Kunrad 151 Juli 18 Fußball-WM 2018

Kunrad 151

Gude, die Herrschafte,

ich warne Nichtfußballinteressierte schon emal vor, für jene ist das Nachfolgende ohne Bedeutung, lese Sie bitte gleich was anners.
Awer jetz emal unner uns Fußballverrückte: des mit dere Fußball-WM un unserne Nationalmannschaft war doch en Schlag ins Wasser. Isch hatt beim letzte Bericht nach dem Schweden-Spiel ja noch Hoffnung gehatt, awer dann kam die Kicker-Großmacht Südkorea un Cha bum, aus war´s!
Da de Löw Jogi widder mal keine Fehler gemacht hatt, war natürlich klar, dass er im Amt bleibt. Um ihn rum sin ja auch nur Leut seiner Gnaden, die das Wort „Kritik“ noch nie gehört habbe. Außerdem „hinnerfrage“ sich allerhand Mensche, die mit dem Schlamassel zu tun hatte. Wenn mer sich selbst fragt, weiß mer meist auch schon die Antwort.

Un dann die „Mannschaft“! Allein der Begriff is eine Bierhoff-Marketing-Erfindung, vielleicht eher e Biersuff-Erfindung. So wird die Nationalmannschaft in hunnert Jahr nit genannt. Sowas muss wachse wie die Nati in de Schweiz, die Elftal in Holland odder die Selecao in Brasilien. Des muss von allein komme un derf nit vorgegebe werde. Meine Vorschläg wärn insoweit „Die Jogi-Jünger“, in Anspielung an die geforderte Anpassungsfähigkeit der Spieler, odder „Die schwarz-weiße Bunte“, weil die Spieler zwar aus aller Herren Länder stamme, awer immer unser langweilisch Trikot trage müsse, odder „Die DFBolzer“, was ja am naheliegendste wär. Gut, isch geb´s zu, taugt alles auch nix!

Awer nit nur unser Jungs habbe`s nit verdient, mir alle auch nit. Was war denn das für e WM-Euphorie? Nur vereinzelte Public Viewings, un dann nur die deutsche Spiele, kein Jubel, kein Hupe, keine Anspannung, ei, des konnt von vornherein nix werde. Mir habbe´s all mitnanner sauwer vermasselt!
De Gewinner is vielleicht de Leroy Sane, der sei ungeheuerliche Ausbootung demütig (des mag er, de Jogi!) un nit mit de entsprechende Wut wie de Wagner (des mag er nit, de Jogi!) hingenomme hat. Vorn debei is auch de Lahm Philipp. Der is ja vom Tegernsee-Langweiler zum Chefkritiker mutiert. Losgepoltert hatt der, dass die junge Spieler nur Ich-AG`s wärn un straffe Führung bräuchte, dann würd schon alles besser. Fragt sich nur, was für e WM der gesehe hatt. Bei der WM, die isch verfolgt habb, warn ´s eher die alte, die´s verbockt habbe. Un, um es deutlich zu sache, nit nur de Özil, uff dem alle erumhacke. Argument war, dass de Erdogan- Besuch quasi für die schlechte Spiele verantwortlich gewese wär. Wenn des stimme dät, hätt ja de Müller drei Woche beim Erdogan verbringe müsse. Also, ewe is mal gut!

Zum Glück wird ja alles anners un besser. De Jogi analysiert sich selbst, un dann wird knallhart awer auch jeder Stein umgedreht…un dann wieder fein säuberlich auf sein Platz zurückgelegt. Am 6. 9. geht´s weiter, da beginnt die UEFA Nations League, ein Wettkampf der Nationen. Mir hatte Glück, mir müsse nur gege Frankreich ran. Un danach gege die Holländer. Eine super leichte Gruppe! Na dann, viel Spaß!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 150 Juni 18 FIFA-WM un Storchenachwuchs

Kunrad 150

Gude, die Herrschafte,

die Fußball-WM in Rußland war ja lang nix Gescheites. Dauernd 1:0 un langweilisch Gekick. Interessant war allenfalls es erste deutsche Spiel un das völig neue 2-8-0-System, also 2 Verteidiger, acht Mittelfeldspieler un kein Stürmer. Keine Ahnung, wieso das nit geklappt hat, jedenfalls war´s mal was anners! Dann wurd´s besser, es hat mehr Goaler, wie mer früher gesacht hat, gewwe un auch mir habbe Chance, doch noch weiterzukomme. Ob des geklappt hat, stand bei Niederlegung dieses Textes allerdings noch in de Sterne.

Tatsach is jedoch, dass mir nit nur e Storchenest an de Kläranlag habbe, nein, mir habbe jetzt sogar Nachwuchs. Drei Storchekinner gibt´s in de Familie Weißstorch! De Nabu hat gesacht, es wärn weder Koste noch Mühe gescheut worde, um die Familie Storch wieder heimisch zu mache .Jetzt bin isch als vogelkundlicher Dilettant am rätsele, wie se des mit dem Nachwuchs angestellt habbe. Hat de Nabu dene Störch was Lust Steigerndes ins Futter getan odder was Anregendes ins Nest gelegt? Isch bin da üwerfragt. Noch doller is, dass die Nabu-Leut genau wisse, dass es an Ostern zur Paarung gekomme sein soll, anschließend hätt´s die Eiablage gegebe un kurz vor Pfingste nach 32 Tage Brutzeit wär der Wurf da gewese. Naja, Wurf is wahrscheinlich falsch, es sin ja Eier. Egal, awer woher wisse die Nabu-Freunde das so genau? Habbe die die Störch Tach un Nacht beobacht odder gibt´s da e Kamera? Ach, wenn isch des nur wüßt, wär´s mir wohler.

Vielleicht sollt isch´s auch emal als Birdwatcher, also Vogelbetrachter, probiern. Normalerweise hab ich´s ja mehr mit de Flora un beobachte die Tulpe in de Wertschaft, awer so e paar Vögel hinnerher zu jage, könnt ja auch interessant sein. Auf de anner Seit: die fliege am Himmel un isch nur aus de Kneipe. Da sin die Unnerschiede doch beachtlich. Ach wisse Sie, isch überlass das besser de Fachleut un lass de Storch en gute Mann sein. Insbesondere in de Ferienzeit bin isch ja ein sogenannter Beinhochleger, un das beißt sich mim Vögelhinnerherjage.

Zu guter Letzt noch de Hinweis, dass das hier de 150. Kunrad war, also habbe sich womöglich Leut, dene das nit gefällt, schon 150 mal uffgeregt. So hart kann´s Lebe sein!
Isch wünsch Ihne jedenfalls ein schöne Sommer.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 149 Mai 18 Straßebeitragsaus un Rodau-Markt

Kunrad 149

Gude, die Herrschafte,

die Straßebeitragssatzung is vom Tisch! Was hatte mir all wege dieses Themas diskutiert un uns die Finger blutig geschriebe, un schon is alles anners. De Landtag hat gesacht, dass diese Satzunge eigentlich Blödsinn sin, awer die Kommune die Beiträg erhebe dürfe, nit müsse. Es Regierungspräsidium kann uns also insoweit keine Vorschrifte mehr mache. Gott sei Dank!
Natürlich hat diese Anforderung vom Regierungspräsidium die Stadt viel Geld gekost. Satzunge musste erarbeitet, Bürger informiert un tagelange Diskussione geführt werde. Jetzt könnt mer dem Herrn Regierungspräsident die Rechnung dadefür stelle. Der wird awer nur sache, sich an die Buchstaben des Gesetzes gehalte zu habbe. Da kannst du nix mache, es hat ja in Deutschland Tradition unerbittlich nach diesen Buchstaben zu handele. Wenn heut, nur zum Beispiel, in einem Gesetz versehentlich geregelt werde würd, dass de Tag ab sofort in de Nacht stattfindet, würde nachts alle Lampe abgeschalt. So sicher wie de Paragraph im Gesetzbuch!

Gut, anner Thema: Die Stadtbelebung schreitet voran! Am Oweräirer Rathaus gibt´s jetzt donnerstags den sogenannte Rodau-Markt. De Clou dadebei is en Woistand mit Sitzgelegenheite. Isch bin grad letzte Donnerstag gege halb drei nachmittags mal vorbeigefahrn, wobei sich das von mir erwartete Bild ergab. Die Händler warn schon am Abräume, awer Etliche habbe noch dagesesse un Woi getrunke. Auch wenn, was isch nit hoff, alle annern Ständ wege mangelnder Nachfrage die Flatter mache, der Woistand, der bleibt. Zu sage: „Isch muss heit emal zum Rodau-Markt!“, is ja eine der besten Ausreden, sich schon vormittags Alkohol, sprich: Woi einzuverleibe. Da sollte mer ähnliches in Orwisch angehe, damit die nit nach Oweroure müsse, um schon vormittags mal…Sie wisse schon, was isch meine.

Angesichts dieser Erfahrunge sollte unser Stadt im Rahmen der Umgestaltung des Bereichs Rathaus/Kulturhall die dauerhaft Einrichtung eines Woistands oder Woilokals ins Auge fasse. Für nit so ganz kultivierte Leut wie misch sollt allerdings der zusätzliche Ausschank von Bier Genehmigungsvoraussetzung sein. Angesichts der vor Ort herrschenden gastronomischen Wüste müsst so eine Einrichtung ein sagenhafte Erfolg werde. Isch dät jedenfalls ab und zu mal vorbei gucke.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 148 April 18 Orwischer Post

Kunrad 148

Gude, die Herrschafte,

es herrscht ja einige Aufregung um die Schließung der Postfiliale in Orwisch. Jetzt hatt die Post schon in Oweroure ihr Dependance geschlosse un alles außer de Bankgeschäfte an ein sogenanntes Postlädchen abgegebe. Des war erst an de Kersch un is jetzt am Bahnhof. Bei solchen Lädchen ist anscheinend Grundvoraussetzung, dass wenig Parkplätz vorhande sind. Deshalb sin viele Oweräirer gleich nach Orwisch gefahrn, wenn se was Wichtiges zu verschicke hatte.

Das brauche se jetzt nicht mehr, weil die Filiale am Festplatz zugemacht un ein Postlädchen in de Traminer Straß aufgemacht wird, das die oben benannte Grundvoraussetzung zweifelsfrei erfüllt. Verstanne hab isch das Ganze awer zunächst nit. Egal, wann isch in de Orwischer Post war, es war immer voll, manchmal habbe die Leut uff de Gasse gestande. Un so eine Filiale macht die Post zu. „Ei, sin dann da all neewer der Kapp?“, hab isch gedacht. Könnt mer ja meine. Naja, es gibt da des Problem, dass in so einer Filiale auch die Postbank is, die mit de Post nicht unbedingt was zu tun hat. Un meistens sin diese Filiale solche der Postbank. So hat mir des jedenfalls jemand verzählt. Un jetzt kommt de Clou. Die Postbank gehört nämlich de Deutsche Bank. Un damit is eigentlich schon alles gesacht. Was da los is, dürfte hinlänglich bekannt sein. Letzt hat einer an de Thek gesacht, jeder Obstlade würd besser geführt als die Deutsche… isch bin lieber ruhig, sonst reg isch mich widder so uff. Jedenfalls soll sich die Filiale für die Postbank nit rechne un deshalb mache se zu, wahrscheinlich kriege se von de Deutsche Post (des is die anner Postfirma) nit genug Geld für die Postdienste, die mit de Bank wiederum nix zu tun habbe. Ja, da raucht einem schon de Schädel! Protestiern könne eigentlich nur die Postbankkunde, die nach Dietzebach müsse, wenn se wichtige Postbankgeschäfte zu erledige habbe. Mir müsse halt sehe, wie mir mit de Postlädchen zu Recht komme. Dazu ein saudummes Rätsel: „Was is de Unnerschied zwische Rödermark un annern Orte?“ Antwort: „Andernorts geht die Post ab, in Rödermark hingege haut die Post ab!“ Gut, des is jetzt nit grad ein mords Knaller, awer für de April geht er grad so durch!

Jener April war ja fast schon sommerlich, mer konnt sogar abends drauße sitze. Wenn mer sich uff de Orwischer Festplatz gesetzt hätt, hätt mer die Postfiliale wehmütig betrachte und seufze könne. Isch muss Ihne awer gestehe, dass isch mich stattdessen in en Biergarte gehockt hab. Awer e bißje geseufzt, hab isch auch.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 147 März 18 Bahnhofsklo und Feldschützin

Kunrad 147

Gude, die Herrschafte,

bei uns tut sich derzeit Bemerkenswertes. So habbe mir am Oweräirer Bahnhof eine öffentliche Toilette, die uns jährlich 17.000 Euro an Unterhaltung koste würd. Hätte die Stadt das nicht mitgemacht, hätte sie die Baukoste zurückzahle müsse. Also bei so em Jahresbetrag kann mer sich das schon überlege, so teuer kann ja die Blechbüchs nit sein. Jetzt frag isch mich awer, wie komme dann jährlich Unterhaltungskoste in der Höhe zustand. Des sin knapp 46,50 Euro am Tach. Also da kannst du einige Liter Wasser un wahrscheinlich hunnerte Rolle Klopapier kaufe. Was wird in dem Bahnhofsklo getriebe, dass solche täglichen Kosten anfalle? Odder sieht der abends so schlimm aus, dass er täglich geputzt werde muss? Offe gestanne, will isch des gar nit so genau wisse. Interessant is dabei nur, dass im Bahnhof vom Käufer eine öffentliche Toilette zur Verfügung gestellt werde muss. Die Stadt hat nur vergesse zu vereinbarn, bis wann. So wie es mit der Bahnhofswirtschaft aussieht, kann des nur noch e paar Jahrzehnte dauern. Da is quasi de Zug abgefahrn!

Zu erwähne is auch, dass mir jetzt eine Feldschützin habbe, die üwer Feld, Wald un Flur wacht. Die prüft auch, ob die Hunde angeleint sin, wobei gesacht wird, dass sie bei de Kontrolle stets in Begleitung unnerwegs sein wird. Wahrscheinlich deshalb, weil es so Volltrottel gibt, die zur Steigerung ihres ohne Hund nicht vorhandenen Selbstbewusstseins saugefährliche Rottweiler odder Bullterrier mit Leine führe, die auch zum Abschleppe von D-Zug geeignet sin. So Leut zu kontrolliern, is wahrscheinlich nit grad vergnügungssteuerpflichtig! Awer notwendig scheint mir das schon, damit die „Er-will-doch-nur-spiele“-Nervbacke endlich mal wisse, wo´s lang geht.
Vielleicht macht ja auch die Feldschützin die geheimen Pfade frei, die de Osterhas benutzt, wenn er Eiertransporte durchführt. Womöglich kriege mir deshalb dann ab sofort deutlich mehr Ostereier als je zuvor. Also, wenn das passiert, dann geht mir auch die Bahnhofstoilette grad an einem hier nicht zu nennende Körperteil vorbei.
Frohe Ostern!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 146 Februar 18 Grippe, Byke-Leihräder un Sprachsysteme

Kunrad 146

Gude, die Herrschafte,

isch bin e Woch zu spät, weil ich darnieder lag, wie mer so schön in manchem Heldenepos formuliert. Jedenfalls sin aus mir an alle mögliche Stelle zähe Flüssigkeite unbegrenzter Menge un unbekannten Aussehens herausgelaufe, teilweise auch unter Husten- und Schnupfenanfällen. Stichwort: Männergrippe! Isch würd Ihne gern Näheres genauer schildern, awer des heb isch mir für die Apotheker-Zeitung, die AOK-Bravo uff.

Es gibt nämlich Interessantes aus unserer Stadt zu berichte. Mir habbe jetzt Leihfahrräder der Firma Byke, wie annere Großstädte auch. Die sin so gelb-blau un stehe irgendwo am Straßerand, an de Kulturhall odder de Bahnhöf rum. Die Sach hat awer ein Hake! Du musst dir nämlich die Byke-App runnerlade, dann musst du irgendein Code einscanne un erst danach schließt sich des Rad uff. Korz gesacht musst du erstmal mit deinen Leihfahrrad telefoniern, bevor de losfahrn kannst. Bei mir scheitert das Ganze schon am Telefon. Mich kannst du nur daheim anrufe odder in de Stammkneip, mei Leihfahrrad telefoniert somit ins Leere.

Passend dazu hab isch letzt Woch gelese, dass diese technische Sprachsysteme große Probleme mit dem Dialekt habbe. Mer kann´s ihne vielleicht beibringe, awer derzeit verstehe die von unserm Dialekt kein Brumm. Eine große Chance für unser Platt, brauche mir doch für die Verschlüsselung kein Riesengeld auszugebe, sondern nur schwätze, wie uns de Schnabbel gewachse is. Wahrscheinlich kann mer so e Sprachsystem ganz schnell zur Weißglut bringe. Isch stell mir folgende Frage vor: „Siri oder Alexa, kannst du mir sache, ob die Bauwert schun es Noachtdibbsche ausgeleert hott?“ Also uff die Antworte wär isch gespannt! Un wenn dann die Siri/Alexa nach de zehnte Wiederholung langsam anfängt zu dampfe, tät isch die Frage umformuliern: „ Siri oder Alexa, kannst du mal de Jeff Bezos (Anmerkung: Des is de Präsident von amazon un somit de Chef von de alexa) frache, ob er eigentlich weiß, ob die Bauwert schun es Noachtdibbsche ausgeleert hott?“ Würd mich echt interessiern, ob so e Gerät dann anfängt, den Fragenden zu beleidige odder rumzupöbele. Noch besser wär natürlich, wenn de Herr Bezos de ganze Tach mit de Bauwert un ihrm Dibbsche genervt werde würd. Wär ganz bestimmt ein Heidenspaß! Dazu muss mer sich awer so e Ding anschaffe, das einem morgens sacht, dass Morgen ist, un abends erklärt, dass dunkel werde könnt. Womöglich könnte Sie als Besitzer eines solchen, im Grunde völlig überflüssigen Geräts dasselbe mal frache, wieso de Kunrad eigentlich so en Simbel is. Also wenn die Siri oder Alexa da druff e Antwort weiß, sache Sie mir bitte Bescheid.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 145 Januar 18 Dicke Neujahrs-Köpp un Spielzeuglade-Ranking

Kunrad 145

Gude, die Herrschafte,

Prost Neijoahr nachträglich von mir! Wie sagte dazu passend ein wenig gut aussehende Herr an de Thek: „Isch hab am Neujahrstach immer de selwe dicke Kopp, deshalb muss isch zwangsläufig davon ausgehe, dass des Joahr genauso bleed werd wie die annern devor!“ Was willste zu so tiefschürfende Erkenntnisse sache, außer vielleicht…“Naja, als weiter!“

Un doch gibt´s Neues: Mir habbe nämlich mit dem Spielzeugladen Nowak das „Fachgeschäft des Jahres 2017“! Rödermark ist somit in Sache Spielzeug deutschlandweit Spitze. Endlich mal was, wo mir vorne sin. Normalerweise nehme mir solche Spitzeplätze ja gern bei de Höhe der Kommunalabgabe un Schulde ein. Mir warn ja auch, wie Sie an dieser Stelle erfahrn konnte, bei de Kriminalstatistik des Landkreises uff em vorderste Rang.

Es is in diesem Zusammehang festzustelle, dass dieses sogenannte Ranking, also so Tabelle, wer vorn un wer hinne is, sehr modern geworde is. Es gibt ja zunehmend Fernsehsendunge, die nur nach diesem Prinzip funktioniern. Bei der Show „Die hunnert dickste Köpp nach Silvester“ hätt der vorn geschilderte Thekesteher wahrscheinlich de Erste gemacht. Isch könnt mer da einige mords Fernsehknaller vorstelle. Also vielleicht „ Die 400 dümmste Ausrede fürs Zu-spät-Heimkomme“ oder „Die 800 pünktlichste Züg vom RMV“. Naja, bei letzterem müßte se schon schwer suche. Ganz korz wär die Sendung „Die hunnert schönste Kneipe Rödermarks“. Da wär schon allein wege der zu geringen Anzahl der üwerhaupt vorhandene Wertschafte die Sach vor de erst Werbepause erledigt.
Bei „Die 4000 blödsinnigste Thekegespräche“ wär isch wahrscheinlich bei 1000 Nummern debei. Mein Nachbar hingege wär Nummer Eins bei „Die größte Gottesdienstschwänzer Süddeutschlands“ und „Hessens erfolgloseste Rosezüchter“. Vielleicht hängt das ja auch miteinanner zusamme. Bei „Deutschlands umständlichste Bürger“ gäb´s womöglich e Ortsporträt von Eppertshause, bei „Hollywoods schönste Partnerstädte“ hätte hingege die Messeheiser die Nase vorn.
So kann mer alles in Reihefolge bringe un damit so tun, als wär alles zu berechne und zu vergleiche. Dabei weiß mer doch, dass das nie gehe kann, weil nur das vergleichbar is, was mer von vornherein vereinfacht un auf Ausschnitte reduziert.

Mit einer solchen Weisheit kann isch Sie beruhigt ins Restjahr entlasse. Isch wünsch uns all, dass 2018 in der Sendung „Die schönste Jahre des 21. Jahrhunderts“ eine Spitzeposition einnimmt.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 144 Dezember 17 Jahresrückblick un Besinnlichkeit

Kunrad 144

Gude, die Herrschafte,

geht´s Ihne auch so, dass Sie Vergangenes zeitablaufmäßig völlig falsch einschätze. Also, ich hätt die Borjemoasterwahl anfangs des Jahres 3 Jahr zurückverlegt, so lang scheint mir des vorbei zu sein. Scheinbar vergeht bei mir die Zeit langsamer als bei annern. Liegt des am Stoffwechsel, an de Gene oder an einer beginnenden Krankheit? Isch will´s gar nit wisse, es is mer egal, un die Krankheit kann Name habbe, wie se will. Es intressiert mich nit.

Die annern Rödermärker Theme von diesem Jahr erscheine deshalb nit ewig vorbei, weil´s Dauerbrenner sin. So die neue Baugebiete Hainchesbuckel, Gaswerk oder was weiß isch noch alles. Oder die Straßebeitragssatzung. Da hat sich doch tatsächlich was getan. Wie von mir un annere gefordert, konnt mer jetzt doch de städtische Anteil an de Koste uff 50 % erhöhe. De Regierungspräsident hat womöglich gemerkt, dass es mit de rechtliche Grundlage von dene Zwangsbeiträg doch nit so weit her is. Mer waases nit, un was Genaues wird dir auch keiner sage.

Somit könne mir uns jetzt adventlich un beruhigt zurücklehne, um die besinnlich Zeit zu genieße. Mei Fraa hat jetzt gesacht, isch sollt jetzt auch emal besinnlich werde. Befragt, wie mer des macht, hat sie geantwort: „Indem mer sich nit wie du Alkohol dorsch de Kopp gehe lässt, sondern tiefsinnische Gedanke!“ Isch sach Ihne, ich hätt da eine passende Entgegnung parat gehabt, hab awer daran gedacht, dass die Vorweihnachtszeit doch eine solche is, in der Friede, Vergebung un Barmherzigkeit Vorrang habbe. Also hab isch nix von einer dumm Sunn, die zu ihre Lebzeite noch nie ein gescheite Gedanke gehabt hat, gesacht. Reine Selbstbeherrschung! Isch hab mir dann e paar Plätzjer durch de Kopp gehe lasse un mich tatsächlich besonne, dass es uns doch gar nit so schlecht geht. Wenn mer die arme Deiwel jeden Abend in de Nachrichte sieht un die Not, die die Mensche aus ihrne Heimat fortreibt, dann muss mer hier mehr als zufriede sei. Deshalb wünsch ich Ihne auch e bißje Ruh un e groß Stück Zufriedenheit. Zusätzlich noch en schöne Restadvent, e frohe Weihnacht un e neues Jahr, das so schön wird, dass sie es gar nit glaube wolle.
Bleibe Sie so, wie sie werde wolle!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 143 November 17 Straßebeitrag un REWE-Markt

Kunrad 143

Gude, die Herrschafte,

jetzt is es raus! Die Straßebeitragssatzung kostet den durchschnittlichen Rödermärker Hausbesitzer zwische 100 un 200 Euro im Jahr, jedenfalls nach der Modellrechnung in de Bürgerversammlung. Es hat da auch recht Streit üwer die ganz Sach gegebe, die Stadt hat awer wieder ihr übliches „Mir könne nix dezu un mir wolles auch nit“ in de Saal gerufe. Das is ja wohl wirklich so, awer die Stadt könnt doch an annerer Stell uns widder Geld zurückgebe, beispielsweise bei de Grundsteuer odder sonst wo. Da hörst du natürlich nix von de Verantwortliche. Letzten Endes is das keine schlechte Sache für de Magistrat, kriegst mehr Geld von de Bürger un kannst nix dezu. Das is quasi eine Schutzschirm-Zwangseinnahme. Da is es Regierungspräsidium dran schuld, un fertisch!

So was habbe mir ja oft im Beitragswesen, irgendwer kriegt aus unerfindlich Gründe Geld eraus. Die Multimillonärn beispielsweise bekomme ja auch jährlich ein Haufe Steuern auf Koste der Normalbürger geschenkt un keiner weiß warum, wahrscheinlich aus soziale Gründe. Odder weil sie wege ihrm schlechte Gewisse gezwunge sind, de Parteie Geld zu spende, die arme Leut. Das scheint ein undurchdringliches System zu sein.

Unsereinem is der Kram ja zu kompliziert, mir mache uns um das Naheliegende Gedanke, so wie zuletzt um de REWE-Markt in de Kapellestraß. Ei, mer meint ganz Waldacker steht Kopp wege de Umzugspläne, die de Magistrat ins Spiel gebracht hat. Da wird als neuer Platz es alte Gaswerk bei de TG gehandelt. Da kommt mer, so hat´s geheiße, von de Hoabach schlecht hin. Liewer würde die Waldackerer dann angeblich nach Dietzebach, in die Kreis- un Blitzer-Stadt fahrn. Von de Planer wird dabei tatsächlich mit dem Gedanke gespielt, uff es Dach von diesem neue Markt Wohnunge zu baue. Mein liewer Herr Gesangverein! Isch weiß nicht, ob sich die Fraa oder de Herr Rewe uffs Dach steige lasse will, unabhängig von de zu erwartende Lärmschutzklage der Mieter. Isch kenn auch keinen, der gern üwer einem große Einkaufsmarkt wohne will. Noch dezu müsst die Famile Rewe bescheuert sein, ein Markt, der quasi von morjends bis awends voll is, irgendwo anners hin zu baue. Schwierig würd´s nur, wenn de Vermieter in Richtung Fraa odder Herr Rewe sache würd: „De erste is de letzte – raus!“. Dann bräucht mer natürlich e Alternative, sonst hätte mer schon widder en Markt weniger. In so einer Situation ginge narürlich auch die Hoabacher Proteste ins Leere. Awer, wie immer, mer waases nit so genau. Vielleicht frag isch mal de Herr Tie, der hat ja auch so Kaufhäuser, ob der was weiß, odder guck mal ins Telefonbuch un ruf die Rewes an. Vielleicht zeige se mir dann de Mietvertag. Dann sag isch Ihne sofort Bescheid.
En schöne Advent!

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad

Kunrad 142 Oktober 17 Nonkonformistisches Oktoberfest

Kunrad 142

Gude, die Herrschafte,

warn Sie diesjahr eigentlich uff de Herbstfastnacht? Sie wisse schon, was ich meine, diese allgemeine Verwandlung von einstmals unschuldige Mensche in fesche Dirndln un stramme Lederhose-Buam, die mer auch als Oktoberfest bezeichnet. Des is ja so e Sach. Da tun die Leit so als wärn se all aus Bayern un hätte nix anners zu schaffe, als Weißwürst zu esse un Literkrüg Bier in sich nei zu stürze.

Des war ja früher ganz anners, da bist du uff e Feier gange, die hieß Oktoberfest, da hast du dich gar nit groß umgezoche un bist grad so hie, wie uff jed anner Feier auch. Heutzutach awer hat uns die Freizeitindustrie voll im Griff. Wenn du uff so e oktoberliches Treibe gehe willst, musst du passend angezoge sei. Un so e Dirndl odder e Lederhos, des kost schon recht Geld. Mir Deppe lasse uns ja ständig für jeden Blödsinn es Geld aus de Tasch ziehe.

Isch wollt auch zum Oktoberfest un hatt aus Protest schon e schwarz Hos un en Pullover angezoche, awer meu Fraa hat gesacht, so ging se mit mer nit aus em Haus. Sie hatt mer auch e anlassbezogen gekauftes blau-weiß kariertes Hemd un Hoseträger un was weiß isch noch alles bereit gelegt. Isch hab des awer partout nit angezoche, schon desdewege nit. Oh, was ein Zirkus wege dem Oktoberfest! Korz un gut, mir sin daheim gebliewe un meu Fraa red seitdem nix mehr mir mir. Un all des wege dem pseudobayrische Affetanz. Um des wieder gut zu mache, muss isch wahrscheinlich an Halloween, auch so ein von de Industrie geförderte Blödsinn, als Kürbis durch die Gegend falle un „Süßes odder Saures“ rufe.

Isch hebb nix gege die Feiern, isch glaub de Veranstalter is des auch völlig egal, wie isch da ankomm, awer der soziale Druck, der nervt mich. Isch werd nie mehr an Fastnacht gege ein was sage, der im feine Zwirn daherkommt. Isch geh nämlich jetzt zu de Nonkonformiste, also zu dene, die immer dagege sin. Da laß isch mir was einfalle! An Halloween komm isch als Nikolaus, an Weihnachte als Clown, an Fastnacht mim Anzug, im Summer mim dicke Mantel, un am Oktoberfest mit de schwarz Hos un em Pullover.

Uff de anner Seite, Spaß macht des ja auch nit! Wisse Se was, isch guck mer vielleicht doch mal des blau-weiß karierte Hemd un die Hoseträger an. Wer weiß, vielleicht steht mer´s ja doch? Außerdem muss isch meu Fraa frage, wo meu gefütterte Schuh sin, es wird ja jetzt kälter.

Meine Verehrung

Ihne Ihrn Kunrad