 07 wumboR

Kunrad 16  

Gude, die Herrschafte,

kenne Sie eigentlich schon de „wumboR“? Wen? De „wumboR“ halt! Das is nämlich die Symbolfigur für´s Rödermark-Festival 07. Wie soll mer jetzt den „wumboR“ beschreiwe?

Also er ist quasi ein roter Appel in Herzform mit Schnawwel un große Auge un dafür dünne Beincher un Ärmcher. Letztere sind ganz buntisch, als hätt der „wumboR“ lauter Freundschaftsbändcher wie de Wolfgang Petry um Arm un Bein gebunde.

Also, isch weiß ja nit, ob der „wumboR“ so ein Knaller is. Erst hab isch gedacht, des wär e Werbefigur von de Krankekass, damit mer zur Herzvorsorge geht, odder so. Aber der is quasi Kunst. Nun habb isch ja  von Kunst üwerhaupt keine Ahnung, um nicht zu wenig zu sage, aber ein rote Appel mit Schnawwel?  Hätts nicht en Stallhas auch getan! Weje mir ach en blaue!

Jetzt soll der „wumboR“ auch so ein bißje für die Kelteräppel auf de Streuobstwiese stehe. Die sin aber eher grün bis gelb mit schwarze Punkte. Politisch gesehe hätte diese Farbe ja derzeit eher zu Rödermark gepasst. Vielleicht hat ja die SPD ihr Finger mit im Spiel, so rot wie der „wumboR“ is!

Allerdings muss mer den Künstlern, die den „wumboR“ kreiert habbe, zugute halte, dass die Namensgebung politisch interessant ist. Die Einzelbuchstabe stehe nämlich für Waldacker, Urberach, Messenhausen, Bulau, Ober-Roden und am Schluß, deshalb groß geschriebe, für Rödermark. Das bedeutet natürlich, dass die einzelne Stadtteile sich selbst als erste sehe und erst ganz am Schluß Rödermark kommt. Das ist ebenso provokant wie wahr!

Es könnt aber auch Krach gebbe, weil Waldacker ganz vorne, oder noch diffiziler, Urberach vor Ober-Roden is. Da sollt mer vielleicht stadtteilspezifische Lösunge suche. So könnt der „wumboR“ in Urberach vielleicht „Umborw“, in Ober-Rode hingege „Owburm“ un in Messehause „Morwub“ heiße. Noch besser wär, Orwisch un Oweroure beide mit „O“ zu schreibe, dann gäb´s bei einem „Oombrw“ de wenigste Zirkus.

Na ja, mer wird sehe, isch bin jedenfalls gespannt, was er alles so anstellt, de „wumboR“!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 15 März 07 Drei Kreuze bei de Wiederwahl

Kunrad 15

Gude, die Herrschafte,

habbe Sie des auch gelese mit dene 3 Kreuze? Bei der ersten Wiederwahl vom Sturm Alexander zum wiederholte 1. Stadtrat habbe doch tatsächlich 3 Parlamentarier auf ihrm Stimmzettel noch ein zusätzliches Kreuz gemacht un das hatte einen Riesenzirkus zur Folge. Die grüne AL´ler meinte, das wär ein Zeichen der 3 FDP´ler gewese, dass sie richtig gewählt hätte. Die SPD sah die Demokratie gefährdet un forderte die 3 Zusatzkreuzler auf, es Mandat niederzulege un, un, un…

Naja, vielleicht wollte die 3 Stadtverordnete nur ausdrücke, dass se 3 Kreuzer mache, wenn der Sturm Alexander wiedergewählt wird. Womöglich wolltes auch die 3 ganz besonders gut mache un habbe sich gesacht: „Doppelt gemoppelt hält besser!“ Nix genaues weiß mer jedenfalls nit! Auch die CDU/FDP-Koalition konnt verständlicherweise nix mitteile, weil die Wahl halt geheim war un die Zusatzkreuzler leider den Stimmzettel nicht unnerschriebe habbe, naja zuzutraue gewese wär´s dene 3 schon! Dann hat sogar der Hessische Städte- und Gemeindebund die Sachlage geprüft un wußt auch nit weiter. Sowas hatte die vorher noch nie gehatt. Die Prüfung der Rechtslage ergab ein „Mer wisses auch nit, wählt halt noch emal!“

Deshalb wurd de Sturm Alexander schon wieder wiedergewählt, dass Ruh is.

Natürlich is es schon ein Trauerspiel, wenn 3 Stadtverordnete nit wisse, wie mer wählt, aber isch weiß ganz offe gestande nicht, was der ganze Hokuspokus sollt. Der Sturm Alexander wär auch ohne die 3 Stimme mit einer Stimme Vorsprung gewählt worde, so dass mer sich sellemals schon die vermaledeite Stimmzettel in 3 Kreuzer hätt stecke könne. Noch doller is dadebei, dass ja auch die SPD/AL-Opposition schon vor de erst Wahl gesacht hat, dass der Sturm Alexander eigentlich en gute Mann wär. Wenn dem aber so is, leucht mir nicht ein, was der ganze Trubel sollt. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Brimborium seitens der Opposition um die hohe Kunst der Politik, was Normalsterbliche ja oft schlichtweg als Blödsinn empfinde.

Naja, das is ja jetzt vorbei, so dass mer in aller Ruh die Ostereier anpinsele könne. Wär manchem Ortspolitiker auch zu rate, das beruhigt ungemein!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 14 Februar 07 Einwohnerrückgang

Kunrad 14

Gude, die Herrschafte,

saache Sie mal, habbe Sie des auch gelese, dass Rödermark ständig weiter schrumpft. Am 31.12.06 hatte mir exakt 80, in Worten achtzig, Einwohner weniger als das Jahr zuvor. Jetzt frag isch Sie: Wie soll des weitergehe?

Stelle Sie sich einmal vor, dass mir bei dem Rückgang in genau 350,3375 Jahrn ausgestorbe sind, da gibt’s kei Kerb un kei Fastnacht mehr. Schon in 349 Jahrn wär´n nur noch 80 Unentwegte beim Rathaussturm oderm Orwischer Rosemontagszug. Des werde ein paar schön öde Veranstaltunge, wenn mir uns nicht alle am Rieme reiße! Hier muss das Ruder herumgerisse werde.

Erstens sind alle Junge angesproche, grad jetzt an de Fastnacht für eine Geburtesteigerung zu sorge. Wenn ihr euch jetzt ranhaltet, könnte mir am Jahresende schon hunderte Kinner zusätzlich zu verbuche habbe. Auch wenn die Vereine das jetzt nicht so gerne hörn, halt´ euch mit dem Alkohol zurück, sonst wird´s nix!

Zweitens müsse mir Ältere sehe, dass mir unserer Nachwelt noch recht lang erhalte bleibe. Wenn also de Gevatter Tod meint, bei uns anklopfe zu müsse, da werde mir ihm seine Sense ruckzuck zerbreche, da kann er schneide, wo er will, awer nicht bei uns. Von Krankheite will isch in Zukunft auch nix mehr hörn. „Über Krankheite red mer nit, Krankheite hat mer!“ oder so.

Drittens müsse alle Rödermärker bis zum 31.3. mindestens 3 Kilo abgenomme habbe, mit Ausnahme von de Derrabbelische, also den schon jetzt Schlanken. Und ein Waldlauf wöchentlich odder wenigstens Gymnastik sollte auch auf dem Programm stehe. Manch einer könnt sich ja auch mal widder bewege, schad doch nix!

Wenn mir also alle der Verantwortung, die auf uns last´ gerecht werde, dann sieht die Stadt Rödermark einer strahlenden Zukunft entgege. Paß uff Frankfurt, mir komme!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 13 Januar 07 Neijohr, Vorsätz un Vorausschau

Kunrad 13

Gude, die Herrschafte,

„Kein Jahr ist eines andern Bruder“ soll ein Sprichwort laute, odder so ähnlich. Na ja, isch weiß nicht so recht, ob das zutreffend ist. Mir kommt des neue Jahr irgendwie bekannt vor, ei, isch möcht grad rufe: „Du alt Neijohr!“ Politiker erzähle wie immer, dass alles besser würd, die Arbeit im neue Jahr is grad so nervig wie im alte un die Kinner gehe genauso gern in die Schul wie sonst auch.

Un dann die ganze Vorsätz! Mei Frau will widder mindestens 5 Kilo abnehme, was am Ende des Jahres meist 3 Kilo mehr ergibt. Isch hingege nehm mir vor, deutlich weniger Bier zu trinke…wie des ausgeht, brauch isch Ihne gar nit erst zu saache! Allerding wolle unser Rödermärker Parteie widder enger zusamme arbeite, zumindest beim Haushalt, was mir doch sehr vernünftig erscheint. Da kann isch nur „Bravo“ rufe. Wolle mir hoffe, dass des lang gut geht!

Ach ja, es steht was Besonderes an im Jahr 2007. So gibt es im Sommer das große Festival in der grünen Mitte. Nein, das ist kein Fest vom Alternative Zentrum, das ist tatsächlich im Grüne zwische Orwisch un Oweroure! Da bin isch ja mal gespannt, ob da das Wetter mitspielt. Weil, wenn dann de Petrus nicht seine WM-Laune vom letzte Jahr hat, kann das ganz schön ins Wasser falle, das mittige Fest! Dann möchte isch nur wisse, wer für das in diesem Fall zwangsläufig auftretende Minus aufkomme muss. Isch könnt´s Ihne jetzt schon saache…, awer mir erwarte erst mal es Beste, weil mer ein neues Jahr positiv beginnen muss. Un deshalb ruf ich Ihne un mir selbst laut zu: „Lasst uns froh und munter sein!“, „Kaufe mir wie die Wilde trotz höherer Mehrwertsteuer!“, „Feiern mir WM auch ohne Fußball!“ und „Auf geht´s, Rödermark!“ Wär doch gelacht, wenn mir gemeinsam kein prima Jahr hinkriege würde.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 12 Dezember 06 Weihnacht un St. Martin

Kunrad 12 

 

Gude, die Herrschafte,

jetzt kommt die Weihnacht schnurstracks auf uns zu. Des Frühlingswetter, dass mir gehabt habbe, is mir awer dermaße auf de Seier gegange; da stehst du aufm Weihnachtsmarkt un würdst gern ein Glühwoi trinke, awer es geht nicht, zum Tannebäum ausreiße! Zum Glück gibt´s ja noch Bockbier, sonst wär mei Weihnachtsstimmung total dahin.

Da fällt mir ein, habbe Sie auch von dene Sache in Offebach gehört, da wurd ja St. Martin gefeiert ohne St. Martin, un alle Texte von de Lieder wurde von jedem christliche Bezug gesäubert. Na, da hört sich doch alles uff, hab isch zunächst gedacht. Dann hab isch mir awer vorgestellt, was mir da üwerhaupt feiern. Habbe Sie schon jemals en Bettler mit einem halbe Mantel durch die Gejend spaziern sehe. Oder kenne Sie irgendjemand, der für en arme Mensch sein Mantel verschneide würd? Also isch nit! Mache mir uns kein vor, wenn´s den St. Martin heut gäb, würde mir den anschaue, als ob er se nicht all an de Rassel hätt. Unser ganz Gesellschaft is doch völlig St.-Martins-los. Awer de Kinner vorgaukele, mir wärn alle selbstlose Bettlerunterstützer, das würde mir schon gern! Nur was nützt das schönste Fest, wenn´s nur gefeiert un nicht gelebt wird. Von daher weiß isch nit, ob mir dene Offebächer Kinnergärtnerinne oder nicht vielleicht besser uns selbst Vorwürf mache sollte. Isch kann ja leider auch nix abgebe, sonst könnt isch  nicht mehr so oft in die Wertschaft, was bei mir eine gewisse Lebensgefahr auslöse könnt. Un so geht´s ja viele.

Ähnlich is das auch mit der Geschichte in Orwisch. Da habbe ja die Schulkinner nicht für de Allerheilige-Gottesdienst frei gekriegt, wenn se nicht einen Schrieb der Eltern vorgelegt habbe. Da kann mer sich auch aufrege, wenn mer weiß, wege was für eim Mist die Schul sonst ausfällt. Allerdings is des natürlich auch widder so e Sach. Isch hab da meine Zweifel, ob es üwerhaupt ein Kind gibt, das noch weiß, was da gefeiert wird. Un wenn mer morjends die erst Stund für die Kerch freigibt, da liegt doch de Großteil von de Kinner länger im Nest, un die, die in die Kerch müsse, maule rum. Gibt´s da eigentlich noch ein Religionsunterricht? Wenn ja, dann nimmt mer des Fest durch un gibt die Entschuldigungszettel dene in die Hand, die auch in die Kerch wolle. Un Ruh is, odder?

Wenn dann immer widder die Red davon is, dass unser christlich Kultur verlorn gehe tät, da kann isch nur sage, wenn mir selbst se lebe, geht se ach nicht de Bach erunner. Isch hab mir deshalb fest vorgenomme, doch ein paar Mark, …also martinsmäßig, wenn Sie verstehe. Un außerdem geh isch an Weihnachte in die Kerch. Da is ja jetzt neues Personal da un die Räumlichkeite solle sich in de letzte zwanzig Jahr auch enorm verändert habbe. Vielleicht sehe mer uns ja.

In diesem Sinne, frohes Fest, un komme Sie mir gut ins neue Jahr!

Meine Verehrung,

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 11 November 06 Marathon un Ehrenamt

Kunrad 11 

 

Gude, die Herrschafte,

saache Se mal, war´n Sie auch beim Frankfurter Stadtmarathon zugang. Also, ganz offe un ehrlich gesacht, für mich is das nix. 40 Kilometer un mehr renne die durch die Pampa un sind dann 6 Woche außer Atem. Un dafür musste se auch noch monatelang tagtäglich trainiern. Ja, habbe die Läuferinne un Läufer nix zu schaffe, dass die soviel Zeit verrenne könne.

Gut es war´n e paar von de Stadtverwaltung debei. Un von de Grüne,  die sin ja durch den Joschka quasi amtlich verdorbe. Un dass die nix zu treibe habbe, dass weiß mer ja auch.

Awer die viele Privatleut. Gut, isch geb ja zu, dass so ein Marathonlauf zu bestehe, schon eine Leistung is, isch könnt da nur Marathon-Couchliege entgegehalte. Awer wenn dann manche davon spreche, dass für sie der Reiz ist, an die eigene Grenze un darüber hinaus zu gehe, da hab isch dann doch meine Bedenke. Wenn isch beispielsweise hochachtungsvoll in de Wertschaft sitze un mir dann noch 10 Pure bestelle würd, um an meine Grenze zu gehe, da würd mir mei Fraa, wenn isch heimgefalle käm, ganz schnell die Grenze aufzeige.

Deshalb berührt mich da so unangenehm, dass die Teilnehmer von so einem Marathonlauf derart gefeiert werde. Mache mir uns nix vor, dass mache die alles für sich, da hat kein Mensch was davon. Also eine Leistung für die Gemeinschaft is das nit. Da wird ein Riesenbohei gemacht, weil einer 40 Kilometer für sich durch de Wald stürzt, un für die Leut, die wirklich was mache, da interessiert sich doch kein Mensch. Wann isch nur an die Ehrenamtliche in de Sport-, Musik- und sonstige Vereine, Verbände un wege mir auch in de Parteie denke, sowie die Leut, die pflege, die Kerch butze un so weiter, dann erscheine mir die Gewichte ungleich verteilt. Da stehn keine 100.000 un klatsche, die müsse sehe, wo se bleiwe.

Dass mir uns nit falsch verstehe, die Marathonleit solle ihrn Sport nur weiter mache, awer vielleicht sollte mir all uns bei dene, die vieles selbstlos mache, öfters bedanke un unsere Wertschätzung zum Ausdruck bringe. Weil wann die wie so e paar bekloppte Deppe angesehe wern, macht´s vielleicht bald gar keiner mehr, un dann „Gut Nacht, Sannsche!“

Also wolle mer hoffe, dass die viele, die so e Gemeinwese braucht, nicht eines Tages allesamt mit übergestreifte Sportschuh im Wald verschwinde.

Meine Verehrung,

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 10 Oktober 06 Herbst un Geschenke vom Bürgermeister

Kunrad 10 

 

Gude, die Herrschafte,

habbe Sie eigentlich schon gemerkt, dass Herbst wird. Da wird die Menschheit für gewöhnlich ruhiger, legt die Bein hoch und trinkt Tee, naja, Teile der Menschheit trinke Tee, annern Teile trinke nur dann Tee, wenn was drin is, wenn Sie verstehe.

Jetzt hatt mer gedenkt, de Sonnekönig un die Hofnarrn würde sich ein wenig zurückhalte, awer da hat die Hoffnung getroge. De Röder-Roland hat zwar zunächst erklärt, seine Dezernatsumbildung hätt er früher bekannt gebe müsse, dann wär Streit vermiede worde. Gut, hat mer gemeint, is der Blödsinn auch erledigt. Jetzt geht awer der Zirkus schon widder los, weil die CDU/FDP indirekt gerügt hat, dass de Roland Geschenke für Partnerstädte bei seiner Fraa gekauft hätt. Der hatt das awer alles vorher schon genehmige lasse, sagt er jedenfalls. Die Grüne habbe jetzt gekontert un behaupte, dass die CDU/FDP-Koalition nur deshalb fürs Innovations-Center ein hauptberufliche Vorstand bräucht, weil die CDU diesen Job der FDP im Rahmen der Koalitionsvereinbarunge verproche hätt, des hätte CDU-Leit selbst gesacht. Die CDU will awer davon gar nix wisse.

Wenn isch ehrlich bin, muss isch saache: Isch auch nit! Des is doch schon seit mehr als 40 Jahrn so, dass ein vernünftiger Mensch nur dann in die Ortspolitik geht, wenn er Äcker hat.

Wenn isch Äcker hätt, da könnste mich awer mal Politik mache sehe, mein Liewer, jedenfalls dann, wenn neue Baugebiete ausgewiese werde müsste. Awer so, ohne Grundvermöge un außergewöhnliche intellektuelle Fähigkeite bleib isch lieber uff meiner Couch un geh abends in die Wirtschaft anstatt zur Stadtverordneteversammlung. Un glaube Sie mir, mir mache uns an de Thek derart einer weiß, dass mer glaube könnt, mer wär auf de Mitgliederversammlung einer politischen Partei.

Nur dass bei uns alles viel gesitteter zugeht. Wenn da einer, nur zum Beispiel einmal, was ja nicht vorkommt, ein Tee bestelle würd, also an de Thek, dann würde mir ihn mit aller uns zur Verfügung stehenden Höflichkeit darauf hinweise, dass er nicht in einem Café ist, sondern in einem Etablissement, in dem Erwachsene verkehrn. Da könnt Herbst sein, wie´s will. Un das saach isch Ihne mit der der Jahreszeit angemessenen Ruhe un Gelassenheit.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad